Das
Antwortschreiben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Vorbemerkung:
Der siebte Tag des Sukkotfestes (Laubhüttenfest) heißt
Hoschana Rabba. Der Name stammt von der bei den Umzügen mit den Torarollen
vorgetragenen Bitte Hoschana ("hilf doch", Psalm 118, 25; in deutscher
Übersetzung als Hosianna bekannt). An jedem Sukkot-Tag macht man in der
Synagoge einen Umzug, am siebten Tag sieben Umzüge, weshalb es Hoschana
Rabba, das "große Hoschana" heißt. Nach den Umzügen mit den Torarollen wird
ein Strauß aus Bachweiden abgeklopft. Dieser Brauch stammt aus der Zeit des
zweiten Tempels. Die Bachweide symbolisiert die Fruchtbarkeit des
Regenwassers, um die am Sukkot gebetet wurde.
Es ist der Brauch, dass man fünf Weidenzweige in die Hand
nimmt und sie am Ende der Umzüge fünfmal abklopft.
Die Frage:
- Welchen Sinn hat der Brauch und wie kann man ihn erklären?
Antwort:
- Im Laufe von vielen Jahrhunderten haben sich religiöse
kultische Bräuche entwickelt, für die wir nicht immer eine vernünftige
Erklärung haben. Trotzdem müssen sie eingehalten werden. Ein Brauch hat den
Stellenwert einer Halacha, also einer Norm im jüdischen Recht.
- Hillel der Ältere hat seinerzeit diese Regel eingeführt.
Er, als maßgebende Autorität in religiösen Angelegenheiten, wurde nämlich zu
einer bestimmten rituellen Handlung befragt, zu der er die Antwort vergessen
hatte. Daraufhin sagte er: "Geht hinaus und seht, wie das Volk sich
verhält."
- An einer andren Stelle heißt es im Talmud: "Seit behutsam
mit den bei euch eingeführten Bräuchen eurer Vorfahren".
- Zur Klarstellung: Ob der Brauch eine einleuchtende
Erklärung hat oder nicht, er muss eingehalten werden. Man kann z.B. nicht
argumentieren: Die Zahl der Bachweiden-Zweige ist nicht von Bedeutung, vier
Zweige tun es auch. Die Einhaltung des Brauchs ist eben genauso von
Bedeutung, wie jede geschriebene Norm.
- Die Bachweide findet auch in der Tora erwähnt:
3. Moses, Kap. 23
33 Der Herr sprach zu Mose:
34 Sag zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats ist
sieben Tage hindurch das Laubhüttenfest zur Ehre des Herrn.
39 Am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes
erntet, feiert sieben Tage lang das Fest des Herrn! Am ersten und am achten
Tag ist Ruhetag.
40 Am ersten Tag nehmt schöne Baumfrüchte, Palmwedel, Zweige von dicht
belaubten Bäumen und von Bachweiden und seid sieben Tage lang vor dem Herrn,
eurem Gott, fröhlich!
Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan |