antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Ein Lichtstrahl:
Zeit für Genf

Yasser Abed Rabbo (im Epilog des Sammelwerks "Von Gaza nach Genf", herausgeg. v. R. Bernstein)

Mehr als vier Jahre lang hat die politische Rechte in Israel unter Führung von Ministerpräsident Ariel Sharon zur Schwächung der Friedenskräfte auf der palästinensischen und israelischen Seite beigetragen. Leider wurde sie dabei von einer uninteressierten US-Administration unterstützt.

In seiner Rede zur Amtseinführung versprach Sharon der israelischen Öffentlichkeit, dem palästinensischen Aufstand in hundert Tagen ein Ende zu setzen. Ich glaube, dass er etwas anderes meinte. Er wollte die Potentiale, die einen Friedensvertrag in der Region erreichen wollen, durch das grundlose Mantra ausschalten, dass es keinen palästinensischen Friedenspartner gebe.

Es war dieses Mantra, ergänzt durch unsere tiefe Verpflichtung, durch Verhandlungen den Konflikt zu beenden, der unser Bemühen bewirkte, die Genfer Initiative vorzustellen. Mit dieser Initiative haben wir ein Blaupause-Modell für einen Schlussvertrag auf der Grundlage zweier Staaten für zwei Völker präsentiert. Seit ihrer Vorstellung ist die Genfer Initiative ein integraler Teil der politischen Debatte in Palästina und in Israel geworden. Die Friedenslager auf beiden Seiten sahen in der Initiative das angemessene Instrument gegen die Behauptung, von Kräften der Dunkelheit auf beiden Seiten erhoben, dass es keinen Partner für den Frieden gebe, und die statt dessen für eine Situation eintraten, in der beide Völker auf ihre gegenseitige Zerstörung zusteuern.

Die Initiative kam darüber hinaus als eine direkte Botschaft – eine gemeinsame palästinensisch-israelische Botschaft – an das Quartett und den Rest der Welt. Sie erklärte, dass Frieden machbar ist und dass die beiden Parteien die Fähigkeit haben, einen Vertrag darüber zu erreichen, wie eine Schlussvereinbarung aussehen kann. Es ist deshalb kein Wunder, dass die Genfer Initiative als das einzige Zeichen der Hoffnung verstanden worden ist, ein Lichtstrahl, der sich durch den Tunnel der Dunkelheit der gewalttätigen und blutigen Kraftprobe bahnt, der die letzten viereinhalb Jahre charakterisierte.

Mehr noch: Es war die Genfer Initiative, die Ministerpräsident Sharon dazu veranlasst hat, seinen unilateralen Abkopplungsplan für den Gazastreifen und die nördlichen Teile der Westbank vorzulegen. Sein Chefberater Dov Weissglas sagte es offen, als er zugab, dass der unilaterale Abkoppelungsplan aus der israelischen Furcht vor einer wachsenden internationalen Unterstützung der Genfer Initiative geboren worden sei. Sharon war nach den Worten von Weissglas in Sorge darüber, dass internationaler Druck auf Israel auf der einen und das wachsende Phänomen der Weigerung von Soldaten, in den besetzten Gebieten Dienst zu tun, auf der anderen Seite zu katastrophalen Ergebnissen für Israel führen werde. Nachdem Israel jetzt den Gazastreifen verlassen hat, stellt sich die Frage: Was nun?

Es ist die Aufgabe all derjenigen, die den Frieden in Israel, in Palästina und in den übrigen Teilen der Welt unterstützen, zusammenarbeiten und sicherzustellen, dass Gaza zuerst niemals Gaza zuletzt wird und dass weitere Schritte unternommen werden, damit ein Schlussvertrag zwischen beiden Parteien erreicht wird. Wir sind fest davon überzeugt, dass der einzige Weg zu einem völligen Erfolg des Rückzugs aus Gaza der ist, der zu einer Zweistaatenlösung entlang der Grenzen von 1967 führt. Jedes andere Arrangement wie ein palästinensischer Staat in vorläufigen Grenzen, wie ihn Sharon vorgeschlagen hat, wird nur zu weiterer Gewalt führen. Er birgt die Zutaten für neuerliche Explosionen und harte Kraftproben zwischen beiden Seiten in sich.

