Das
israelische Kino:
Präsent wie nie zuvor
Auch wenn der israelische Film eine stetig wachsende Aufmerksamkeit auf
sich zieht, und immer häufiger auf Veranstaltungen überall in der Welt
beachtet wird, sind israelische Filme im internationalen Wettbewerb,
unabhängig von ihren sonstigen Qualitäten, gehandikapt - durch den
hebräischen Dialog.
Zwar interessiert sich das Publikum im Ausland sehr für die Themen
israelischer Spiel- und Dokumentarfilme, aber um die Sprache der Bibel
zu verstehen, benötigt es Untertitel oder eine Synchronisation. Trotz dieses Hindernisses ziehen israelische Filme
eine stetig wachsende Aufmerksamkeit auf sich, und immer häufiger sind
sie auf Veranstaltungen überall in der Welt zu sehen – sei es im Rahmen
einer israelischen Filmwoche, einer Woche der israelischen Kultur oder
auf großen internationalen Festivals.
Inzwischen stehen zahlreiche DVDs das ganze Jahr über zur Verfügung.
Viele sind bequem und ohne Lieferkosten - auch über Partner von haGalil
- bestellbar. Ohne Zweifel ist das israelische Kino präsent wie nie
zuvor.
Der Israeli Film Fund
Katriel Schory, Leiter des Israeli Film Fund, vertritt die Ansicht, daß
die israelische Filmindustrie staatliche Unterstützung verdient, weil
sie den hebräischsprachigen Film stärkt. "Die hebräische Sprache ist der
gemeinsame Nenner aller Teile der israelischen Gesellschaft.", sagt
Schory. "Die Forderung, in das israelische Kino als Mittel zur Bewahrung
unserer Sprache zu investieren, ist kein demagogisches oder
manipulatives Argument."
Der Israeli Film Fund wurde vor 20 Jahren durch das Ministerium für
Bildung und Kultur gegründet und hat seither fast 200 Spielfilme
gefördert, mit der Absicht, den talentiertesten Filmemachern Israels die
Möglichkeit zu verschaffen, ihre Visionen auf der Leinwand zu
verwirklichen. Dafür stehen ihm vor allem zwei Mittel zur Verfügung:
einerseits direkte Investitionen in Skriptentwicklung, Produktionen und
Koproduktionen, andererseits Unterstützung beim Vertrieb jener Filme,
die durch den Fund gefördert werden.
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Jährlich werden dem Fund mehr als hundert Skripts
eingereicht, von denen 25 eine Förderung für die weitere Entwicklung des
Drehbuchs erhalten. Von diesen werden schließlich sechs bis acht Filme
für eine finanzielle Unterstützung der Produktion ausgewählt.
Das durchschnittliche Budget eines israelischen Spielfilms liegt
zwischen $ 450.000 und $ 800.000. Der Israeli Film Fund schießt bis zu
zwei Dritteln des Budgets eines Films zu. "Es gibt fast keine privaten
Investoren in Israel.", erklärt Schory und fügt hinzu, daß eine
durchschnittliche israelische Produktion mehr als 250.000 Zuschauer
bräuchte, um die Produktionskosten einzuspielen – mehr als die Zahl
aller Besucher, die einheimische Filme im Moment zusammen pro Jahr
erreichen.
Israelische
Filme haben sich zu einem Spiegel der turbulenten und komplexen
Gesellschaft des Landes entwickelt. Der Israeli Film Fund blickt stolz
zurück auf zwanzig erfolgreiche Jahre voller Talent und Kreativität, die
sich in den von ihm geförderten Filmen widerspiegeln. Viele von ihnen
sind längst zu Meilensteinen der israelischen Kultur geworden. Filme wie
"Hamsin" (1982), "Beyond the Walls" (1984), "Avanti Popolo" (1986), "The
Summer of Aviya" (1988), "Cup Final" (1991), "Amacing Grace" (1992),
"Life According to Agfa" (1993), "Passover Fever" (1996) oder "The Milky
Way" (1998) haben zahlreiche Preise auf internationalem Parkett
gewonnen.
