Der Auftakt des in diesem
Jahr zum erstenmal stattfindenden europäischen Festivals der
jüdischen Kultur in Prag gab läßt auf weitere glanzvolle
Darbietungen hoffen.
Mit einem Feuerwerk der
Spiel- und Musikkunst eroberte das israelische National Theater
"haBimah" mit Brechts "Kaukasischem Kreidekreis" das Prager
Publikum.
Eine alte Geschichte, bereits
im Buch der Könige erwähnt, von Brecht von den Bergen Jehudas in die
raue Gegend des Kaukasus versetzt, erlebt in der Aufführung von
"haBimah" eine neue Dimension.
Der Regisseur Ilan Ronen hat
es richtig verstanden, dass Brechts Stücke voller Gefühl, ja sogar
Sentimentalität sind. Die Grundidee basiert auf einem Volkstheater,
das voller Rauheit und Lärm ist. Ein farbenreiches Fest, das wahr
und überzeugend ist. Ausgebildet in diversen Theatertechniken
verkörpern die zwanzig jungen Schauspieler der Truppe über
einhundert Rollen. Sie spielen mit Leib und Seele und ihre
Begeisterungsfähigkeit ist das Geheimnis dieses erfolgreichen
Stückes. Die Schauspieler werden musikalisch begleitet von der
Aliev-Familie aus Bukhara - ein wahres Feuerwerk von Musik,
Gesang und Bewegung.
Diese Art von Volkstheater, in dem es Spannung neben Gefühl und
Verfremdung gibt, und zusätzlich die hervorragende Musik und die
tänzerischen Elemente hätte, auch Brecht geliebt.
Das Prager Publikum feierte
die Truppe mit Bravo-Rufen, Jubel und andauerndem Applaus - was die
Aliev-Familie mit ihrem kaukasisch-orientalischen Trommelspiel zu
immer neuen Zugaben forderte.
Der Eröffnungstag wurde
Yitzhak Rabin gewidmet - mit einem Theaterstück voll symbolischer
Bedeutung. Zwei Mütter streiten um ein Kind, die wahre Mutter läßt
das Kind aus Liebe los, um ihm nicht wehzutun. Den israelischen und
palästinensischen Politikern sei ein Besuch des Theaterstücks
wärmstens empfohlen.
haGalil onLine
19-11-2000
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