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Die
Hälfte der Mitglieder der israelischen Delegation bei den
Olympischen Spielen sind neue Einwanderer
Am 13. August werden die
Olympischen Spiele in Athen eröffnet. Die israelische Delegation
beläuft sich auf 36 Sportler und Sportlerinnen, von denen die Hälfte
neue Einwanderer sind. In diesem Artikel wollen wir ihnen einige
vorstellen.
Von
Usbekistan nach Jerusalem:
Das olympische Team und die Hoffnungen wachsen
Von DINA KRAFT ,
New York Times,
14. Juli
2004
From JAFi Website
Am See im Gallil, Israel - Michael
Kalganov wuchs mit dem Kajak an den Flussufern in Usbekistan auf,
doch heute gleitet sein Kajak über das stille blaue Wasser auf dem
See im Gallil und schießt an Eukalyptus-Hainen und Fischern vorbei,
die ihre Netze auswerfen.
Kalganov, ein muskelbepackter 29jähriger
Athlet, ist eine der größten Hoffnungen Israels für den Gewinn einer
olympischen Medaille in Athen, der bereits Israels einzige Medaille
bei den Olympischen Spielen in Sydney, Australien im Jahre 2000
gewonnen hat, eine Bronzemedaille im Kajak. Wie fast die Hälfte der
olympischen Mannschaft Israels, kam er im Laufe der
Einwanderungswelle aus der früheren Sowjet-Union nach Israel.
Kalganov wie auch weitere eingewanderte
Leistungssportler, Trainer und Sportmediziner verändern das Gesicht
des olympischen Teams von Israel, erhöhen dessen Aussichten,
vergrößern die Zahl der Teammitglieder und bringen Erfahrung und
einen Professionalismus ein, der für Israels Sport etwas völlig
neues ist.
"Wir haben ein System und das Wissen im
Sport", sagt Kalganovs Trainer, Alex Yermilov, 43, der aus der
Ukraine im Jahre 1991 nach Israel eingewandert ist. "Wir bringen
eine Erfahrung mit, die es hier bisher nicht gegeben hat, weil dies
ein junges Land ist."
Efraim Zinger, der Direktor des
Olympischen Komitees von Israel, sagt, dass sich das Olympia-Team
des Landes im letzten Jahrzehnt sehr vergrößert hat, ein Zeitraum,
in dem etwa einen Million Juden aus Ländern nach Israel gekommen
sind, die früher Teil der Sowjet-Union waren.
16 der 36 Mitglieder des diesjährigen
Olympiateams kamen aus der früheren Sowjet-Union nach Israel, wie
auch 12 der 21 Trainer. Das Team besteht auch zum ersten Mal aus
zwei äthiopischen Einwanderern, die beide Marathon-Läufer sind.
Viele der Sportler kamen nach Israel,
als sie mit ihrer sportlichen Laufbahn noch ganz am Anfang standen,
sagt Zinger. Hier verbesserten sie nach ihrer Ankunft ihre
Fertigkeiten und gewannen Wettbewerbe. Die Sportler nehmen an
Disziplinen wie Schwimmen, Ringen, Judo, Synchronschwimmen, Laufen,
Stabhochspringen und rhythmischer Gymnastik teil.
Das israelische Team hatte eine der
besten Vorstellungen seiner Geschichte in Sydney. Neben der
Bronzemedaille von Kalganov, der vierten Olympischen Medaille für
Israel überhaupt, erreichte ein Viertel der Mannschaft das Finale in
ihren jeweiligen Disziplinen.
Yermilov, der mit dem Kajak-Team der
Sowjet-Union dreimal Weltmeister wurde, bevor er Trainer wurde,
sagt, dass es beiden zugute komme, dass er wie Kalganov aus
ähnlichen Verhältnissen stammt. "Wir entstammen der gleichen
Mentalität, wir sind uns sehr ähnlich", sagte Yermilov. Er ruft
Kalganov, einen zweifachen Welt- und Europameister bei seinem
russischen Kosenamen, Mischa, und miteinander sprechen sie meist
Russisch.
Roei Yellin, 22, ein geborener Israeli,
der einer der drei Kajaksportler ist, die Israel in Athen vertreten
werden, sagt, dass auch er jetzt Russisch ganz gut verstehen und
sprechen kann. Sein Trainer, Anatoly Peshehodov, der aus Moldawien
stammt, hat sogar Yellins Namen russisch verändert und nennt ihn
Roeike. Yellins Kajakmannschaft – sein Trainer, Sportarzt,
Sportpsychologe und der Mann, der den Trainingsplan entwirft – sie
alle kommen aus der früheren Sowjet-Union.
