Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit:
GCJZ wählte neuen Vorstand
..."Die Würde des einzelnen Menschen
in den Mittelpunkt stellen!"...
Pressemitteilung der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GZJZ)
Die Jahresmitgliederversammlung der Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Stuttgart e.V. hat jetzt die jüdische
Vorsitzende Sigrid Warscher (Stuttgart) sowie die katholische Vorsitzende
Ingrid Weiß (Weil im Schönbuch) eindrucksvoll im Amt bestätigt und den
Sindelfinger Landtagsabgeordneten Stephan Braun einstimmig zum evangelischen
Vorsitzenden gewählt.
Braun tritt damit die Nachfolge von Peter Hönig
(Stuttgart) an, der dieses Amt zehn Jahre lang versah. Ebenso übernimmt er
die Aufgabe des Vorstandssprechers.
„Denen, die auf den Dialog der Religionen und Kulturen setzen, auf das
friedliche Miteinander und das Zusammenwachsen unserer Gesellschaft, bläst
der Wind ins Gesicht“ sagte Stephan Braun bei seiner Vorstellung. „Tabus
bröckeln, antisemitische und rechtsextremistische Auswüchse nehmen zu.“ Die
Grenze des Sagbaren würde immer weiter verschoben. Immer wieder würde
versucht, die deutsche Geschichte nach eigenen Vorlieben neu zu schreiben,
aus Tätern Opfer zu machen und umgekehrt. Braun, der sich im Landtag und als
Autor mit den Fragen des Extremismus beschäftigt, verwies auf die Macher der
so genannten Schulhof-CD, die sich nach eigenem Bekunden an „noch nicht
gefestigte Schüler“ wenden. Das Motto einer viel besuchten
rechtsextremistischen Website laute: „Wir unterhalten nicht einfach
rassistische Jugendliche, wir erschaffen sie.“
In Zeiten, in denen Ängste zu- und Sicherheiten abnähmen, falle es rechten
Kreisen leichter als sonst, jungen Leuten Identitätsangebote zu machen.
Überhöhte Kollektive wie „Volk“ oder „Rasse“ begünstigten ein
vordergründiges Gefühl der Zugehörigkeit, das die Ausgrenzung, bis hin zum
Hass gegen „die anderen“ umfasst.
Menschenverachtende Konstrukte wie das Führerideal oder das Recht des
Stärkeren müssten bisweilen als Ausgleich für eigene Handlungsunsicherheiten
herhalten. Dennoch können Juden und Christen diesen Tendenzen genügend
entgegensetzen, zeigte sich Stephan Braun überzeugt. Beide verbinde ein
Fundament an Werten, das die Würde des einzelnen Menschen in den Mittelpunkt
stellt und damit den glasklaren Gegensatz zu jeder Spielart rechter
Ideologie markiert. Ein Fundament an Werten, aus dem der Geist der
Grundgesetzes und der Menschenrechte erwachsen seien.
Der scheidenden Vorsitzende, Peter Hönig, hob die Bedeutung des
Lehreraustausches mit Israel hervor und appellierte an den neuen Vorstand,
sich vor allem jungen Leuten, auch jungen Erwachsenen, zuzuwenden.
Als Schatzmeister wurde Eberhard Kleinmann im Amt bestätigt, als
stellvertretende Vorsitzende David Friedrich Elsässer (evangelisch) und Jan
Jakubowski (jüdisch). Als stellvertretende katholische Vorsitzende löst Dr.
Maria Hackl den ehemaligen Intendanten des Süddeutschen Rundfunks, Dr. Hans
Heiner Boelte, ab.
Die GCJZ setzt sich für alle Formen der Begegnung, den Dialog und die
Zusammenarbeit von Juden und Christen, für die Entfaltung freien jüdischen
Lebens in Deutschland ein und wendet sich gegen alle Formen der
Judenfeindschaft, des Rechtsextremismus und der Menschenverachtung. Die GZJZ
Stuttgart ist beinahe im ganzen württembergischen Raum aktiv.
Thema Rechtsextremismus:
Die Netzwerke der rechten Szene
Hatte sich das Interesse der Medien nach der hitzigen
Diskussion um die Rede des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin
Hohmann rasch anderen Missständen zugewandt, wird nun wieder über rechte
Gruppierungen und die Gefahren diskutiert, die von ihren Vordenkern und
Hintermännern ausgehen.
Stephan
Braun, geb. 1959, Journalist. Seit 1996
Mitglied des
Landtags von Baden-Württemberg, Sprecher der SPD-Fraktion für Fragen
des Verfassungsschutzes und des Extremismus; Vorsitzender des Gremiums nach
Art. 10 Grundgesetz (parlamentarische Kontrollgremium des
Verfassungsschutzes); Herausgeber des Buches "Der Jugend eine Chance.
Perspektiven, Forderungen, Modelle", Stuttgart 1999; zusammen mit Daniel
Hörsch Herausgeber des Buches "Rechte
Netzwerke – eine Gefahr", Wiesbaden 2004.
[FORUM]
hagalil.com 09-05-2005 |