antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com
Search haGalil


Newsletter abonnieren
Bücher / Morascha
Koscher leben...
Jüdische Weisheit
 
 

Eine Serie zum Antisemitismus in Tschechien und in der Slowakei vor und nach der russischen Invasion 1968

Teil 3 - Unterwegs zur "Samtenen Revolution":
Der Prager Frühling 1968

von Marta S. Halpert

Der Prager Frühling 1968 brachte für die Juden eine kurze Reprise der Masaryk-Zeit, doch nach dessen Niederschlagung flohen weitere 6.000 Juden aus dem Land.

Unter den Reformkommunisten im Kreis Dubceks befand sich auch Frantisek Kriegel, Chef der Nationalen Front, ein jüdischer Arzt, der nach der sowjetischen Invasion in der Tschechoslowakei als einziger seine Unterschrift unter das Moskauer Protokoll verweigert hatte. Kriegel versetzte damit all jene ins Unrecht, die behaupteten, etwas anderes sei gar nicht möglich gewesen. Dem früheren Spanienkämpfer und ZK-Politiker half sein Mut nur wenig: Er wurde aus der Partei ausgeschlossen, aber immerhin am Leben gelassen. In den siebziger Jahren unterzeichnete er wie viele jüdische Intellektuelle die "Charta 77".

Frantisek Kriegel wurde schikaniert und überwacht, genauso wie die jüdischen Gemeinden in den folgenden Jahrzehnten ständig streng observiert wurden. Bei den Versammlungen war immer ein Geheimpolizist anwesend.

Der Gottesdienst war zwar erlaubt, doch Prag hatte 20 Jahre lang keinen Rabbiner. Außerdem mussten jene damit rechnen, im Job stark diskriminiert zu werden, die in der Synagoge gesehen wurden. So kam es, dass sich hauptsächlich alte Menschen zu ihrem Judentum bekannten, während sich die jüngere Generation oft scheute sich bei der Gemeinde zu registrieren, um ihren Kindern das Leben zu erleichtern.

Mit der samtenen Revolution des Jahres 1989 änderte sich vieles.

Der Prager jüdischen Gemeinde gehörten 1992 nur etwa 1.000 Mitglieder an. In der Zwischenzeit sind es in der ganzen Tschechoslowakei 3.000 Personen, die sich schon wieder als Juden eingetragen haben. Es gibt wieder jüdische Schulen und koscheres Essen; auch die historisch bedeutenden Synagogen sind langsam aber schlussendlich restauriert worden.

"Wir sind heute relativ optimistisch, was unsere Zukunft betrifft", sagt Rabbiner Karol Efraim Sidon. Und gute Nachrichten aus Prag geben ihm Recht: Der Prager Erzbischof und tschechische Primas Kardinal Miloslav Vlk verurteilte 2007 bei einer großen Gedenkkundgebung für die Opfer der Novemberpogrome 1938 jegliche nazistische und antisemitische Haltung und Agitation. Als "katholischer Bischof" bekundete er sein tiefes Bedauern darüber, dass auch "einige christliche Völker am Holocaust beteiligt gewesen sind", wird der Kardinal in der Kath-Press-Wien zitiert.

Dieser klaren Aussage war eine große Kontroverse um den geplanten Aufmarsch Rechtsextremer im jüdischen Viertel von Prag am 9. November 2007 vorausgegangen. "Wir werden auf der Straße stehen und beten und der sogenannten Reichskristallnacht, dem Pogrom vom 9./10. November 1938, und ihrer Opfer gedenken. Das ist unsere Antwort auf diese ungeheuerliche Provokation," kündigte Wirtschaftsprofessor Juraj Stern, langjähriges Mitglied der B'nai Brith an, als der "braune Marsch durch das jüdische Viertel" geplant wurde.

Doch dann kam alles ganz anders: Mehr als tausend nichtjüdische Prager Bürger hefteten sich Judensterne auf die Kleidung und verhinderten gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde das Vordringen der Neonazis in die Nähe der Synagogen.




NE! NÁCHŮM, NIE WIEDER
("Die Gemeinde" / Wien)


Sie versammelten sich mit Schildern, auf denen "Nie wieder" zu lesen war, vor der Prager "Altneuschul" (älteste Synagogenbau aus dem 13. Jahrhundert) und dem Jüdischen Museum zur Erinnerung an die 77.000 jüdischen Nazi-Opfer in der ehemaligen Tschechoslowakei. Auch der tschechische Präsident Vaclav Klaus beteiligte sich an der Demonstration gegen die rund 400 Neo-Nazis und Skinheads. "Das ist ein Wendepunkt für die tschechische Zivilgesellschaft", erklärte Gert Weisskirchen, ein deutscher Bundestagsabgeordneter und Mitglied der OSZE.

Aber trotz allem werden einige antisemitische Bücher weiter verbreitet, vor allem "Die Protokolle der Weisen von Zion". Auf verschiedenen Buchmessen wurden zahlreiche Exemplare konfisziert, aber viele Bürger kritisierten die Behörden dafür: Sie fühlten sich dadurch in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt. Weiterhin bedenklich bleibt auch der Zustand der jüdischen Friedhöfe. Schon zu kommunistischen Zeiten kam es oft zu Verwüstungen, Grabsteine wurden zerstört oder gestohlen und an Steinmetze wiederverkauft. Präsident Masaryks Ausspruch, dass Antisemitismus nicht Teil einer demokratischen Gesellschaft sein kann, ist noch immer aktuell.

Verlinkungen haGalil.com
Abb. aus der "Gemeinde" (Nr. 623, Siwan 5768) bzw. haGalil.com.


Sozialismus JA! Besatzung NEIN!
Protestplakat aus dem Jahre 1968

Die Juden als die "Fremden ansich":
Antisemitismus in der Slowakei
Judita Schvalbova ist eine freundliche, aber auch energische ältere Dame. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann Otto in einer gemütlichen kleinen Wohnung in Prešov, der drittgrößten Stadt der Slowakei...

Vlast bez hranic:
Zahraničněpolitické koncepty německých vysídleneckých svazů
Z hlediska sociálních věd se lze podivovat nad tím, že zájmové svazy, které byly založeny v reakci na událost, která proběhla  před více jak padesáti lety, mají stále ještě společenskou a politickou relevanci...

Neue Video-Clips (wmv):
Zelivskeho

Nicht nur Kavka, am neuen jüdischen Friedhof in Prag...

Jüdische Musik:
Kateryna Kolcova

Die jüdische Musik inspiriert immer häufiger auch tschechische Musiker. Einige von ihnen nutzen sie nur als eine Ergänzung ihres Repertoires, andere widmen sich ihr aufgrund ihrer religiösen und nationalen Zugehörigkeit...

Kateryna Kolcova:
The Day Is Near
Die neueste CD...

Neue Video-Clips:
Prager Frühling
WMV-Dateien können Sie im Windows Media Player und vielen anderen Video-Playern betrachten...


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2014 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved