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T" Teweth ThRP"S - A" Elul ThShN'T
12.Januar 1927 - 13.August 1999

Der erste Elul - Jahrzeit:
Zur Erinnerung an Ignatz Bubis
 

Ignatz Bubis

Am Rosch Chodesch Elul 1999 ist Ignatz Bubis gestorben. Beerdigt wurde er in Israel. Der Gedanke, sein Grab könne geschändet werden - in Deutschland, war ihm unerträglich. Wie recht er mit dieser Befürchtung hatte, denn selbst das Gedenkbuch für Ignatz Bubis wurde immer wieder besudelt und missbraucht.

1998 wurde die Grabplatte seines Vorgängers im Amt, des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, gesprengt. Es reagierte kaum jemand in Deutschland. Die Wiederholung des Anschlags  wurde gerade noch als Randnotiz vermerkt. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog kanzelte unbequeme Frager mit einem Statement über "verwirrte Einzelgänger" ab.

Vom wachsenden, immer bedrohlicher und aggressiver hervortretenden Antisemitismus wollte niemand etwas bemerkt haben.

Bubis' Aussage, dass zur "Normalität" auch ein gewisses Maß von Antisemitismus einer Minderheit gehöre, wurde sogar als beruhigend empfunden. Was er sich tatsächlich unter "jüdischer Normalität" in diesem Lande vorstellte, wollte keiner wissen. Für die Politik war längst alles normal. So wie es einmal normal war, Kinder in Viehwagons zu transportieren, so war es jetzt normal, mit dem Zentralratspräsidenten Kränze vor Mahnmalen abzulegen.

Auch zur Glanzstunde deutschen Geistes, zur Feier der Dichter und Denker, zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, war Ignatz Bubis hinzugebeten worden.

Als Walser zum Befreiungsschlag gegen das "Gedenken" ausholte, erhoben sich die politischen Größen dieses Landes: Standing Ovations. Ignatz und Ida Bubis blieben sitzen - alleine, als donnernder Applaus die Halle der Frankfurter Paulskirche erfüllte.

Erst als Ignatz Bubis tot war, überschlugen sich die Sonntagsredner wieder. Jetzt konnte er nicht mehr widersprechen und nichts mehr zurechtrücken, er konnte nicht einmal mehr darüber lachen. Einen "deutschen Patrioten" nannte ihn Bundespräsident Rau.

"Die Mehrheit hat nie kapiert, worum es mir ging" sagte Bubis in seinem letzten Interview für den "stern". "Ich habe nichts erreicht".

Auch diesen Satz wollte niemand verstehen, gerade von einem Mann, der im ganzen Land herumgereist war, dem keine Schulklasse zu weit weg war, als dass er nicht hingefahren wäre. Ein Mann, dem es nie zu früh oder zu spät war, für einen Vortrag über die Vergangenheit und gegen den Hass.

Schon lange vor dem Interview im "stern" war ihm klar, dass er benutzt wurde, dass er "eine reine Alibifunktion" hatte. Angenommen wurde von ihm nur, was von ihm erwartet wurde.

Er war nicht eitel und er wusste, dass er vereinnahmt und monopolisiert wurde. Dass nicht nur der Respekt vor dem Präsidenten des ZJD Maß viel beschworener "Normalität" sei, sondern auch das Entstehen vielfältiger jüdischer Initiativen in diesem Lande, war für Bubis klar. Er wollte nicht für alles zuständig sein, aber für die Vertreter dieser Republik musste er für alles zuständig sein und zu allem seinen Segen geben.

Er hatte viel mehr zu sagen als seine "politischen Freunde" verstehen wollten. Sein Widerstand gegen die peu à peu Abschaffung des Grundrechts auf Asyl wurde kaum ernsthaft berücksichtigt. Auch über seinen Vorschlag, die Erinnerung an den Nationalsozialismus im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland festzuschreiben, wollte niemand ernsthaft nachdenken.

"Unser Land hat einen großen Deutschen verloren" sagte Roman Herzog vor einem Jahr. Er hat damit nicht den Menschen Ignatz Bubis gemeint, er hat auch nicht den Juden Bubis gemeint. Herzog wollte nur noch einmal bekräftigen, dass das wiedervereinigte Deutschland ein Land mit einer normalen Gesellschaft sei. Ein Land in dem auch Juden gut leben können. Ein Land in dem auch einem Juden Ehre zuteil wird.

Was hätte Ignatz Bubis heute gesagt? Ich weiß es nicht. Was zu seiner Zeit zu sagen war, er hat es gesagt.

Manche Kränkung hingenommen:
Ein Alibi für Deutschland?
Ignatz Bubis:
Jude in Deutschland
Your People, My People
A Man of Great Valor

Elul
dg / haGalil onLine 31-08-2000

Ich bin ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens
Ignatz Bubis - Taschenbuch

Juden in Deutschland
Ignatz Bubis - Taschenbuch

Deutschland wohin?
Ignatz Bubis, Wolfgang Schäuble - Taschenbuch


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