Israel Cable Programming Company
Auch einheimische TV-Filmproduktionen haben Beachtung in internationalem
Rahmen gefunden. 1999 ging der auf dem Banff Television Festival
verliehene und hart umkämpfte Rockie Award für den besten Fernsehfilm an
den israelischen Channel Three für "Aharon Cohen’s Debt". In diesem
Film, einer Produktion der Israel Cable Programming Company (ICP),
spielt Moshe Ivgy unter der Regie von Amalia Margolin einen
Durchschnittsbürger, der mit seinen Unterhaltszahlungen in Rückstand
geraten ist und deshalb in Arrest genommen wird. In der alptraumhaften,
kafkaesken Welt des Gefängnisses, in der Mißverständnisse, Bürokratie
und Gewalt regieren, findet er schließlich sein Ende. Auch mit "Kalinka
Maya" von Eitan Londner, hat eine ICP-Produktion,den Banff Rockie Award
gewonnen. Mit 38 Teilnehmerländern ist der Rocky Award der weltweit
einzige Wettbewerb, in dem nordamerikanische Fernsehproduktionen mit
denen anderer Länder konkurrieren.
Neue Filmpakete
In einem kleinen Raum in einer abgelegenen Ecke des Außenministeriums in
Jerusalem findet sich eine der Ursachen für die rasant steigende
Beteiligung israelischer Filme an internationalen Filmfestivals. In
diesem Zimmer, vollgepackt bis unter die Decke mit Videokassetten, sitzt
Yoram Morad, der Leiter des Bereiches Film der Kulturabteilung des
Ministeriums. Eine seiner Hauptaufgaben ist die Vermittlung zwischen
israelischen Filmemachern und dem ausländischen Publikum. Stolz
präsentiert er dreizehn "Pakete" mit insgesamt 46 Filmen, die über
israelische Botschaften und Konsulate in der ganzen Welt bezogen werden
können. Jedes Paket enthält vier bis sechs Filme und ist in
verschiedenen Film- bzw. Videoformaten verfügbar.
Das
"Paket 2000" beispielsweise enthält die Filme "Kadosh" (siehe Artikel),
"Saint Clara", "Under Western Eyes" (ein tragikomisches Roadmovie), "The
Dybbuk" (eine Adaption der berühmten Geschichte), "Passover Fever” und
"Urban Feel".
Ein anderes populäres Filmpaket enthält Filme des Regisseurs,
Drehbuchautors und Schauspielers Assi Dayan, Sohn von Moshe Dayan. Seine
mit "Life According to Agfa" und "An Electric Blanket" begonnene
Trilogie hat Dayan mit "Mr. Baum" abgeschlossen, einer makabren Komödie,
die damit beginnt, daß der Held erfährt, er habe nur noch 92 Minuten zu
leben. Das Dayan-Paket enthält zusätzlich ein dokumentarisches Portrait
Assi Dayans, "Living. Period". Es ist zur Zeit mit englischen,
französischen oder spanischen Untertiteln erhältlich; portugiesische,
russische und deutsche Versionen sind in Vorbereitung.
Neben Spielfilmen ist auch eine Auswahl israelischer Dokumentarfilme in
separaten Paketen verfügbar.
Cinematheken und Filmfestivals
Israel rühmt sich dreier Cinematheken – in Jerusalem, Tel Aviv und Haifa
–, in denen Cineasten die Möglichkeit haben, Klassiker, seltene Filme
und das Beste des israelischen Kinos zu sehen. Die Jerusalem
Cinemathèque ist mit dem Israel Film Archive und dem neu aufgebauten
Multimedia-Holocaust-Forschungszentrum ein wichtiger Anlaufpunkt für
Filmschaffende aus dem In- und Ausland.
Hier finden sich nationalsozialistische Propagandafilme, frühe
israelische Wochenschauen und Dokumentarfilme archiviert. Außerden wurde
eine Sammlung israelischer und ausländischer Spielfilme in Jerusalems
Cinemathek untergebracht. Für ihre Mitglieder bietet die Cinemathek
außerdem regelmäßig Weiterbildungskurse zu Filmthemen an. In dem
malerischen alten Gebäude aus weißem Stein, von dem man einen
wundervollen Ausblick auf den Zionsberg hat, befindet sich überdies eine
umfassende Filmbibliothek.
