Liebermann-Auktion:
Raubkunst unterm Hammer?
In der kommenden Woche wird in München die größte deutsche
Privatsammlung von Gemälden des Künstlers Max Liebermann versteigert. Die
Sammlung von Hans-Georg Karg, dem ehemaligen Hertie-Inhaber, enthält 35
Ölgemälde, Pastelle, Zeichnungen, Druckgrafiken und Briefe des jüdischen
Künstlers. Nun ist der Verdacht aufgekommen, dass mindestens drei der Bilder
Raubkunst sind.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat eine erneute
Überprüfung der Herkunft der Gemälde gefordert. Wenigstens drei Bilder aus
der Max-Liebermann-Sammlung der Karg-Stiftung für Hochbegabte, an die
Hans-Georg Karg die Sammlung nach seinem Tod 2003 vermacht hat, stünden
unter konkretem Verdacht, dass es sich dabei um von den Nationalsozialisten
geraubte Kunstwerke aus jüdischem Besitz handele, erklärte die
Vizepräsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch.
Die Herkunft mindestens eines weiteren Bildes sei ebenfalls
zweifelhaft. Offensichtlich hat es das Auktionshaus Hampel versäumt, die
Vorbesitzergeschichte der Gemälde lückenlos nachzuweisen.
Grundsätzlich wies Charlotte Knobloch darauf hin, dass Georg
Karg "Vermögen der Familie während der NS-Zeit durch Arisierung der
Warenhauskette Hermann Tietz" begründet hat. In den Hochglanzbroschüren des
Auktionshauses wird dieses "Detail" allerdings nicht erwähnt. Georg Karg war
1933 als Geschäftsführer bei der Warenhauskette "Hermann Tietz" eingesetzt
worden und konnte die Häuser, die er in "Hertie" umbenannte, später zu
günstigen Bedingungen erwerben.
Hampel engagierte als Berater für den Katalog zwei führende
Liebermann-Experten, doch die Herkunftsangaben werden dadurch nicht
vollständiger. In einigen Fällen ist der Erwerb durch Karg die erste
Provenienzangabe, so dass die Zeit des Nationalsozialismus im Dunklen
bleibt.
Mittlerweile hat das Auktionshaus Raubkunst-Experten
eingeschaltet. Reichlich spät angesichts des nahenden Auktionstermins. Man
habe den Auftrag erst vor zwei Monaten erhalten, rechtfertigte sich der
Auktionator. Und schließlich seien lediglich drei von 195 Objekten
betroffen.
Der Umgang des Auktionshauses hinterlässt viele Fragezeichen.
Einmal in Privatbesitz können Kunstraubfahnder nicht mehr auf die Bilder
zugreifen. Eine der spektakulärsten Kunstauktionen des Jahres hat somit
bereits im Vorfeld eine traurige Bilanz erhalten.
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hagalil.com 14-09-2005 |