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Judentum und Israel
   
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Ma'ariw Oktober 1995

Ein Prophet im Lande Israel:
Rabin wird keines natürlichen
Todes sterben

Professor Harkabi (gest. 1994), war als Historiker mit der Geschichte des religiös-fundamentalistischen Fanatismus vertraut. Er hatte über den 'Grossen Aufstand der Eiferer' (um 70 allg.Z.) im belagerten Jerusalem und über den 'Zweiten Aufstand' der Anhänger Bar Kosibas (um 135 allg.Z.) geschrieben. Mit diesen Aufständen endete jüdisches Gemeinwesen in Erez Israel, das jüdische Volk wurde in alle Welt zerstreut.

Harkabi verglich die historischen Eiferer (gr. Zeloten, hebr. Kanaim) mit dem Gush Emunim (Block der Getreuen), den Kämpfern für die Siedlungen in den besetzten Gebieten. Er diagnostizierte rücksichtslosen Fanatismus und in Erlösungserwartung pulsierenden Wahn. Eine Ideologie, die nur in Unglück, Blutvergießen und Zerstörung enden kann.

Schon 1994 erklärte Harkabi: "...die Polemik der Eiferer wird immer schrecklicher werden. Immer hemmungsloser werden sie zu wörtlicher und physischer Gewalt greifen. Rabin wird keines natürlichen Todes sterben".

Zuerst das Wort - dann der Mord!

"Ich habe im Jahr vor Rabins Ermordung denselben Schrecken erlebt wie 50 Jahre davor. Die Stimmung vor dem Mord an Arlosoroff (Soz. Arbeitspartei und Leiter der politischen Abt. des Sokhnuth) glich aufs Haar der Situation vor Rabins Ermordung", so Jizhak Ben-Aharon (Arbeitspartei). Schon vor dem 4. November 1995 hatte er in einem Artikel an die Ereignisse von 1933 erinnert. Er wollte seine Mitbürger auf die enorme Gewaltbereitschaft weiter Teile der rechtsgerichteten Kräfte aufmerksam machen.

Nach dem Mord sagte Lea Rabin: "Sobald ich begriff, daß ein Attentat ausgeführt wurde, dachte ich an Haim Arlosoroff. Auch gegen ihn wurde eine gewissenlose Kampagne geführt, rücksichtslos, bis jemand bereit war, den Mord auszuführen. Der Mörder meines Mannes hat es getan, im Wissen, daß die Extremisten geschlossen hinter ihm stehen."

Lea Rabin hatte recht und bis heute verursachte das Wissen um die Ermordung Rabins keine Umkehr. Im Gegenteil: Jede Erwähnung der Hasskampagne führt zu wildem Geheul der Rechten. Die Erinnerung an die Ermordung des Ministerpräsidenten Israels ist der Rechten, von Bibi bis Sharon und von haEzni bis Levinger u.a., lästig. Sobald ihre Beteiligung an der mörderischen Kampagne thematisiert wird, zieht sie die 'drohende Spaltung des Volkes' aus dem Ärmel um ungeniert weiteragieren zu könne: Mit Schimpf und Schande, böswilligen Unterstellungen und Diffamierungen garniert ruft eine extremisierte Minderheit der Mehrheit zu 'entweder ihr schliesst euch uns an - oder ihr seid Spalter!" Jede Gegenwehr wird als illegitim verurteilt, die Verantwortlichen stellen sich als unschuldige Opfer dar. Fast könnte man meinen, die Linke habe die unglaubliche Hetzkampagne erfunden und den Hass gegen sich selbst geschürt.

