Hierzu erklärt der Sprecher des
Bundesverbandes: Lothar Evers: "In Kooperation mit Verfolgtenverbänden
im In- und Ausland sowie Rechtsanwälten in Deutschland und den
Vereinigten Staaten haben wir seit Jahren Ansprüche von
Sklavenarbeiterinnen und Sklavenarbeitern gegenüber Industrie und
Regierung unterstützt. Eine erste Sammelklage von Sklavenarbeitern gegen
die Ford Werke Köln und die Ford Motor Company wurde - leider von der
deutschen Öffentlichkeit nur wenig beachtet - bereits im Februar dieses
Jahres durch die mit uns kooperierenden Anwaltskanzleien Melvyn Weiss
(New York) und Michael Hausfeld (Washington) eingereicht. Am 28.
September wird der District Court of New Jersey in einer mündlichen
Verhandlung über die Zulassung dieser ersten Klage gegen ein von der
NS-Sklavenarbeit profitierendes Unternehmen entscheiden. Hausfeld und
Weiss werden heute, ebenfalls in New Jersey, eine Klage gegen die
Volkswagenwerke einreichen. Klagen gegen weitere deutsche
Industrieunternehmen mit Filialen in den Vereinigten Staaten folgen
sukzessive.
Jahrelang hat die deutsche Industrie die
Forderung nach Entschädigung der Sklavenarbeiterinnen und Slavenarbeiter
unter dem NS-Regime ignoriert. Briefe wurden nicht beantwortet. Keine
Ausrede war zu dumm, keine Geschichtsklitterung zu absurd, um sich vor
Schadenersatz und der Zahlung der vorenthaltenen Löhne zu drücken.
Jetzt überschlagen sich die Firmen,
Hilfsfonds, Stiftungen oder andere Unterstützungszahlungen für ihre
ehemaligen Zwangsarbeiter anzukündigen. Im SPIEGEL dieser Woche werden
bereits prominente Namen für den Vorstand eines VW-Hilfsfonds gehandelt.
Man erfährt jedoch nicht, was sich VW die Entschädigung seiner
Sklavenarbeiter kosten lassen will: 'Stiften gehen' als Strategie!
Die scheinbar großzügigen Gesten überspielen
eine nur zu bekannte Strategie: Die Firmen wollen die Aushandlung
wirklicher Schadenersatzzahlungen mit kompetent vertretenen Gegnern
vermeiden. Statt dessen sollen sich die ehemaligen Sklaven artig für die
Wohltat bedanken und auf Durchsetzung aller Rechtsansprüche verzichten.
Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen
und werden sich nicht auszahlen. Der Bundesverband hat deshalb ein
Konzept zur Durchsetzung der Forderung aller SklavenarbeiterInnen unter
dem NS-Regime erarbeitet. Unsere Kampagne Gerechtigkeit für die
Überlebenden der NS-Sklavenarbeit besteht aus folgenden Elementen:
- Klagen wegen ungerechtfertigter
Bereicherung gegen die Bundesrepublik
Deutschland für diejenigen SklavenarbeiterInnen, die von der SS gegen
Zahlung
einer Tagesgebühr an Firmen ,verschachert' wurden.
- Sammelklagen gegen große, von der
Sklavenarbeit profitierende
Industrieunternehmen mit geschäftlichen Interessen in den Vereinigten
Staaten.
- Klagen gegen profitierende Unternehmen
ohne Weltmarktbedeutung vor deutschen
Gerichten.
- Politische Lobbyarbeit zur Einrichtung
einer Bundesstiftung für diejenigen Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter, die Schadenersatzansprüche nur mit großem Aufwand oder
gar nicht durchsetzen können.
Besonders wichtig ist uns, daß die große
Mehrheit der überlebenden Sklavenarbeiter und Sklavenarbeiterinnen in
allen Verfahren angemessen vertreten ist. Diese lebt bis heute in Mittel
und Osteuropa. Deshalb arbeiten wir eng mit Organisationen in den
Herkunftsländern zusammen.
Wir warnen alle
Überlebenden davor, sich ohne seriösen Rechtsbeistand auf Almosen oder
Abfindungszahlungen einzulassen. Auch sollte niemand Vereinbarungen mit
unseriösen Rechtsanwaltskanzleien gegen hohe Erfolgshonorare treffen.
Einige Kanzleien beschränken sich zur Zeit
darauf, öffentlichkeitswirksam immer neue, jedoch meist mangelhaft
vorbereitete Klagen anzukündigen. Diese Klagen werden bei ernsthaftem
Widerstand der beklagten Firmen scheitern. Die Ansprüche der
Überlebenden der NS-Sklavenarbeit wären so für immer erledigt."
Kontakt und Nachfragen:
Lothar Evers / Uwe Peña / Stephan Bülow
Bundesverband
Information und Beratung für NS-Verfolgte e.V.
Holweider Str. 13-15
51065 Köln
Tel.: 0221 / 61 20 41 Fax: 0221
/ 962 44 57
email:
nsberatung@hagalil.com
Die VW Klageschrift und das
Gesamtkonzept unserer Kampagne schicken wir Ihnen gerne zu.