"Dies sind Menschen mit einem
erstaunlichen Wissen", sagt Yellin in einem Gespräch in Kajak-Klub
von Tel Aviv. "Die Menschen um mich herum sind von höchstem
internationalem Niveau. Für mich ist es eine Ehre, mit ihnen
arbeiten zu können. Meine Ergebnisse haben sich verbessert, seit ich
mit dieser Mannschaft arbeite."
Unter den Experten, so Yellin, hängt er
vor allem von Boris Blumenstein ab, dem Sportpsychologen des
Olympischen Teams von Israel, den Yellin als seinen mentalen Trainer
bezeichnet. Gemeinsam mit Kollegen am Wingate Institut, dem
nationalen Sporttrainingszentrum des Landes, hat Blumenstein ein
ausgeklügeltes Biofeedback-Programm entwickelt, um Sportler mental
auf Wettbewerbe vorzubereiten.
Blumenstein, der mit den Sportlern des
sowjetischen Olympischen Teams in Moskau arbeitete, bevor er vor 14
Jahren nach Israel auswanderte, erinnert sich noch immer daran, wie
schwer es war, als er hier ankam, kein Hebräisch sprach und sich
fragte, ob er jemals wieder in seinem Beruf würde arbeiten können.
"Zuerst war es hart, es gab diese Sprachprobleme", sagt er. "Ich
kannte nur ein Wort: Schalom."
Jetzt hat er Erfolg. Die Wand in seinem
kleinen sonnendurchfluteten Büro ist voller Fotos von israelischen
Sportlern, die er trainierte und die später Medaillen bei
internationalen Wettkämpfen gewannen. "Alle sagten, Deine Wand wird
leer bleiben. Aber schauen sie selbst", sagt Blumenstein, und seine
Hand fährt über die Fotos von 18 Sportlern, die an der Wand hängen.
In der Sowjet-Union gab es eine große
Auswahl an Top-Sportlern, die man entwickeln und trainieren konnte,
im Gegensatz zu Israel, einem Land von der Größe von New Jersey.
Blumenstein sagte, dass die wenigen Sportler in Israel ganz
besonders sorgfältig behandelt werden. "Wir müssen sehr
wissenschaftlich und methodisch arbeiten, weil es hier einfach nicht
genügend Sportler gibt", sagt er.
Der Wechsel nach Israel kann für
Elite-Sportler behindernd sein, die an das Trainingssystem der
Sowjet-Union gewöhnt sind, wo es finanzielle Unterstützung,
Internatsschulen für Spitzensportler und erfahrene Trainer gibt.
In Israel gibt es dagegen kaum oder gar
keine Förderung für Sport. Die Athleten des Olympischen Teams
erhalten umgerechnet monatlich etwa $1,100 pro Monat vom Staat.
Eingewanderte Mitglieder der Mannschaft erhalten eine zusätzliche
zeitlich begrenzte Beihilfe von $1,500 von der Jewish Agency, eine
Art von Regierungsbehörde, die für die Eingliederung von
Einwanderern zuständig ist.
Als Kalganov, ein früheres Mitglied des
nationalen Kajakteams von Usbekistan, im Jahre 1995 nach Israel kam,
hatte er gerade die israelischen Olympiaausscheidungen für die
Olympischen Spiele in Atlanta im Jahre 1996 verpasst. Er dachte,
dass seine Laufbahn vorüber sei. Er arbeitete einige Monate als
Sicherheitsmann, bis er sich wieder von den Wettbewerben und dem
Training angezogen fühlte und er Arbeit fand, Kinder in einem
Kajak-Klub am See von Galiläa zu unterrichten.
Der Klub ist einer von zwei in Israel.
Am Anhor-Fluss in Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan, gab es
acht Kajak-Clubs, sagt er. Kalganov sagt weiter, dass er sich in
Israel und im Kibbuz, in dem er lebt, wirklich zuhause fühlt. Vor
jedem Wettbewerb zeichnen die Kibbuz-Mitglieder einige Symbole und
wünschen ihm auf einem alten Weizensilo Glück. Bei seiner Rückkehr
gibt es immer weitere Zeichen und einen festlichen Empfang.
