Ein Prophet im Lande Israel:
Rabin wird keines natürlichen
Todes sterben
Professor Harkabi (gest. 1994), war als Historiker mit der Geschichte
des religiös-fundamentalistischen Fanatismus vertraut. Er hatte über den 'Grossen
Aufstand der Eiferer' (um 70 allg.Z.) im belagerten Jerusalem und über
den 'Zweiten Aufstand' der Anhänger Bar Kosibas (um 135 allg.Z.)
geschrieben. Mit diesen Aufständen endete jüdisches Gemeinwesen in Erez
Israel, das jüdische Volk wurde in alle Welt zerstreut.
Harkabi verglich die historischen
Eiferer (gr. Zeloten, hebr. Kanaim) mit dem Gush Emunim (Block der
Getreuen), den Kämpfern für die Siedlungen in den besetzten Gebieten. Er
diagnostizierte rücksichtslosen Fanatismus und in Erlösungserwartung
pulsierenden Wahn. Eine Ideologie, die nur in Unglück, Blutvergießen und
Zerstörung enden kann.
Schon 1994 erklärte Harkabi:
"...die Polemik der Eiferer wird immer schrecklicher werden. Immer
hemmungsloser werden sie zu wörtlicher und physischer Gewalt greifen.
Rabin wird keines natürlichen Todes sterben".
Zuerst das Wort - dann der
Mord!
"Ich habe im Jahr vor Rabins
Ermordung denselben Schrecken erlebt wie 50 Jahre davor. Die Stimmung vor
dem Mord an Arlosoroff (Soz. Arbeitspartei und Leiter der politischen Abt.
des Sokhnuth) glich aufs Haar der Situation vor Rabins Ermordung", so Jizhak
Ben-Aharon (Arbeitspartei). Schon vor dem 4. November 1995 hatte er in einem
Artikel an die Ereignisse von 1933 erinnert. Er wollte seine Mitbürger auf
die enorme Gewaltbereitschaft weiter Teile der rechtsgerichteten Kräfte
aufmerksam machen.
Nach dem Mord sagte Lea Rabin:
"Sobald ich begriff, daß ein Attentat ausgeführt wurde, dachte ich an
Haim Arlosoroff. Auch gegen ihn wurde eine gewissenlose Kampagne
geführt, rücksichtslos, bis jemand bereit war, den Mord auszuführen. Der
Mörder meines Mannes hat es getan, im Wissen, daß die Extremisten
geschlossen hinter ihm stehen."
Lea Rabin hatte recht und bis heute
verursachte das Wissen um die Ermordung Rabins keine Umkehr. Im
Gegenteil: Jede Erwähnung der Hasskampagne führt zu wildem Geheul der
Rechten. Die Erinnerung an die Ermordung des Ministerpräsidenten Israels
ist der Rechten, von Bibi bis Sharon und von haEzni bis Levinger u.a.,
lästig. Sobald ihre Beteiligung an der mörderischen Kampagne
thematisiert wird, zieht sie die 'drohende Spaltung des Volkes' aus dem
Ärmel um ungeniert weiteragieren zu könne: Mit Schimpf und Schande,
böswilligen Unterstellungen und Diffamierungen garniert ruft eine
extremisierte Minderheit der Mehrheit zu 'entweder ihr schliesst euch
uns an - oder ihr seid Spalter!" Jede Gegenwehr wird als illegitim
verurteilt, die Verantwortlichen stellen sich als unschuldige Opfer dar.
Fast könnte man meinen, die Linke habe die unglaubliche Hetzkampagne
erfunden und den Hass gegen sich selbst geschürt.
Selbst die Trauer um Rabin wird
verächtlich gemacht. Die Veranstaltung landesweiter Trauerfeiern wird
als überflüssig bezeichnet. Ehud Baraks Besuch an Rabins Grab wird als
kitschige Duselei abgetan, Baraks Bezugnahme auf Rabin ('Mein Freund und
Kommandant') in seiner grossen Rede am Kikhar Jizhak Rabin, kurz nach
seinem phänomenalen Wahlsieg im Mai'99 als 'lächerliche Anbiederei an
die USA des Herrn Clinton-Lewinski' geschmäht. Jede Einigung der
Regierung Barak mit den Vertretern der PLO wird als 'Nachgeben',
'Kniefall', 'Ausverkauf', 'Verzichtspolitik' und 'Einknicken vor
aussenpolitischem Druck' und 'Schleimerei vor den Feinden Israels'
diskreditiert.
