Frankfurt/Main (AP) Wenige Tage
vor der Wahl des neuen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland
haben sich die Fronten innerhalb der jüdischen Gemeinschaft verhärtet. Das
Direktoriumsmitglied Michael Fürst beschuldigte das Präsidiumsmitglied
Michel Friedman, mit Vorabsprachen über künftige Postenverteilungen
Mehrheiten für den Kandidaten Paul Spiegel zu sichern.
Friedman wies die Vorwürfe inzwischen
zurück und betonte, für ihn seien sowohl Spiegel als auch Charlotte Knobloch
respektable Kandidaten. Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbands der
jüdischen Gemeinden Niedersachsens, sagte in einem
Interview des Hamburger Magazins «Stern», sowohl Knobloch von
der Münchner Kultusgemeinde als auch Spiegel vom Landesverband der jüdischen
Gemeinden von Nordrhein seien allenfalls Zwischenlösungen.
Führungspersönlichkeiten wie der im August verstorbene Zentralratspräsident
Ignatz Bubis seien die beiden Vizepräsidenten der Organisation
nicht.
Allerdings habe
Knobloch
bei der Wahl am kommenden Sonntag kaum noch Chancen. Dafür sorge der
Frankfurter CDU-Politiker Friedman, der den schwächeren
Spiegel
für seine Zwecke fremdsteuere. Friedman wolle zum Vizepräsidenten gewählt
werden und künftig der einzige Sprecher sein.
In einem AP-Gespräch betonte er, dass
er schon seit vier Jahren keine öffentliche Funktion in den Parteigremien
CDU mehr inne habe. Zu den persönlichen Angriffen von Fürst sagte er
lediglich: «Es ist nicht mein Stil, auf diesen schlechten Stil eine Antwort
zu geben.» Knobloch und Spiegel seien beide für die Arbeit des Zentralrats
unersetzbar und deshalb auch beide respektable Kandidaten. Eine Aussage über
seine eigenen Wahlabsichten lehnte Friedman ab.
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Entscheidend sei es für den
Zentralrat, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen, sagte das
Präsidiumsmitglied weiter. Es gelte, rund 100.000 Juden in Deutschland zu
erreichen und die Verdreifachung der jüdischen Gemeinden in den letzten 15
Jahren mit intensiver Integrationsarbeit zu begleiten. Dies sei das
wichtigste Ziel nach innen. Nach außen sei eine «aktive und konstruktive
Auseinandersetzung mit Fragen der Intoleranz, des Rassismus und des
Antisemitismus insbesondere auch in den neuen Ländern» eine tragende
Aufgabe. Hier sei schwerpunktmäßig bei der Jugend anzusetzen, betonte
Friedman.
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