Selbst die Trauer um Rabin wird verächtlich gemacht. Die Veranstaltung landesweiter Trauerfeiern wird als überflüssig bezeichnet. Ehud Baraks Besuch an Rabins Grab wird als kitschige Duselei abgetan, Baraks Bezugnahme auf Rabin ('Mein Freund und Kommandant') in seiner grossen Rede am Kikhar Jizhak Rabin, kurz nach seinem phänomenalen Wahlsieg im Mai'99 als 'lächerliche Anbiederei an die USA des Herrn Clinton-Lewinski' geschmäht. Jede Einigung der Regierung Barak mit den Vertretern der PLO wird als 'Nachgeben', 'Kniefall', 'Ausverkauf', 'Verzichtspolitik' und 'Einknicken vor aussenpolitischem Druck' und 'Schleimerei vor den Feinden Israels' diskreditiert.

Schon bald nach der Ermordung Rabins wurde versucht, von der Rechten abzulenken und ein Komplott innerhalb Rabins Arbeitspartei zu konstruieren. Hauptpromotor der Hetzkampagne, wie auch der Ablenkungskampagne, war in Israel Arutz 7, der Piratensender der National-Fundamentalisten. In Deutschland verbreiten diese absonderliche Theorie vor allem sogenannte 'Israelfreunde' wie das christlich-messianistische Fundamentalistenblatt NAI (Nachrichten aus Israel).

Der Befehl 'von oben'

Es fällt nicht schwer, sich die Kommentare vorzustellen, wenn der Mörder Jizhak Rabins entkommen wäre. Nach der Ermordung Arlosoroffs behaupteten die Revisionisten, die Araber seien die Schuldigen. Im Gegensatz zum Mordfall Arlosoroff wurde der Mörder Rabins gefaßt und er sprach offen und stolz über seine Tat, wie auch über seine Motive.

Seine Ideologie, wie die Ideologie der nationalistisch-religiösen Eiferer, ist recht einfach. Die Auserwähltheit bedeutet hier vor allen Dingen Superiorität. Oberste Priorität hat nach dieser, von den Schülern des Raw Kook weiterentwickelten Lehre, die Herrschaft über das 'Heilige Land'. Die schlimmsten Feinde sind die Araber. Bei Friedensgesprächen sind diese hinterlistige Betrüger und Lügner. Die besetzten Gebiete wollen sie an sich reissen, um sie als besseres Sprungbrett für ihren weiteren Vernichtungskrieg gegen das jüdische Volk zu benutzen.

Eine Stunde nach seiner Verhaftung erklärte Jigal Amir den Untersuchungsbeamten in der Polizeizentrale: "Wer immer das jüdische Volk gefährdet, wird sterben. Rabin mußte sterben, und diese Aufgabe habe ich - für das ganze Volk Israel - erfüllt. Ich habe halakhisch gehandelt, und G'tt war mit mir. Jeder Jude muss getötet werden, wenn er Volk und Land dem Feind aushändigt."

Auf die Frage des vernehmenden Richters, ob dies in der Thorah stehe, antwortete Amir selbstsicher: "Jahrelang habe ich studiert, Gmarah, Mishnah, Shulhan Arukh, Brurah... Ich kenne alle Einzelheiten."

"Wurden die zehn Gebote abgeschafft? Hast Du schon gehört vom Gebot 'Du sollst nicht töten!' fragt der von soviel Arroganz erstaunte Richter: "Nein, die zehn Gebote wurden nicht abgeschafft, aber höher stehen die Gebote zur Rettung von Volk und Land. Ich habe gehandelt, und G'tt war mit mir. Dort wo religiöse Pflicht ist, ist jede Moral bedeutungslos. Die Lehre ist eindeutig und imperative Pflicht. Es gibt hier keine Fragen zu stellen. Die Religion ist absoluter Imperativ."

Aus einer politischen Meinung unter vielen (die meisten Israelis haben gleich mehrere Lösungen zum israelisch-palästinensischen Konflikt anzubieten) wird auf diese Art absolut imperatives g'ttliches Gebot. Wer widerspricht, ist Ketzer und Verräter.

Der extremistische Rand hebr. / engl.

David Gall / haGalil onLine / 10-99

Es gibt eine Chance für den Frieden - eine grosse Chance!
Jesh Sikuj leSchalom - Sikuj gadol!

Hawer, Atah chaser / Freund, Du fehlst...

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