Die drei Cinematheken sind auch Gastgeber für die großen israelischen
Filmfestspiele. Jerusalem und Haifa veranstalten jährlich internationale
Festivals (Jerusalem meist im Sommer, Haifa meist im Herbst). Die Tel
Aviv Cinemathéque organisiert im Frühling das internationale
Dokumentarfilmfestival DocAviv. Neben dem Wettbewerb um den Preis für
den besten Dokumentarfilm und weiteren Programmsektionen sind jeweils
Workshops und Symposien geplant. Teilnehmen können Filme mit einer
Mindestlänge von 45 Minuten, wenn sie in Israel noch nicht öffentlich
gezeigt wurden.
Jerusalem Cinemathèque:
www.jer.cine.org.il, Email
jer.cine@inter.net.il
Haifa Cinemathèque
www.haifa.gov.il/cinemal,
Email
haifa@netvision.net.il
Tel Aviv Cinemathèque:
Email docaviv@netvision.net.il
Spielberg Jerusalem Film Archive
Das Spielberg Jerusalem Film Archive ist eine akademische Einrichtung,
die sich der Bewahrung und Verbreitung des jüdischen und israelischen
Filmerbes widmet. Es beherbergt ein Dokumentations- und
Forschungszentrum, eine Publikationsabteilung sowie eine große Sammlung
jüdischer Filme. Das Archiv wird gemeinsam geführt vom Institute of
Contemporary Jewry der Hebrew University Jerusalem und den Central
Zionist Archives.
Die Arbeit des Spielberg Archive wurde auf dem Stummfilmfestival in
Sacile, Italien, gewürdigt. Für die Konservierung des Films "The Land
Israel Liberated", produziert 1919 von der Produktionsfirma Menorah
unter der Regie des Filmpioniers Yaakov Ben Dov, erhielt das Archiv als
Preis Laborarbeiten im Wert von ungefähr US$ 11.000. Das kürzlich
entdeckte Filmmaterial ist im Galil (Galiläa) aufgenommen und zeigt
unter anderem Bilder früher jüdischer Siedlungen wie Sejera und Rosh
Pina.
Spielberg Jewish Film Archive:
Website
http://sites.huji.ac.il/jfa, E.-mail
msjfa@mscc.huji.ac.il
Weitere Kontaktadressen
Israel Film Fund: Email info@filmfund.org.il, Website
www.filmfund.org.il
Israel Film Centre: Email films@tamas.gov.il, Website www.tamas.gov.il
Israel Film Academy: Tel. +972-3-5464916, Fax +972-3-5457052
Israelisches Außenministerium, Film: Tel. +972-2-5303326, Fax
+972-2-5303303
Filmschulen:
The Sam Spiegel Film and Television School Jerusalem:
Email mail@jsfs.co.il, Website
www.jsfs.co.il
Camera Obscura Tel Aviv:
Email akivat@camera.org.il,
Website
www.camera.org.il
The Ma’aleh Film School Jerusalem:
Website www.maale/school.org.il
Tel Aviv University, Film and Television Dept.:
Email ornae@tauex.tau.ac.il,
Website
tau.ac.il/arts/film/filmdept.html
Nach einem Dossier des "Tarbuton"
Ein überwältigendes Erlebnis:
Amos Gitais "Kadosh"
Die ultra-orthodoxe Gemeinschaft der Haredim ist
Gegenstand endloser Debatten in Israel. Die Haredim widersetzen sich
jeglicher Modernisierung und halten an einer jahrhundertealten
Lebensweise fest...
Nicht nur bei der Berlinale:
Israelische Filme - im Kino und auf DVD
Israelische Filme ziehen eine stetig wachsende Aufmerksamkeit auf sich,
und immer häufiger sind sie auf Veranstaltungen überall in der Welt zu
sehen – sei es im Rahmen einer israelischen Filmwoche, einer Woche der
israelischen Kultur oder auf großen internationalen Festivals.
Inzwischen stehen zahlreiche DVDs das ganze Jahr über zur Verfügung...
Da war doch noch was:
Spannungen und Kontraste im
israelischen Film
Von Neuankömmlingen, "stinkenden Arabern" und "dreckigen
Juden"...
Kurz beleuchtet:
Europa - Nahost
Kultur und Links, aus der Fremde ... in die Fremde?!...
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