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Ignatz Bubis 1927-1999 

Am Ende verbittert:
Bubis war für viele «Gewissen der Nation»

Frankfurt/Main (dpa) - Mit Ignatz Bubis starb ein deutscher Patriot und eine moralische Autorität, wie es kaum eine andere in Deutschland gibt. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland wollte nach seinen eigenen Worten nicht «das Gewissen der Nation» sein, aber für viele in Deutschland war er genau das.

Bubis war ein überzeugter Liberaler und Weltbürger, kommunalpolitisch in Frankfurt für die FDP engagiert und spielte im Weltjudentum eine wichtige Rolle. Sein Streiten für das neue, demokratische Deutschland und sein Kampf gegen Neonazis, gegen Rassismus und Intoleranz aber endeten verbittert.

Er habe «nichts erreicht», klagte er noch im Juli in einem Interview des «Stern». Weder sei das deutsch-jüdische Verhältnis normalisiert, noch fühlten sich die Deutschen für Auschwitz verantwortlich. «Ich habe gegen Wände gesprochen», beschrieb er in einem dpa-Interview im vergangenen Herbst seinen Kampf gegen Antisemitismus und Geschichtsverdrängung; 30 Prozent der Deutschen seien noch immer antisemitisch eingestellt.

Der Schlüssel zum Verständnis seiner Depression waren die Reaktionen in Deutschland auf die Friedenspreisrede des Schriftstellers Martin Walser im Oktober 1998. Walsers zumindest sehr missverständliche Rede über die angebliche «Instrumentalisierung von Auschwitz» und über das Nicht-mehr-Hinsehen-Können, wenn es um die Verbrechen der deutschen Nazis gehe, hatten Bubis tief empört. Fast noch schlimmer empfand er die allgemeine Zustimmung auf die Rede vor Ort - in der Frankfurter Paulskirche - und danach von deutschen Politikern und Intellektuellen.

Der gebürtige Breslauer antwortete auf die Frage nach seiner Heimat am liebsten «Frankfurt» - nicht Deutschland. Er wolle auch nicht hier begraben werden, sagte er in einem seiner letzten Interviews. Er wolle in Israel seine letzte Ruhe finden - ganz offensichtlich beschäftigte sich der 72-Jährige intensiver denn je mit seinem Tod. Noch Mitte der 90er Jahre hatte er Israels damaligen Staatspräsidenten Ezer Weizmann offen widersprochen und betont, dass sehr wohl Juden wieder in Deutschland eine Heimat haben.

Aber Bubis wird dennoch in den Geschichtsbücher einen Platz als großer Deutscher finden. Denn der Mann, der von den Nazis ins Arbeitslager gesteckt wurde, dessen Vater und zwei seiner Geschwister von den Schergen Hitlers ermordet wurden, dem schließlich auch noch als Geschäftsmann in der Bundesrepublik ein neuer, zuweilen links- verbrämter Antisemitismus entgegenschlug, war einer der wichtigsten Verteidiger des modernen Deutschlands.

Bubis verstand es, mit seiner Unbeirrbarkeit in der Sache gleichermaßen als Ankläger wie als Verteidiger Deutschlands akzeptiert zu werden. Er warnte unüberhörbar davor, Ausbrüche an Fremdenhass im wiedervereinigten Deutschland zu verharmlosen, er prangerte die Gefahr für Demokratie und Menschlichkeit an, gleich ob es um Anschläge gegen Ausländerheime ging oder fragwürdige Gerichtsurteile gegen Rechtsradikale. Aber er verteidigte die Bundesrepublik auch gegen Vorurteile und pries das moderne Deutschland als ein demokratrisches Land «mit ebenso viel und ebenso wenig Antisemitismus wie in anderen europäischen Ländern auch.»

Bubis wirkte meist sehr gelassen und abgeklärt, ohne temperamentlos zu sein. Ein Realist, der nicht rauchte oder trank, unter dessen Arbeitswut seine Familie - Frau und Tochter - hin und wieder litten. Bubis suchte die Öffentlichkeit, die Talk-Shows und Interviews, er ging viel in Schulen, war auf Veranstaltungen präsent. Als persönliche Schwächen nannte er auch Gutgläubigkeit - am Ende seines Lebens schien er sich auch von den Deutschen, und insbesondere der politischen und geistigen Elite getäuscht zu fühlen.

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