Die Veröffentlichung der Argumente des Obersten Gerichts im
Zusammenhang mit dem Verbot der Wahlsendung der Shinui Partei vor einigen
Wochen, ging fast ohne jedes Medienecho über die Bühne.
Die Kammer, der auch Präsident Barak angehörte, bestätigte das Verbot des
Wahlkomitees. Präsident Barak, selbst ein Holocaustüberlebender, benützte in
seiner Erklärung scharfe Worte: "Die Wahlsendung hatte starke und
ekelerregende Ähnlichkeit mit antisemitischer Propaganda, da in ihr der
orthodoxe Juden zu einem gesichtslosen Unmenschen erniedrigt wurden, der auf
dem Boden krabbelt und sich wie eine Zecke an den Weltlichen klammert.
Natürlich existiert das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber nicht, um zu
erniedrigen und zu beschämen. Hier handelte es sich um antisemitische
Ausdrücke, die durchaus aus der Nazipropaganda stammen könnten."
Es vergingen einige Tage, und wir erhielten die Mitteilung, dass der
ehemalige Vorsitzende von Shinuj, Tommy Lapid, zum Vorsitzenden von Jad
Vashem ernannt wurde. Lapid ist zwar aus der Partei ausgetreten und war für
diese Wahlsendung nicht verantwortlich, aber er ist eigentlich der Erfinder
der großen anti-orthodoxen Welle, die die israelische Politik seit Ende des
90-er Jahre überschwemmt. Unter den sechs Millionen gab es viele fromme und
orthodoxe Juden. Wer auf der Grundlage anti-orthodoxer Botschaften eine
beeindruckende politische Karriere machen konnte, kann doch nicht den
minimalen jüdischen Konsens symbolisieren, der für die Holocaustverewigung
erforderlich ist!
Lapid ist selbst ein Holocaustüberlebender und musste die Schrecken der
Shoa am eigenen Leibe erfahren, die politischen Botschaften, die er im
letzten Jahrzehnt aussandte, entziehen ihm jedoch die Eignung für das hohe
Amt des Jad Vashem Vorsitzenden. Die Ernennung stellt eine geschmacklose
Provokation dar, die den letzten Konsens im Staat Israel zu spalten und zu
politisieren droht.
Lapid über Krieg und Holocaust:
Die Lehre heisst Verteidigung
Es verblüfft mich immer wieder, dass sie ihre
Doppelmoral nicht erkennen: ob die USA, die die Verfassung ignorieren,
sobald ihnen Gefahr droht, oder Holland, das nach der Ermordung des
Regisseurs Theo van Gogh durch Moslems seine berühmte Toleranz gegenüber
Ausländern mit einem Schlag verloren hat...