Das
Antwortschreiben: Sehr geehrte Damen und Herren,
folgende Fragen wurden gestellt:
- Warum werden den Frauen nach der Hochzeit die Haare
abgeschnitten? - Was ist Bar-Mizwa?
Antwort zur ersten Frage:
- Die Vorstellungen von Keuschheit und Tugend haben im Laufe
der Geschichte viele Veränderungen erfahren. Sie waren abwechselnd streng
oder freizügig je nach der Zeit und der Gesellschaft.
- In der Talmud-Zeit gingen die Weisen davon aus, dass die
Frau mit ihrer Haarpracht unzüchtig oder unkeusch wirken könnte und die
Männer zur Übertretung des 10. Gebots verleiten könnte ("Du sollst nicht
begehren deines Nächsten Weib"). -
Irgendwann kamen die streng gläubigen Juden auf die Idee, dass die Frau ihre
Haare abschneiden müsse, um nicht unkeusch zu wirken.
- Heutzutage ist diese Praxis nur bei einer Minderheit der
orthodoxen Juden üblich. Orthodoxe Frauen verdecken ihr Haar mit einem Hut
oder mit einem Tuch. - Für europäische
Menschen erscheint dieses Praxis befremdend. Andererseits, wenn man bedenkt,
wie freizügig sich heute junge Frauen kleiden, wobei sie auch im Winter
ihren Bauch der Kälte aussetzen, um ihn zu präsentieren, könnte man sich
etwas mehr Zurückhaltung bzw. ein wenig Keuschheit wünschen. Der gleiche
Vorwurf gilt auch denjenigen Männern, die in der Öffentlichkeit ihr halbes
Hinterteil zur Schau stellen. - Wenn man
es, wie im Fall der Fragestellerin, mit Kindern zu tun hat, könnte die von
ihr gestellte Frage ein Ansatz für eine pädagogische Auseinandersetzung mit
heutigen Bekleidungsvorstellungen sein.
Antwort zur zweiten Frage: Zum
Thema Bar-Mizwa findet man reichlich Information im
haGalil
Lexikon. Mit freundlichen Grüßen
Ben Rabbi Nathan |