Fasttag:
Gedaljas ErmordungVon Yizhak
Ahren, Köln
Im Monat Tischri finden wir mehr Feiertage als in jedem
der anderen Monate und auch mehr Tage, an denen man fasten soll. Es kommt
sogar vor, dass wir in einer Woche zweimal fasten, und zwar am Sonntag und
an dem folgenden Schabbat. Dies ist der Fall, wenn Jom Kippur auf Schabbat
fällt; dann wurde Rosch Haschana am Donnerstag und Freitag gefeiert, und man
verschiebt Zom Gedalja, der sonst am Tag nach Rosch Haschana begangen wird,
auf den Sonntag.
Dieser Fasttag, Zom Gedalja, wurde von unseren Weisen zur
Erinnerung an den Mord an Gedalja Ben Achikam festgesetzt. Die Geschichte
dieser folgenreichen Untat, die kurze Zeit nach der Zerstörung des ersten
Tempels vor mehr als 2.500 Jahren von einem Juden begangen wurde, kann man
im Buch des Propheten Jirmija (Kap. 40-43) lesen. Uriel Simon hat am Ende
seiner lesenswerten Studie über diese traurige Episode (sie ist abgedruckt
in Simons Buch "Bakesch Schalom Veradfehu", Tel Aviv 2002) bemerkt, dass Zom
Gedalja uns die Möglichkeit geben soll, die schrecklichen Verbrechen, die in
der Vergangenheit begangen wurden, gründlich zu durchdenken, so dass wir
gestärkt werden, um die Realisierung solcher Greueltaten in der Gegenwart
verhüten zu können.
Rabbiner S.R. Hirsch hat 1837 in seinem Werk "Chorew"
(§237) die historische Begebenheit im Stil seiner Zeit wie folgt
beschrieben: "Die Stadt war eingenommen, der Tempel zerstört, des Volkes
Kern nach Bawel geführt, gekühlt des Eroberers Wut, er war gegen den Rest
milder gestimmt, so dass er dem Rest ein Bleiben im Land gab, und, aus ihrer
eigenen Mitte, ihnen den Gedalja Ben Achikam als Leiter vorsetzte. Gedalja
erkannte die Israelaufgabe in Beziehung zu den Völkern, in deren Hand Gott
sie gab, wie sie nichts anderes ist, als ein williger Gehorsam, darin selbst
Gottergebung bezeigend, achtend die Macht, durch die Gott züchtigt, und
gefügig sich dem Plan hingebend, den Gott durchs Galut heranreifen lässt;
den Fürsten und Ländern gute, treue, nützliche Untertanen und Landesgenossen
zu sein, und es Gott anheimzustellen, dass Er das Herz der Fürsten und
Völker zur Milde lenke, auf dass sie in dem ihnen hingegebenen Volk den
leidenden Menschen achten, und die Wunden heilen lernen, die sie selber
geschlagen haben. Wie es ja Jirmijahu (Kap. 29) auch den nach Bawel
Gewanderten als Gottes Willen verkündigte: 'Suchet das Wohl der Stadt, wohin
Ich euch geführt...', und dieses Eingehen in Gottes Plan von Zidkijahu
selbst während der Belagerung noch als Preis für der Stadt und des Tempels
und die eigene Erhaltung gefordert worden. Darum schwur Gedalja, als
babylonischer Beamter, dass sie dem Kasdischen Staat nur treu dienen mögen,
so werde es ihnen gut ergehen. Aber selbst der zurückgebliebene Rest des
Volkes konnte sich zu diesem freiwilligen, gefügigen Eingehen in Gottes Plan
nicht erheben.
Jischmael Ben Netanja, fluchwürdigen Andenkens, erhob
sich, - von Eifersucht und fremdem Einfluss aufgestachelt, und nicht achtend
seines Fürsten, des Königs von Bawel Willen, ja vielleicht eben ihm
trotzend, und tötete meuchlings Gedalja und alle Jehudim und Kasdim, die um
ihn waren. Dass aber die übrigen, wenngleich nicht eine so verruchte
Gesinnung, so doch die Grundgesinnung des Nichteingehens in Gottes Führung
teilten, und, wenngleich aller Selbständigkeit im Äußern beraubt, dennoch
auf menschlich selbständige Weise ihre Verhältnisse begründen wollten, das
zeigte sich wieder in dem Widerspruch, in den sie alle einstimmten, gegen
Gottes durch Jirmijahus Mund ihnen verkündeten Befehl: auch jetzt noch, nach
so großer Verschuldung, der Milde des Newuchadnezar zu harren, im Land zu
bleiben und ihm gefügig gehorsame Untertanen zu sein; und der Untergang von
ihnen allen, gerade durch den Weg, den sie selbständig einschlugen, war eine
Folge ihres Wahns, der nur das als Gottes Willen erkennen wollte, was ihrer
eigenen Kurzsichtigkeit entsprach. (Jirmija 38-44)." Aus dieser Darstellung
der Ideologie, die zur Ermordung von Gedalja führte, kann man eine Lehre für
das Verhalten in der Gegenwart ziehen – das ist schließlich der Sinn eines
Fasttages.
Im Talmud (Rosch Haschana 18b) heißt es bezugnehmend auf
Zom Gedalja: "Dies soll dich lehren, dass der Tod eines Zaddik, eines
Gerechten, genauso schlimm ist wie der Brand unseres heiligen Tempels."
Elijahu Kitov kommentiert: "Genau wie man für die Zerstörung des Heiligtums
einen Fasttag (9. Av) festgelegt hat, so soll auch der Todestag Gedaljas als
Fasttag festgehalten werden."
Übrigens ist anzumerken, dass unsere Weisen im Talmud
(Nidda 61a) auch Gedaljas Verhalten kritisch beleuchtet haben: er war vor
dem Anschlag gewarnt worden und hätte seinem Mörder Jischmael Ben Netanja
gegenüber vorsichtiger sein müssen (siehe Raschi zu Jirmija 41,9).
Jüdische Korrespondenz 10/2005
Bitte um Frieden und jage ihm
nach!
Jizhak Rabins Ermordung
Ich denke heute auch an den Vorabend des
Jom Kipur 5754 (1993), und an die Rede die Jizhak Rabin an diesem Tag
gehalten hat...
Ein Fasten, ein Lernen und
Gedenken:
Was
hat Jizhak Rabin mit Zom Gedaljah zu tun?
Das jüdische Jahr kennt neben den großen Fasttagen
(Jom Kipur und Tisha b'Aw) noch fünf kleine Fasttage...
Zom Gedaljah:
Slichah!
LeSekher Jizhak Rabin...
Die Söhne Awrahams:
Jizhak veJischma'el
Die Torahlesung zu Rosch haSchanah...
Rabbi Nachman m'Breslov:
ShLeMuth haShaLoM!
Kernpunkt des Friedens ist die Schaffung einer Verbindung -
zwischen zwei Gegensätzen...
hagalil.com 29-09-2005 |