Von Wolfram Kastner
Kaum aus Berlin zurück, wo mir der "German
Jewish History Award" der Arthur Obermayer Foundation/USA im
Abgeordnetenhaus verliehen wurde – u.a. für das Erinnerungsprojekt "auf
einmal da waren sie weg .." und die Gedenkinstallation "17
Koffer weiss" - , erhielt ich einen Ablehnungsbescheid von der
Landeshauptstadt München (Baureferat).

Der Antrag, die Installation "17 Koffer weiss" so lange vor dem
Hildebrandhaus stehen zu lassen, bis ein dauerhaftes Erinnerungszeichen
gemäß einem Antrag des Bezirksausschusses errichtet wird, wird von der
Abteilung "Recht und Verwaltung" mit folgenden Gründen abgelehnt:
"Behinderung der verkehrlichen Nutzung des Gehsteiges durch
Passanten"
"dass die Situierung der Koffer den Eingangsbereich der
Monacensia-Bibliothek beeinträchtigen"
"Die Installation behindert den maschinellen Winter- und Reinigungsdienst
der städtischen Straßenreinigung ..."
" ...da die Koffer von Witterungseinflüssen und unvermeidbarer
Inanspruchnahme als Markierungsort männlicher Hunde zunehmend in
Mitleidenschaft gezogen werden."
"da weder gesichert ist, wann noch ob überhaupt ein Erinnerungszeichen von
Bezirksausschuss oder Monacensia angebracht wird."
"Eine Sondernutzungserlaubnis auf unbestimmte Zeit ist im
Hinblick auf die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Verkehrsraums nicht
hinnehmbar."
Das Gedenken an die 17 jüdischen Eigentümer und Bewohner, das
in dieser Form bei Passanten und in der Öffentlichkeit sehr positiv
aufgenommen wurde, spielt bei dem Verbot keine Rolle.
Das Interesse des Baureferates besteht einzig und allein in der
"Wiederherstellung der widmungsgemäßen Gebrauchsfähigkeit des Gehweges
i.S.v.Art. 14 BayStrWG". Für diese Ablehnung wird eine Gebühr von 50,-- €
verlangt. Außerdem wird auf die "Einleitung eines Bußgeldverfahrens bei
nicht fristgerechter Beseitigung" hingewiesen.
Zu keinem Zeitpunkt kam es zu Behinderungen von Fußgängern.
Schneeräumung war um die Koffer herum genauso möglich wie bei anderen
Gegenständen, die auf den Straßen stehen (Parkbänke, Zeitungskästen, Kästen
für Streugut usw.). Der Zustand der Koffer ist gut und kann von uns wie
bisher ohne großen Aufwand erhalten werden. Pinkelnde Hunde haben wir dort
nie bemerkt, ebenso wenig Spuren davon im Schnee.
Mit einem Schreiben vom 17. Januar 2005 an die Kulturreferentin
Frau Prof. Dr. Hartl hat die Projektgruppe zur Erinnerung an jüdische
Menschen in Bogenhausen die Installation der Stadt übereignet – mit der
Bitte, das Erinnerungszeichen vor oder in dem Haus so lange zu bewahren, bis
ein dauerhaftes Erinnerungszeichen geschaffen wurde und die Koffer evtl. ein
Teil dessen werden könnten.
Wir werden folglich nicht um eine "rechtzeitige Entfernung"
besorgt sein. Wir werden gegen den Bescheid des Baureferates der
Landeshauptstadt München fristgerecht Widerspruch einlegen.
Wie die Stadt München mit einem unaufwändigen und angemessenen
Zeichen des Gedenkens umgeht, ob die Erinnerung oder die "Leichtigkeit des
Verkehrs" einen höheren Stellenwert hat, oder ob das Gedenken
kostenpflichtig auf den Müll gekippt wird, das wird dann in aller
Öffentlichkeit zu beobachten sein.