antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Die Band von nebenan:
Kleine Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Menschen

Interview mit dem Regisseur Eran Kolirin

DIE BAND VON NEBENAN kreist um die kleinen Gemeinsamkeiten unterschiedlicher Menschen aus zwei Ländern, die seit langer Zeit eine Nachbarschaft des 'kalten Friedens' miteinander pflegen.

Eran Kolirin hat für seine Betrachtung dieses Kulturenkonflikts keine dramatische Geschichte gewählt, sondern schildert fast schon beiläufig kleine Ereignisse aus einem absurden Alltag – mit lakonischem Humor, perfektem Timing und schwebender Melancholie.

Was war für Sie der Auslöser, diesen Film zu machen?

Es begann mit einer Art Traumbild oder einer starken Vorstellung, ohne weiteren Zusammenhang: Es gab einen Mann, einen ausgewachsenen Pedanten, der sich aus einer Menschenmenge herausschälte. Dieser Mann war Polizist, er kam aus Ägypten und er fing an, ein arabisches Lied zu singen. Ich war immer fasziniert von arabischem Gesang, diesen Harmonien, die oft monoton, reduziert und sehr kontrolliert scheinen, und unter denen aber eine unglaubliche Melodramatik brodelt. Dieses innere Bild hat dann auch meine Erinnerung an die ägyptischen Filme wiederbelebt, die ich während meiner Kindheit und Jugend gesehen habe… Das also war der Anfang: ein Bild, von dem im Moment, da es vor einem auftaucht, noch gar nicht klar ist, was bzw. ob es etwas bedeutet. Für einige Details der Geschichte war dann das Buch „Journey to Israel” wichtig, das der ägyptische Autor Ali Salen vor ein paar Jahren veröffentlicht hat. In diesem Buch geht es darum, dass ein Mann aus Ägypten in Israel strandet. Dabei wird er nicht mit den großen politischen Fragen konfrontiert sondern mit kleinen Verschiebungen dessen, was für ihn alltäglich ist. Seien wir doch ehrlich: der Atem der Geschichte ist selten der Stoff, der für unser Leben zentral ist.

Erzählen Sie uns bitte mehr über Ihren persönlichen Hintergrund!

Vielleicht habe ich Glück gehabt, dass ich in den 1980er Jahren die wesentlichen Prägungen meiner Jugend erfahren habe. Es war vermutlich die einzige Zeit, da die Kultur unseres kleinen Landes offen war für Impulse unserer unmittelbaren Nachbarn. Es gab nur einen Fernsehkanal, und auf dem liefen Freitagnachmittag regelmäßig ägyptische Filme, meist Melodramen. Das ließ plötzlich eine mentale Heimat entstehen, die ganz anders gelagert war, als das, was uns sonst als ‚Heimat’ nahegebracht wurde… Diese mentale Heimat ging verloren, als wir von kommerziellen Fernsehprogrammen überschwemmt wurden, und in diesem Zusammenhang auch die Liebesgeschichten plötzlich nicht mehr von ‚nebenan’ kamen, sondern aus Spanien oder aus USA… In meiner Erinnerung ist das so, dass wir damals anfingen, einen Teil unserer Seele an globalisierte Zusammenhänge zu verlieren…

Wann entstand in Ihnen der Wunsch Filme machen zu wollen?

Mein Vater ist Filmemacher, mein Bruder arbeitet ebenfalls als Regisseur und Schnittmeister. Ich habe einen Teil meiner Kindheit in Schneideräumen oder zwischen den Beinen von Kamerastativen verbracht. Immer wieder kam es vor, dass technisches Equipment bei uns in der Wohnung herumstand, was mir, gewürzt mit entsprechenden Ermahnungen, dass man damit vorsichtig umgehen müsse, zum selbstverständlichen Teil meines Spielzeugs wurde… So kam es, dass mir diese Welt einerseits selbstverständlich erschien, andererseits aber auch als etwas Wertvolles, mit dem man tolle Sachen machen konnte.

