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MEINUNGSSEITE Freitag, 5. Januar 2001

Jenseits von Jerusalem

Im Streit um Frieden drohen Israelis und Araber 
den heiligen Boden unter den Füßen zu verlieren

Von Peter Münch 

Kibbutz Afikim

 

Im kriegerischen Nahen Osten ist Religion die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wenn in den Niederungen der Wille zum gerechten Ausgleich fehlt, bleibt als Ausweg immer noch die Flucht in hochheilige Gefilde. Dabei macht das Übersinnliche durchaus Sinn. Denn es gibt keinen leichteren Weg, etwas schwer zu machen - so schwer, dass es am Ende fast unmöglich erscheint, es tragen oder ertragen zu können. 

Am Anfang also war das Wort Frieden, das der amerikanische Präsident Bill Clinton wieder einmal in das nahöstliche Gezeter hineingerufen hatte. Dann begann der Streit um Worte, um Orte, um Zahlen und Prozente. Doch überall da, wo Kompromisse nötig wären, wird von den Kontrahenten eilig 'heilig' gesprochen und mit diesem Attribut die eigene Hartleibigkeit ummäntelt. So hat nun die Arabische Liga beim Treffen der Außenminister mit dem Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat auf dem Weg weg vom Frieden mit religiöser Wucht wieder einen Pflock eingerammt und dem Clintonschen Plan eine Absage erteilt: Das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge in ihre Heimat sei 'heilig', hieß es. Heilig ist Palästinensern wie Israelis auch der Tempelberg mit Al-Aksa-Moschee, Felsendom und Klagemauer. Heilig ist überdies die ganze Stadt Jerusalem sowie natürlich das gesamte Land, über dessen Aufteilung sich die profanen Politiker deshalb eigentlich gar nicht den Kopf zu zerbrechen bräuchten.

Dass sie es doch immer wieder tun müssen, hat zwei Gründe: Erstens wird viel Unheil angerichtet mit der Heiligkeit, und zweitens steckt viel Scheinheiligkeit dahinter. Das 'heilige' Rückkehrrecht? In Wirklichkeit ist Israels arabischen Nachbarländern wohl vor allem das eigene Hemd heilig, sprich der eigene Vorteil. Es schreckt sie die Vorstellung, auf Dauer für die meisten der nun annähernd vier Millionen Palästinenser Verantwortung übernehmen zu müssen, die auf ihren Staatsgebieten Zuflucht gesucht haben. Und auch hinter der Betonung der Heiligkeit von Tempelberg und der Stadt Jerusalem steckt - bei aller Anerkennung religiöser Gefühle - auch viel politisches Kalkül.

Denn Heiligsprechungen dienen der Wertsteigerung. Je heiliger desto teurer - für eine flexible Haltung glauben die politischen Protagonisten also eine entsprechend hohe Kompensation verlangen zu können. Weil natürlich beide Seiten so verfahren, wird ein Ausgleich enorm erschwert. Den Politikern ist also vorzuwerfen, dass sie sich aus der Verantwortung stehlen. Ihnen fehlt der Mut zum schmerzlichen Kompromiss, obwohl sie wissen, dass vom Frieden alle profitieren würden. Letztlich werden sie so sogar zu Gefangenen ihres eigenen Systems. Denn Fanatiker gibt es auf beiden Seiten zuhauf, und die haben es leicht, die Politiker auf heiligem Boden in die Enge zu treiben.

So gerät, wie nun zu beobachten ist, der politische Prozess außer Kontrolle. Jenseits politischer Logik aber ist kein Frieden zu finden. Am Ende könnte schließlich ein Krieg stehen. Und es wäre ganz gewiss ein 'heiliger'.

haGalil onLine 05-01-2001

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