Anne Frank:
Eine
Aufforderung für immer
Ganz
persönliche Gedanken zu Anne Franks 80.
Geburtstag am 12. Juni 2009
Von
Heide Kramer, Hannover
"Annelies Marie Frank"
©Wachsstiftimpression von Heide Kramer,
Hannover, Januar 1991
Als ich
15 Jahre alt war, entdeckte ich irgendwann
meine (häufig lesende) Schwester vertieft in
"Das Tagebuch der Anne Frank".
Wer denn Anne Frank sei, wollte ich von
meiner drei Jahre älteren Schwester wissen
und was es mit diesem Tagebuch denn
überhaupt auf sich habe. Doch sie wollte es
mir nicht verraten. Das machte mich sehr
neugierig, sodass ich heimlich dieses
geheimnisvoll anmutende Büchlein entwendete
und in eins durchlas. ---- Ich war total
fasziniert. -
So kam ich zu Anne Frank. In jenen
Jugendjahren identifizierte ich mich mit
ihr, und sie wurde mir zunehmend zur
gleichaltrigen Freundin. Sie blieb und
bestimmte Abläufe in meinem Leben.
Als mir meine Eltern zu meinem 16.
Geburtstag - es geschah zufällig - ein
Tagebuch schenkten, kam ich auf die Idee,
das Tagebuch in dem Stil zu führen wie es
seinerzeit Anne Frank tat: Sie schrieb
bekanntlich an die imaginäre Freundin "Liebe
Kitty", ich dagegen entschied für mich die
Anrede "Liebe Anne". -- Ich denke, das ist
der Grund, weshalb ich es später so deutlich
nachvollziehen konnte, wie entlastend und
kooperativ es in Annes außergewöhnlicher
Situation im Versteck gewesen sein muss,
nicht nur ein gängiges Tagebuch, sondern es
auch in dieser von ihr gewählten Form zu
führen.
In der Schule fiel mein Interesse an Anne
Frank auf. Wohl auch daher, weil ich, selbst
gern schreibend, Aufsätze an sie richtete,
die vorgelesen wurden. Einmal stellte ich
mir bildhaft vor, wie die Zeit 20 Jahre
zuvor für Anne Frank, ihre Familie und mit
mir im Versteck gewesen sein könnte. Ich
unterstrich diese Vision mit entsprechenden
Zeichnungen. Leider sind die Impressionen
nicht mehr existent, auch nicht das von mir
geführte Tagebuch "Liebe Anne". Diesen
Verlust bedaure ich heutzutage!
Sich ausgerechnet in einem sehr jugendlichen
Alter für Anne Frank zu interessieren, war
Ende der fünfziger/Anfang der sechziger
Jahre durchaus kein Selbstverständnis. Die
Geschichte Anne Franks begann damals in
Deutschland gerade ein wenig
durchzuleuchten, man thematisierte die Shoa
und ihre Opfer noch immer nicht so gern.
Sicher gab es bereits engagierte junge
Menschen, die sich mit Anne Frank
auseinander setzten und in Delegationen nach
Amsterdam reisten, um im gerade eröffneten
"Anne-Frank-Haus" mit Otto Frank zu
diskutieren. 1958 strahlte der Rundfunk
erstmals Ernst Schnabels Feature "Anne Frank
- Spur eines Kindes" aus.
Als ich Anne altersmäßig zurückließ, begann
ich zu recherchieren. Ich sammelte
Presseberichte, damals noch seltene Fotos,
kaufte mir aktuelle Bücher. Später wurde das
Schicksal Anne Franks offen von den Medien
aller Art aufgegriffen.
Im Dezember 1990 habe ich den Amsterdamer
Helfern Frau Miep und Herrn Jan Gies als
Zeichen meiner Hochachtung mein erarbeitetes
Ölbild "Anne" gewidmet. Ich betrachtete
diese Handlungen auch als eigene
Aufarbeitung und erhielt auf diese Weise
eine Antwort auf die lange ungeklärte Frage,
warum mich "eigentlich" Annes Schicksal in
gerade so jungen Jahren geprägt hat.
Heide Kramer am 21.04.2002 in
Bergen-Belsen
am Gedenkstein für Margot und Anne Frank.
Ursprungstext: ©Heide Kramer, Mai 1999: Ganz
persönliche Gedanken zu Anne Franks 70.
Geburtstag am 12. Juni 1999.
Wachsstiftimpression "Annelies Marie Frank":
©Heide Kramer, Hannover, Januar 1991.
Aktualisierter Textbeitrag: ©Heide Kramer,
Dezember 2008.
©Foto: Privat.
"Das Tagebuch der Anne
Frank":
Eine Mono-Oper von Grigori Frid
Am 22.
Februar 2003 erlebte ich im "KinderMusikTheater"
der Deutschen Oper Berlin die Premiere der
Oper "Das Tagebuch der Anne Frank"...
haGalil.com 09-06-200 9 |