Symposium:
Der abgerissene Dialog
Die intellektuelle Beziehung zwischen Gertrud
Kantorowicz und Margarete Susman oder Die Schweizer Grenze bei
Hohenems als Endpunkt eines Fluchtversuchs
Symposium 7. und 8.Mai 1997:
Programm,
Vortragende,
Veranstaltungsort
Am 7.Mai 1997 ist es auf den Tag genau 55 Jahre her,
dass eine Gruppe von älteren Frauen versuchte, bei Hohenems in die
Schweiz zu fliehen. Bei diesem Fluchtversuch wurden die
Kunsthistorikerin und Dichterin Gertrud Kantorowicz, Paula Hammerschlag
sowie zwei weitere Frauen festgenommen. Paula Hammerschlag, die
Schwester der Philosophin Margarete Susman, nahm sich noch während
der Einvernahme in Hohenems das Leben. Gertrud Kantorowicz,
die mit Margarete Susman über Jahrzehnte befreundet war, wurde nach
Theresienstadt deportiert, wo sie im April 1945, wenige Tage vor der
Befreiung des Konzentrationslagers, starb.
Anknüpfend an die Studie von Angela Rammstedt über
"Gertrud Kantorowicz und den nationalsozialistischen Terror", möchte
sich das Jüdische Museum Hohenems mit diesem Symposion sowohl den
lokalhistorischen Gegebenheiten an der Grenze Vorarlbergs zur Schweiz
1933 - 1945 und den Einzelheiten der bereits erwähnten Fluchtgeschichte,
als auch der intellektuellen Beziehung und Auseinandersetzung zwischen
Gertrud Kantorowicz und Margarete Susman widmen.
Die Namen von Gertrud Kantorowicz und Margarete Susman
werden heute oft nur noch in Zusammenhang mit ihren berühmteren
männlichen Zeitgenossen wie Stefan George oder Georg Simmel genannt. Im
Zentrum dieses Symposiums stehen Leben und Werk der beiden Autorinnen
als seltenes Zeugnis eines geistigen Austausches zwischen weiblichen
Intellektuellen in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts.
DAS PROGRAMM
* Mittwoch, 7.Mai 1997
15.00 Uhr Führung durch das ehemalige jüdische
Viertel in Hohenems
16.30 Uhr Eröffnung des Symposions
17.00 Führung durch das Jüdische Museum
18.00 Stefan Keller Von Flüchtlingen, Schleppern
und Polizisten:
Die Schweizer Grenze 1933-1945 Sie kamen illegal über die
Grenze, weil es keine legale Möglichkeit gab. Die meisten wurden
zurückgejagt, auch dann noch, als die Schweizer Behörden über die
Vernichtungslager der Juden längst Bescheid wussten.
20.00 Angela Rammstedt Flucht vor der Evakuierung:
Das Scheitern der Damen Kantorowicz, Hammerschlag und Winter
An der Hohenemser Grenze endete am 7.Mai 1942 der Versuch einer Gruppe
älterer Frauen, vor dem Zugriff durch die Nationalsozialisten zu
flüchten. Der Vortrag dokumentiert diese Fluchtgeschichte und zeichnet
ein Porträt von Gertrud Kantorowicz.
* Donnerstag, 8.Mai 1997
10.00 Uhr Filmvorführung Menschen an der Grenze
Ein Film von Leo Haffner über den Menschenschmuggel an der Vorarlberger
Grenze zur Schweiz 1938 - 1945
10.30 Uhr Matinee: "Ach und die Sonne Homers
spielt um die dumpfeste Stadt." Pia Podgornik liest Gertrud
Kantorowicz (Verse aus Theresienstadt) und Margarete Susman (Aus sich
wandelnder Zeit). Einleitende Worte: Angela Rammstedt
13.00 Uhr Filmvorführung Die Schweiz und die
Junden 1920-1945 Ein Film von Guido Ferrari
14.00 Ingeborg Nordmann Freundschaft und
Fremdheit: Margarete Susman im Dialog mit Gertrud Kantorowicz.
Obwohl Margarete Susman zeitlebens mit Gertrud Kantorowicz befreundet
war, hat sie in ihrer Autobiographie ein widersprüchliches Porträt der
Freundin gezeichnet.
16.00 Uhr Barbara Hahn Umrisse einer
intellektuellen Beziehung:
Gertrud Kantorowicz und Margarete Susman Die ungewöhnliche
Freundschaft der beiden Frauen wird auf der Grundlage ihrer Bücher,
Aufsätze und autobiographischen Aufzeichnungen sowie ihres nur einseitig
überlieferten Briefwechsel rekonstruiert.
18.00 Uhr Grenzbegehung mit Jakob Spirig
(Fluchthelfer von Gertrud Kantorowicz)
19.00 Uhr Ende des Symposions
Die Vortragenden
BARBARA HAHN lehrt als Professor of German an der
Princeton Universitiy. Sie gab die Bände " Frauen in den
Kulturwissenschaften: Von Lou Andreas-Salome bis Hannah Arendt", 1994,
sowie "Margarete Susman: Frauen der Romantik", 1996, heraus. Im
Herbst dieses Jahres erscheint ihre Monographie "Die Jüdin Pallas
Athene: Kulturtheoretische Entwürfe jüdischer Autorinnen."
STEFAN KELLER, Journalist und Historiker, ist
Redakteur der "WochenZeitung WoZ" in Zürich. Er ist Verfasser des Buches
" Grüningers Fall: Geschichten von Flucht und Hilfe", 1993
INGEBORG NORDMANN lebt als wissenschaftliche
Publizistin in der Nähe von Frankfurt/Main. Sie hat 1992 den Band
"Margarete Susman: Das Nah- und Fernsein des Fremden. Essays und Briefe"
herausgegeben und mehrere Aufsatze zu Margarete Susman veröffentlicht.
PIA PODGORNK lebt nach Engagements in Neuss,
Heidelberg und Mannheim als Schauspielerin in Stuttgart.
ANGELA RAMMSTEDT ist Mitglied der Georg
Simmel-Forschungsgruppe, Univerität Bielefeld, und veröffentlichte 1996
in der Zeitschrift "Simmel newsletter" 6/2, die Studie "Wir sind des
Gottes der begraben stirbt..., Gertrud Kantorowicz und der
nationalsozialistische Terror".
Tagungsort
Jüdisches
Museum Hohenems Schweizer Strasse 5 A-6845 Hohenems
Österreich Phone:+43-5576-73989, Fax: +43-5576-77793 Weitere
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