Schon bald nach der Ermordung
Rabins wurde versucht, von der Rechten abzulenken und ein Komplott
innerhalb Rabins Arbeitspartei zu konstruieren. Hauptpromotor der
Hetzkampagne, wie auch der Ablenkungskampagne, war in Israel Arutz 7,
der Piratensender der National-Fundamentalisten. In Deutschland
verbreiten diese absonderliche Theorie vor allem sogenannte
'Israelfreunde' wie das christlich-messianistische Fundamentalistenblatt
NAI (Nachrichten aus Israel).
Der Befehl 'von oben'
Es fällt nicht schwer, sich
die Kommentare vorzustellen, wenn der Mörder Jizhak Rabins entkommen wäre.
Nach der Ermordung Arlosoroffs behaupteten die Revisionisten, die Araber
seien die Schuldigen. Im Gegensatz zum Mordfall Arlosoroff wurde der Mörder
Rabins gefaßt und er sprach offen und stolz über seine Tat, wie auch über
seine Motive.
Seine Ideologie, wie die Ideologie
der nationalistisch-religiösen Eiferer, ist recht einfach. Die
Auserwähltheit bedeutet hier vor allen Dingen Superiorität. Oberste
Priorität hat nach dieser, von den Schülern des Raw Kook
weiterentwickelten Lehre, die Herrschaft über das 'Heilige Land'. Die
schlimmsten Feinde sind die Araber. Bei Friedensgesprächen sind diese
hinterlistige Betrüger und Lügner. Die besetzten Gebiete wollen sie an
sich reissen, um sie als besseres Sprungbrett für ihren weiteren
Vernichtungskrieg gegen das jüdische Volk zu benutzen.
Eine Stunde nach seiner Verhaftung
erklärte Jigal Amir den Untersuchungsbeamten in der Polizeizentrale:
"Wer immer das jüdische Volk gefährdet, wird sterben. Rabin mußte
sterben, und diese Aufgabe habe ich - für das ganze Volk Israel -
erfüllt. Ich habe halakhisch gehandelt, und G'tt war mit mir. Jeder Jude
muss getötet werden, wenn er Volk und Land dem Feind aushändigt."
Auf die Frage des vernehmenden
Richters, ob dies in der Thorah stehe, antwortete Amir selbstsicher:
"Jahrelang habe ich studiert, Gmarah, Mishnah, Shulhan Arukh, Brurah...
Ich kenne alle Einzelheiten."
"Wurden die zehn Gebote
abgeschafft? Hast Du schon gehört vom Gebot 'Du sollst nicht töten!'
fragt der von soviel Arroganz erstaunte Richter: "Nein, die zehn Gebote
wurden nicht abgeschafft, aber höher stehen die Gebote zur Rettung von
Volk und Land. Ich habe gehandelt, und G'tt war mit mir. Dort wo
religiöse Pflicht ist, ist jede Moral bedeutungslos. Die Lehre ist
eindeutig und imperative Pflicht. Es gibt hier keine Fragen zu stellen.
Die Religion ist absoluter Imperativ."
Aus einer politischen Meinung unter
vielen (die meisten Israelis haben gleich mehrere Lösungen zum
israelisch-palästinensischen Konflikt anzubieten) wird auf diese Art
absolut imperatives g'ttliches Gebot. Wer widerspricht, ist Ketzer und
Verräter.
Der extremistische Rand
hebr. /
engl.
David Gall / haGalil onLine / 10-99
Es gibt eine
Chance für den Frieden - eine grosse Chance!
Jesh Sikuj leSchalom - Sikuj gadol!
21-10-99 Die Zentrale
Gedenkveranstaltung des Staates Israel wird in haGalil onLine, in Coop.
mit IsraeLIVE, kostenlos und direkt übertragen [Direktübertragung
zw. 15-00h und 16-00h], ab 16-00h (MEZ) empfangen Sie eine
Aufzeichnung
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