Nach Ansicht von Netanjahus Vorgänger Schimon
Peres (Ma'arakh / Arbeitspartei), dem geistigen Vater von 'Oslo', wird
sich die politische
Landschaft Israels
völlig verändern. Angesichts der Polarisierung am rechten Rand sieht er
die Grenze zwischen Likud und Arbeitspartei fließen und kann sich eine
große Koalition mit der Likud-Partei durchaus vorstellen.
Während die Rechte massiv den Sturz der
Regierung Netanjahu vorbereitet, bekundet die Arbeitspartei ihre
Entschlossenheit Netanjahu bei der Abstimmung um das Vertragswerk von
Wye zu unterstützen. Ansonsten aber will auch sie Netanjahus Sturz und
richtet sich auf Neuwahlen im nächsten Frühjahr ein.
Israels Zeitungen sind inzwischen voll von Spekulationen über
Partei-Neugründungen und neue Koalitionen. HaAretz kommentierte die
Vereinbarung als 'vollkommen ohne den Geist des Vertrauens und der
Versöhnung', welcher in Oslo herrschte.
''Die leichten Verbesserungen des
ursprünglichen, vor zehn Monaten vorgestellten US-Kompromißplans wiegen
nicht den Verlust des palästinensischen Vertrauens in den Willen der
Netanjahu-Regierung auf, die Besetzung zu beenden. Der Nutzen der
Errungenschaften ist auch viel kleiner als der Schaden des offenen
Zerwürfnissses mit einer der Israel zuvor am freundlichsten gesonnenen
US-Regierungen. Die neue Einigung basiert auf den Osloer Abkommen. Sie
nagelt einzelne Verpflichtungen der bisherigen Friedensabkommen fest.
Ihr fehlt jedoch vollkommen der Osloer Geist des Vertrauens und der
Versöhnung. Alle Sicherheits-Verpflichtungen werden nichts nützen, wenn
die Vertrags-Unterzeichner keine ernsthaften Schritte unternehmen, um
ihnen Leben einzuhauchen.''
Dennoch müsse man erkennen, dass Netanjahu
heute mehr Pragmatiker als Ideologe sei. Er scheint das Richtige
zu tun und verdient dafür Rückendeckung. Allerdings, so Tom Segew in
haAretz: 'Vielleicht blufft er schon wieder. - Warum, ehrlich gesagt,
sollten wir ihm glauben?'.
Das Wichtigste am in Washington
unterzeichneten Abkommen ist vorerst das Abkommen selbst. Ma'ariw: Ohne
diese Einigung wären wir auf dem Weg zu einem Krieg, den wir nur knapp
und mit großen Verlusten gewinnen könnten.