"Im Kibbuz habe ich ähnliche
Möglichkeiten wie in einem Trainingslager – einen Platz zum Leben,
ein Bett, drei Mahlzeiten am Tag, frische Wäsche", sagt er. "Das ist
alles, was ich zum Leben brauche und die Leute hier sind einfach
großartig.
Ein weiterer Israeli mit Hoffnungen auf
eine Medaille ist Alex Averbuch, ein Stabhochspringer. Im Jahre 2002
wurde Averbuch Europameister im Stabhochsprung, er war der erste
Israeli, der eine Europameisterschaft in der Leichtathletik gewann.
Averbuch wusste nichts von seinen jüdischen Wurzeln, bis er 23 Jahre
alt war, da stieß er auf seinen jüdischen Großvater, der in Moskau
lebte. Zwei Jahre später, auf der Suche nach besseren
Trainingsbedingungen und einem besseren Leben, kam er gemeinsam mit
seiner Familie und seinem Trainer Valery Kogan nach Israel.
Kogan, ein früherer
Stabhochspring-Trainer aus dem Olympia-Team der Sowjet-Union, wollte
ebenfalls nach Israel auswandern. Die meisten seiner Familie waren
bereits nach Israel ausgewandert. In Israel ist Averbuch jetzt so
etwas wie ein Star, den Teenager auf der Strasse schüchtern
ansprechen und ihm Glück wünschen.
"Doch", sagt er mit einem Anflug von
Verbitterung in seiner Stimme, "sind die Leichtathleten keinesfalls
die populärsten Sportler im Land. In Israel sind alle nur am
Basketball und dem Fußball interessiert, nicht an den olympischen
Sportarten". Kogan sagt, dass er und Averbuch in Israel gut
behandelt wurden, aber er beklagt sich über das vergleichsweise
geringe Ansehen, dass Trainern und dem Sport im Allgemeinen
entgegengebracht wird. "In Russland wird der Sport viel
professioneller behandelt, hier ist das alles mehr eine Art von
Hobby", sagt Kogan. "Ich mag es nicht, wenn Sport nur als Hobby
angesehen wird. Wenn ich Sportler trainiere, dann will ich die
besten der Welt trainieren."
Yair Galily, ein Sport-Soziologe am
Wingate Institut sagt, "dass die Trainer aus der früheren
Sowjet-Union viel mehr von ihren Sportlern verlangen, als dies ihre
israelischen Kollegen taten. Ihre Ansichten und Trainingsmethoden
haben das Leistungsvermögen sowohl bei den eingeborenen wie
eingewanderten Sportlern entscheidend erhöht." Das Phänomen der
eingewanderten Sportler in Israel unterscheidet sich vom verwandten
Trend im globalen Sport, wo Athleten ihre Heimatländer verlassen
haben, um ihre Chancen zu verbessern, einem olympischen Team
angehören zu können. "In vieler Hinsicht ist Israel ein besonderer
Fall", sagt Galily. "Diese Menschen wandern aus zionistischen
Gründen mit ihren Familien hier ein. Sie kommen nach Israel, weil
sie ein Teil von Israel sein und ihren Beitrag für Israel leisten
wollen."
Das gesamte israelische Olympia-Team
erwies kürzlich den 11 israelischen Sportlern die Ehre, die während
der Olympischen Spiele in München im Jahre 1972 ermordet worden
waren, und enthüllten eine Statue in Tel Aviv zum Andenken and diese
Athleten. Israelische Sicherheitskräfte werden diese Mannschaft
bewachen, wie dies bei jeder olympischen Delegation seit den Spielen
in München der Fall war.
Averbuch sagt, dass sich im Laufe der
Zeit immer mehr wie ein Israeli fühlt. Er fühlt sich besonders beim
Abspielen der "Hatikva", der israelischen Nationalhymne,
berührt, die davon erzählt, wie Juden als eine freie Nation nach
2000 Jahren im Exil in das Land Israel zurückkehren.
"Ich fühle mich jedes Jahr etwas mehr
wie ein Israeli", sagt er. "Wenn die Hatikva in einem Stadion
gespielt wird, kann ich nicht beschreiben, was in mir vorgeht."
© Copyright 2004 The New York Times
Company
from keren-hayesod.de
Wir
wünschen ihnen allen und allen Gegnern der Israelis viel Glück und
hoffen, dass unsere Sportler so viele Medaillen wie möglich nach
Israel zurückbringen.
haGalil onLine
03-08-2004 |