Fühlen Sie sich von bestimmten Filmemachern besonders beeinflusst? Man muss bei bestimmten Szenen Ihres Films fast zwangsläufig an den Humor von Aki Kaurismäki denken, oder auch an Buster Keaton.

Wissen Sie, wenn Sie den Eindruck haben, eine gute Schule besucht zu haben, dann fällt es Ihnen schwer zu sagen, der oder der war mein Lieblingslehrer. Ich glaube, alle Regisseure, die ich mag, haben mir auf ihre Weise ein kleines Geschenk gemacht, und diese Geschenke halte ich in Ehren. Für mich bedeutet das auch die Aufgabe, das Feuer, das sie in mein Herz gepflanzt haben, weiter zu tragen. Das ist, als müsste man sich immer mit kleinen Diensten der Mitgliedschaft in einem Orden als würdig erweisen.

Was bedeutet Ihnen das Stück “My Funny Valentine”, das Sie sehr exponiert im Film verwenden?

Darf ich sagen, dass es einfach nichts zu bedeuten hat. Gar nichts! Es ist eine Musik, die ich bewusst aus dem Niemandsland geholt habe. Etwas das sehr schön ist und vielleicht deshalb universales Gewicht hat. Das Stück ist bar jedes sozialen, nationalen, regionalen oder biographischen Bezugs. Bei vielen anderen Stücken oder Melodien, die den Weg der Filmerzählung säumen ist das anders: die Musik in der Disco etwa. Das ist sehr verankert, vielleicht nicht in der Wirklichkeit, aber in meiner Wirklichkeit.

Ihr Team bestand aus Israelis und Arabern, und ich vermute, dass Sie einige der kleinen Kuriositäten im alltäglichen Miteinander auch aus Ihrem eigenen Leben kennen. Haben Sie solche Erfahrungen für das Thema Ihres Films verarbeitet, oder war es vielleicht auch umgekehrt, dass Momente aus dem Film in den Alltag ‚hinüber gewachsen’ sind?

Es gibt doch in unserem Land gar keine Reinheit was Nationalitäten, Ethnien oder Religionen angeht. Vermischung ist der Normalfall. Das ist nur kein Breaking-News-Subject. Aber da Sie das Thema von Die Band von nebenan ansprechen: Was ist das Thema? Ich glaube jedes Individuum lebt seine Existenz von einem Tag zum nächsten und hat dabei mehr oder weniger das Gefühl, dass die Dinge mehr oder weniger schön und gut sind, dass es dahinter aber noch ein anderes, ungelebtes Leben gibt. Aus diesem Zwiespalt entsteht Sehnsucht oder Nostalgie und auch Melancholie. Und in diesem Zwiespalt ruht für mich auch ein wesentlicher Teil des inneren Reichtums eines jeden von uns. Das sehe ich als das Thema meiner Arbeit, gewiss nicht den israelisch-arabischen Konflikt.

War es Ihre Absicht, dem über die Medien vermittelten Bild Israels, welches ja überwiegend von Selbstmordanschlägen, der Mauer, der Siedler-problematik und Grenzkonflikten geprägt ist, etwas anderes entgegenzusetzen?

Ich hüte mich vor der Pest, einen programmatischen oder Message-Film zu machen. Ehrlich gesagt, wüsste ich gar nicht, wie ich das angehen sollte. Ich glaube auch, dass etwas, das hauptsächlich vom Thema her geplant ist und wo es nur darum geht, ein Programm abzunudeln unwürdig ist. Unwürdig der sehr noblen Arbeit des Erzählens von Geschichten. Ich versuche immer zwei Gegensätze zusammenzubringen, einerseits den Raum, in den unkontrolliert und noch ungeformt etwas hereinweht, andererseits so etwas klar Umrissenes, das sich vielleicht sogar schon in diesem Raum versteckt, sagen wir das Thema oder der Sinn. Häufig (und speziell wenn eine solche Verbindung glückt) ist es die Geschichte, die einen den Sinn finden lässt und nicht umgekehrt. Ich hänge sehr an dieser Idee, dass die Fiktion, die Geschichte an erster Stelle steht, und dass man sich Dinge beim Machen erarbeitet, ohne zu wissen wohin man geführt wird. Was nicht heißt, dass man danach nichts mehr verändert. Im Gegenteil.