Anders als die Osloer Vereinbarungen, die Schlussvereinbarungen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, beschreibt die Genfer Initiative die Details eines Endvertrages. Deshalb steht sie in vollem Einklang mit der dritten Phase der Road Map und mit Präsident Bushs Vision einer Zweistaatenlösung. Der Abzug aus Gaza muss der erste Schritt zur Vollendung der Road Map und der Vision von Präsident Bush sein. Der Friede kann in der Region nur durch die Schaffung eines unabhängigen und lebensfähigen palästinensischen Staates in den 67er Grenzen mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt erreicht werden.

In diesem Kontext blicken wir Palästinenser auf den israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen. Er ist ein wesentlicher Schritt, aber ihm müssen weitere wesentliche Schritte folgen. Erst sie schaffen eine Atmosphäre, die der Wiederaufnahme von Endstatusgesprächen förderlich ist. Nur mit Hilfe eines Vertrages können wir den Konflikt beenden, nicht durch einseitige Schritte oder Aktionen, weil diese das Ergebnis jener Gespräche präjudizieren würden. Genau deshalb sind wir Palästinenser energisch gegen Israels Trennungswall in der Westbank und gegen Israels Siedlungspolitik in der Westbank. Der Rückzug aus Gaza muss eine geschichtliche Lektion an die israelischen Siedler bilden. Wie lange auch immer sie in den besetzten Gebieten wohnen: Der D-Day für ihren Abzug wird kommen, ob unilateral wie in Gaza oder durch einen Friedensvertrag, den beide Seiten eines Tages erreichen werden.

Doch bis der Tag kommt, an dem der Endvertrag unterzeichnet wird, haben wir alle Gründe der Erde zu der Sorge, dass der israelische Rückzug aus Gaza nur der Kontrolle Israels über die Westbank dienen soll, während Ost-Jerusalem isoliert und in ein palästinensisches Ghetto verwandelt werden soll, das durch Mauern und Barrieren zerrissen ist. Was Israel nach Gaza tun könnte, ist schlicht, die Westbank in isolierte Bantustans zu zerfetzen, und eine ethnische Säuberung indirekt dadurch zu fördern, dass Hunderttausende Palästinenser gezwungen werden, ihre Häuser zu verlassen, um nach besseren Lebensbedingungen im Ausland Ausschau zu halten, und die Potentiale für die territoriale Einheit eines künftigen palästinensischen Staates zu zerstören. Diese Sorgen dienen weiter als Elemente des Misstrauens und werden mit Sicherheit eine neue Runde der Konfrontation auslösen. Wir alle müssen zusammenarbeiten, um ein solches apokalyptisches Szenario zu verhindern.

Unilateralismus kann niemals einen Konflikt lösen. Er mag bei der Lösung von Teilproblemen erfolgreich sein, aber wenn er es tut, sät er weitere Konflikte in späterer Zeit. Nur bilaterale Verhandlungswege und eine vereinbarte Regelung können den Konflikt beenden. Sie ist möglich. Sie ist machbar und je eher, desto besser für uns alle.

Yasser Abed Rabbo

Mitglied des Exekutivkomitees der PLO
Vorsitzender der „Palestinian Peace Coalition“

Ramallah, im August 2005

Video wm-files:
[Yasser Abed Rabbo] [
Dr. Hanan Ashrawi] [Dr. Saeb Erakat]

Unvorhergesehene Veränderungen:
Israelische Gewissensproben
Shimon Peres und andere einflussreiche Mitglieder aus der Alten Garde der Arbeitspartei sind diesem Ruf bereits erlegen. Yossi Sarid hat mit dem Ausstieg aus dem linken Zweckbündnis aus "Meretz" und "Yachad" gedroht, weil er dem populären Sharon den Sieg bei den kommenden Wahlen zutraut und mit von der Partie sein möchte...

Der Autor ist Historiker und verantwortet die Homepage www.genfer-initiative.de.

hagalil.com 01-12-2005

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved