Sonntagsblatt-Online zeitweise lahmgelegt:
Angriff über Dubai
Über die Arabischen Emirate haben Hacker die Sonntagsblatt-Onlineausgabe
zeitweise lahmgelegt
Markus Springer
http://www.sonntagsblatt-bayern.de/news/aktuell/2006_43_23_01.htm
Das Sonntagsblatt im Internet war plötzlich
verschwunden: Nicht eine einzige Seite war am 12. Oktober von 2 Uhr morgens
bis 14 Uhr auf
www.sonntagsblatt-bayern.de
noch erreichbar. Einem Hacker, der sich über einen Anbieter in Dubai ins
Internet einwählt, war es gelungen sich Zugang zu verschaffen und das
Sonntagsblatt-Angebot stillzulegen.
Die Zugriffe erfolgten von IP-Adressen, die zu Adressräumen des
Internet-Providers »EMIRNET« gehören. So genannte IP oder »Internet
Protocol«-Adressen dienen im weltweiten Netz zur Identifizierung der
beteiligten Computer. »EMIRNET« gehört zum Telekommunikationsanbieter
»Emirates Telecommunications Corporation« mit Sitz in Dubai
(www.emirates.net.ae).
Welchen Hintergrund die Hacker-Attacke auf das Sonntagsblatt hat, ist
unklar. Immer wieder kursieren in muslimischen Internetforen aber Aufrufe,
christliche Websites durch Viren oder so genannte »Spam-Attacken«
lahmzulegen. Webseiten werden durch Löcher in auf ihnen laufenden Programmen
geknackt, umgeschrieben, gelöscht. Bei so genannten DoS (»Denial of
Service«)-Attacken treiben die Angreifer den Internetserver in den Kollaps,
indem sie zum Beispiel so lange so viele Anfragen gleichzeitig an ihn
richten, bis der Rechner den Dienst versagt...
...Im Zuge des Karikaturenstreits gab es nicht nur wütende muslimische
Proteste auf vielen Straßen in der arabischen und übrigen Welt, sondern auch
eine Vielzahl von Angriffen auf hunderte dänische und andere nordeuropäische
Webseiten durch pro-muslimische Hacker. Vor allem im Iran und in den
arabischen Emiraten steht die Hacker-Szene der in Europa oder Russland, den
USA oder China kaum nach - anders als beispielsweise in Afghanistan, wo die
medienfeindlichen Taliban auch das Internet verboten und wo es bis heute nur
eine gering entwickelte Web-Infrastruktur gibt.
Hauptziele der islamistischen Hacker sind vor allem amerikanische und
jüdische Webseiten. So löschten im April Hacker aus Katar alle Daten vom
Server des größten deutschsprachigen jüdischen Internetmagazins
haGalil.com. Damals, so berichtete
seinerzeit die Presse, ermittelte das bayerische Landeskriminalamt wegen
eines möglichen antisemitischen Hintergrunds.
Nahezu gleichzeitig mit dem Angriff auf den Sonntagsblatt-Server ist - ein
Schelm wer da einen Zusammenhang vermutet - nun auch der Vatikan
elektronisch angegriffen worden. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA
meldete, eine »Brigade Al-Mohadscherin« habe in einem einschlägigen
Dschihad-Forum dazu aufgerufen, Rom als Vergeltung für die Papst-Äußerungen
von Regensburg elektronisch anzugreifen. Über mehrere Tage sei dann versucht
worden, den Webserver von Radio Vaticano zu stören. Der italienischen
Polizei zufolge gelang es den Angreifern aber nicht, »nennenswerten Schaden«
anzurichten.
Im Cyber-Krieg mit dem Westen
Eine der einschlägigen Adressen des Cyber-Dschihad ist zum Beispiel
www.al-jinan.org. Als Inhaber ist
unter einer irakischen Adresse ein Ahmad Adel angegeben, der Server steht in
Saudi-Arabien. Die Betreiber der Seite nennen sich »Gruppe Elektronischer
Dschihad«. Der Name ist nicht nur Programm - man kann sich auf der Seite
auch gleich ein Hacker-Programm mit dem Namen »Jihad 1.5 (Silver Version)«
downloaden. Der Plan: Mit dem einfach zu bedienenden kleinen Werkzeug sollen
möglichst viele Cyber-Krieger möglichst viele islamfeindliche und
»zionistische« Internetseiten angreifen, bis diese den Betrieb einstellen.
Für Jürgen Müller, bei der Münchner Kriminalpolizei zuständig für
Computerkriminalität, ist der Sonntagsblatt-Fall nichts Besonderes: »Allein
in unserem Bereich haben wir 10 bis 15 solcher Fälle im Jahr.« Das einzige
was sich gegen Hackerangriffe wirklich tun lasse, sei, den eigenen Computer
so sicher wie möglich zu machen. Gegen die Täter, die meist von Schul- oder
Hochschulrechnern aus operierten, könne man kaum etwas ausrichten. »Das
Problem ist nicht nur Dubai, weil in diesen exotischen Ländern auf die
Schnelle kaum Auskunft zu erwarten ist.« Es sei auch keineswegs ausgemacht,
dass sich die Hacker in Dubai befinden: »Die können auch hier ums Eck
sitzen, haben in Arabien einen offenen Rechner gefunden und freuen sich,
dass es so aussieht, als ob es von dort kam.«
Krieg und Terror im Internet:
Cyberwar?
Schon vor Jahren schlug der Knessetabgeordnete Michael Eitan vor,
Webseiten, die der Verbreitung von Information dienen, ebenso wie die freie
Presse, international schützen zu lassen...
Die Geschichte vom angeblich nie gestellten
Antrag:
Schwarz auf weiß und abgelehnt
Erinnern Sie sich an den Monitor-Beitrag zum Thema haGalil und den
"Auftritt der Umständlichen" im BMFSFJ?...
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