Ihre Protagonisten haben am Ende nicht nur etwas über die jeweils anderen gelernt, sondern auch vor allem etwas über sich selbst.

Glauben Sie? Für mich ist das fast schon ein logisches Problem. Wenn ich mir die Figur von Tewfiq anschaue, dann glaube ich, dass er aus diesen Ereignissen nur das folgende lernt: dass er sich vermutlich nie ändern wird. Aber ist mit dieser Erkenntnis, dass er unveränderlich, der bleiben muss, der er war, nicht schon etwas passiert mit ihm, was ihn zwangsläufig zu einem anderen werden lässt?

Wurde Ihr Film auch in Ägypten gezeigt?

Bislang noch nicht. Ich weiß aber, dass er bei ägyptischen Zuschauern (Professionelle und Liebhaber), die ihn anderswo gesehen haben, gut angekommen ist. Es wird auf verschiedenen Ebenen daran gearbeitet, dass wir den Film demnächst auch in Ägypten zeigen können.

Ist es für Sie vorstellbar, dass Die Band von nebenan auch aus einem anderen Nachbarland Israels kommen könnte, sagen wir aus dem Libanon oder Jordanien?

Vorstellbar für andere vielleicht schon. Nur, da meine Geschichte aus dem Keim gewachsen ist, den ich Ihnen schon geschildert habe, sehe ich keine andere Möglichkeit als dass meine Geschichte so ist, wie sie eben ist. Der Mann in meinem ursprünglichen Traumbild war nun einmal ein Ägypter. Was soll ich machen? Ich bin kein Experte. Diese Geschichte beruht nicht auf einer wissenschaftlichen Recherche. Sie ist nur meiner individuellen inneren Welt geschuldet, an der teilzuhaben ich viele Zuschauer einladen möchte, die ich aber nicht verraten werde.

"Es ist dieser Perle des Kinos zu wünschen, dass sie einem breiten Publikum zugänglich wird. Denn in Hinblick auf Kulturmissverständnisse ist dieser Film auch für Deutsche eine wahre Offenbarung". (www.cinefacts.de)
>>> weitere Pressestimmen...

Kinostart in Deutschland:
Die Band von nebenan
Einst, vor nicht allzu langer Zeit, landete eine kleine ägyptische Polizeikapelle in Israel. Sie waren gekommen, um bei der Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums aufspielen. Doch Bürokratie, Pech oder einfach nur dumme Zufälle ließen sie bereits am Flughafen stranden...

Bikur haTismoreth:
Die ganze Geschichte
Die ganze Geschichte: Auf einem schicken neuen Flughafen, irgendwo in Israel ist ein achtköpfiges ägyptisches Polizeiorchester gelandet. Wie sie da stehen, wirken sie wie verloren...

Bikur haTismoreth:
Regisseur Kolirin über seinen Film
Als ich ein Kind war, schauten wir bei uns zu Hause häufig ägyptische Filme. Das war in vielen Familien zu Beginn der achtziger Jahre so. Immer Freitags, am späten Nachmittag fand man sich vor dem Fernseher ein und wurde mitgerissen von den verwickelten Geschichten, den tragisch-unglücklichen Liebschaften, dem Herzschmerz von Omar Sharif, Pathen Hamama, I’del Imam und vielen anderen...

Die Band von nebenan:
Darsteller und weitere Mitwirkende

"Es ist dieser Perle des Kinos zu wünschen, dass sie einem breiten Publikum zugänglich wird. Denn in Hinblick auf Kulturmissverständnisse ist dieser Film auch für Deutsche eine wahre Offenbarung"...

Clip /
עברית

hagalil.com 02-01-2008

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved