Von Ulrich W. Sahm
Zachi Cohen, Inhaber des Stage-Clubs in Tel Aviv, sieht im
Monitor der Sicherheitskamera, wie sich dreißig junge Menschen am Eingang
drängen. Ab Mitternacht geht das Nachtleben nahe der Strandpromenade erst
richtig los. Jaron Greibski hatte alle seine Freunde in den Stage Club
eingeladen, um seinen dreißigsten Geburtstag zu feiern. Es ist 23:22 Uhr.
Der Wächter Zachi bemerkt, wie sich "eine verdächtige Person" vordrängt. Er
will eingreifen. Zu spät. Der Verdächtige explodiert. Zachi wird leicht
verletzt. Selbst im fünf Kilometer entfernten Givataim hört man die
ohrenbetäubende Explosion.
Die Fassade des Clubs stürzt auf die Straße. Gespenstische
Stille legt sich über die Prophet-Jona-Straße: eine ewig andauernde
Schrecksekunde, ehe die Verletzten zwischen abgerissenen Gliedmaßen und
zerfetzten Leibern jammern. "Selbst die Vögel hielten inne", sagt ein
Augenzeuge.
Der Ort des Anschlags, Bild: haGalil.com
Alles weitere ist Routine seit jenem Freitag Abend des 1. Juli
2001. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer kehrte von einem Empfang
beim Botschafter ins Hotel zurück. Es war 23:20 Uhr. Von seiner Suite aus
hörte und sah Fischer das Gemetzel vor dem Tanzclub Dolfinarium. Ein
Selbstmordattentäter hatte sich zwischen Jugendlichen gesprengt. Zwanzig
wurden getötet, Dutzende für ihr Leben gezeichnet. Der Anschlag auf das
Dolfinarium war die "Wasserscheide" der Intifada. Ministerpräsident Scharon
beschloss, in die palästinensischen Städte einzumarschieren. Jassir Arafat
hatte als "Friedenspartner" ausgedient. Nur Joschka Fischer zuliebe wartete
Scharon mit dem Einmarsch bis zum Anschlag auf Holocaustüberlebende in
Natanjas Park-Hotel am Passahfest 2002. Dabei starben 30 Menschen.
Der Ort des Anschlags, Bild: haGalil.com
Jaron Greibskis Geburtstagsfeier endete, ehe sie begann, mit
vier Toten und über 50 Verletzten.
Beim Stage-Club sprengte sich Abdallah Badran, 21, aus einem
Dorf bei Tulkarem. Der Student habe sich "der Religion genähert" und war
Mitglied des Dschihad Islami. In einem Abschiedsvideo erklärte Badran seine
Motive: Rache für Israels Verbrechen in den besetzten Gebieten und "die
Kollaboration der Autonomiebehörde von Mahmoud Abbas mit Israel. Dieser
Verräter wird verschwinden wie die südlibanesische Armee des Said Hadad."
Der Ort des Anschlags, Bild: haGalil.com
Ministerpräsident Scharon eröffnete am Sonntag die
Kabinettssitzung mit einer scharfen Warnung an Abbas: "Wir haben eindeutige
Beweise dafür, dass der Befehl zu dem Anschlag aus Damaskus kam. Das enthebt
aber die palästinensische Führung nicht der Verantwortung, die Attentäter
und ihre Hintermänner zu verhaften. Abbas hat sich dazu verpflichtet, die
Infrastruktur des Terrors zu zerstören." Die Übergabe palästinensischer
Städte wurde auf Eis gelegt und Scharon machte klar, dass es keine
politische Fortschritte geben werde, solange Abbas nicht seine Verpflichtung
erfüllt, die "Infrastruktur des Terrors" zu demontieren. Die Schuldzuweisung
gegen Damaskus wird als Versuch Scharons gewertet, Abbas teilweise zu
schonen.
Israel kann tödliche Anschläge auf seine Bürger nicht
hinnehmen. Es muss aber den Würgegriff um die Palästinensergebiete lockern
und Gefangene freilassen, um Abbas zu stärken. Gleichzeitig darf Israel
Terroranschläge nicht zulassen, weil sonst der Beruhigungsprozess
zusammenbrechen würde. Ein weiterer Anschlag würde Scharon zwingen, wieder
massiv das israelische Militär einzusetzen, Liquidierungen und
Massenverhaftungen zu befehlen. Das würde Ende von Abbas bedeuten und den
Extremisten Aufwind geben. Die innerpalästinensische Waffenruhe würde
platzen.
Abbas hat den Anschlag mit deutlichen Worten verurteilt.
Derartiges hat es unter Arafat nie gegeben. Doch "Worte reichen nicht aus.
Taten müssen folgen", sagen Amerikaner wie Israelis. Abbas setzt auf
Absprachen mit den palästinensischen Extremisten. Gewalttätiges Vorgehen
könnte einen Bürgerkrieg provozieren und Abbas in den Geruch bringen, Lakai
der Amerikaner oder Kollaborateur mit Israel zu sein. Indem Abbas ebenfalls
auf Syrien zeigt, will er israelischen Druck abzuwenden.
Syriens Beteiligung, nach Angaben von Scharon "einwandfrei
nachgewiesen", könnte ein Versuch Bashar Assads sein, den internationalen
Druck auf Syrien, sich aus Libanon zurückzuziehen, abzuwenden. Die Ermordung
Rafik Hariris hat Damaskus in Verruf gebracht. Ein Sturz von Abbas, wie es
der Attentäter beabsichtigte und ein Aufflammen der Intifada würde das
Augenmerk auf Israel und die Palästinensergebiete umlenken. Doch Syrien muss
nun mit einer israelischen Reaktion rechnen. Vor zwei Jahren, als Israel in
Damaskus den Befehl zu dem Anschlag auf das Maxim-Restaurant in Haifa
ortete, gab es erstmals nach dreißig Jahren einen israelischen Luftangriff
auf ein Trainingslager bei Damaskus. Scharons öffentliche Bekanntgabe der
syrischen Verantwortung für den Anschlag in Tel Aviv deutet darauf hin, dass
Israel darin eine Kriegserklärung Bashar Assads sieht. Die Folgen des
Anschlags vom Freitag auf Israel, Syrien und die Palästinenser lassen sich
noch nicht absehen.
"Ende der Intifada":
Selbstmordattentat in Tel Aviv
Die Bombe traf ein empfindliches Gebiet, das in
der Vergangenheit schon schmerzhafte Anschläge erfahren musste. Dieses Mal
geschah der Anschlag an einem warmen Freitagabend im Winter, der viele
Israelis nach draußen gelockt hatte. Der Anschlag erinnerte sie daran, dass
die Schlagzeilen, die ein "Ende der Intifada" angekündigt hatten, verfrüht
waren...
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Die Bombe traf ein empfindliches Gebiet,
das in der Vergangenheit schon schmerzhafte Anschläge erfahren musste.
Dieses Mal geschah der Anschlag an einem warmen Freitagabend im Winter, der
viele Israelis nach draußen gelockt hatte. Der Anschlag erinnerte sie daran,
dass die Schlagzeilen, die ein "Ende der Intifada" angekündigt hatten,
verfrüht waren...
hagalil.com
27-02-2005 |
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