Während David Grossman in
der Wochenendbeilage des M'ariw unter der Überschrift "Ich kann
weder schreiben noch schlafen", seine eigene Lähmung als auch die
des Friedenslagers insgesamt beklagt, mehren sich Zeichen auf eine
Fortsetzung des - seit seinem Beginn in Oslo - immer wieder
totgesagten, totgeredeten und totgewünschten Fortschritts in
Richtung eines "gerechten Friedens".
Im Gespräch mit Oded Granot
(M'ariw) sagte der palästinensische Kultur- und
Informationsminister, Jasir Abed-Rabo, einer der engsten Vertrauten
Arafats: "Der Friedensprozeß ist nicht tot - man kann ihn nicht
umbringen". Ein Zeichen der Hoffnung sehen fast alle Kommentatoren
im Treffen zwischen Peres und Arafat. Ben Kaspit schätzt dieses
Treffen als den letzte Damm ein, der den Ausbruch eines größeren
Konflikts verhindern kann.
Seit dem Beginn der
Zusammenstöße hoffte Peres, dass Barak ihn in die Kontakte mit
Arafat einbeziehen würde, doch Barak zögerte, da er befürchtete,
Peres sei zu einem 'Abkommen um jeden Preis' bereit. Nachum Barnea
(Jedioth) sieht Peres am Ende eines langen Tunnels und konstatiert
eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Barak und Arafat: beide wollen
sich alle Optionen offenhalten.
In Baraks Fall sowohl ein
Finalstatusabkommen als auch eine einseitige Lösung, sowohl eine
Minderheitsregierung der Linken als auch ein Bündnis mit den
Orthodoxen oder eine Notstandsregierung mit dem Likud. In Arafats
Fall: sowohl einen Beinahe-Frieden als auch einen Beinahe-Krieg,
sowohl die Eroberung von Jerusalem als auch die Rolle einer Opfers
der Besatzungsmacht. Daher führt Barak einen ambivalenten Dialog mit
Arafat.
Wie wir sehen kommt diese
Methode alle Beteiligten teuer zu stehen. Barak glaubt, er habe
bewiesen, dass er nichts unversucht lässt, um eine Einigung
zustandezubringen, doch faktisch hängt ihm das Image an, er verfolge
einen Zickzackkurs. Selbst überzeugte Barak-Anhänger wie Ben-Elieser
und Eli Goldschmit sagen, sie begriffen nicht mehr, was er
eigentlich will. Sie wissen nicht einmal, ob er selbst es weiß.
In der Schabbatbeilage der
Jedioth erntete Baraks Zick-Zack noch schärfere Kritik: "Baraks
Vorschläge an Arafat könnte man mit dem Vorschlag vergleichen: 'Ich
gebe dir eine Million Dollar, wenn du vom Dach springst. Wenn du
diesen Vorschlag ablehnst, will ich nichts mehr mit dir zu tun
haben.' Die ultimative Forderung an Arafat, die israelische
Souveränität über die El Aksa-Moschee durch die Unterzeichnung eines
Abkommens zu legitimieren (ganz gleich, was er als 'Belohnung' dafür
bekommt) und gleichzeitig das Ende des Konflikts und damit der
nationalen Aspirationen der Palästinenser zu akzeptieren, kann nur
mit grenzenloser Dummheit oder grenzenloser Arroganz erklärt werden.
Es liegt auf der Hand, daß
dieses Konzept zur Katastrophe führen muß. B.Michael schreibt: "Ich
glaube nicht daran, dass Barak nicht begriffen hat, wohin seine
Politik führt. Vielleicht hat er sogar in voller Absicht gehandelt.
Es sind zwei Bemerkungen Baraks, die mir nicht aus dem Kopf gehen.
Die eine ist die Äußerung über die Seelenverwandtschaft mit Yitzchak
Levy (Anm. National-Religiöse Partei), die zweite machte er beim
Rückflug von Camp David, als er die deprimierten Gesichter der
Journalisten sah und sie aufmuntern wollte: 'Was wollt ihr
eigentlich? Wir haben weder die Gebiete noch die Sympathien der Welt
verloren'."
Peres ist ganz anders als
Barak und Arafat. Man braucht ihm nur eine Option anzubieten, und er
wird alles daran setzen, sie zu verwirklichen. Vor einer Woche, als
Barak dabei war, eine Regierung mit dem Likud zu bilden, hatte Peres
Barak schon aufgegeben. In Privatgesprächen sagte er, es sei besser,
seinen Sturz zuzulassen. Das sagte er so lange, bis er nach Gaza
kam."
Peres appellierte im Namen
Jizhak Rabins an Arafat, die Gewalt einzudämmen. Als er aus 'Asah
(Gaza) zurückkam meinte Ehud Barak zu Shimon Peres: "Wenn es gelingt
die Gewalt zu bremsen, haben Sie heute nacht etwas Großes
vollbracht".
Nur offene Grenzen sind
sichere Grenzen:
Barak ist nicht Rabin
haGalil onLine
06-11-2000
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