Stolpersteine in Hamburg:
Erinnerung an die Opfer aus den beiden ehemaligen jüdischen
Waisenhäusern
Johann-Hinrich Möller
In den Jahren 1941 und 1942 wurden aus den jüdischen
Waisenhäusern am Laufgraben 37 und am Papendamm 3 (heute
Martin-Luther-King-Platz) die letzten dort lebenden Kinder sowie deren
Betreuerinnen und Erzieher in die Ghettos und Konzentrationslager Auschwitz,
Lodz, Minsk, Riga-Jungfernhof und Theresienstadt deportiert und ermordet.
Einige dieser Kinder waren damals nicht einmal 3 Jahre alt.
Laufgraben 37 |
Papendamm 3 (heute Martin-Luther-King-Platz) |
An diese Opfer, die ihren Lebensmittelpunkt in den
Waisenhäusern hatten und die von hier aus den Weg in die Vernichtung
antreten mussten, wird am 15. Juni 2006 um 14:00 Uhr am
Martin-Luther-King-Platz mit der Verlegung von 'Stolpersteinen' durch den
Kölner Künstler Gunter Demnig erinnert. Dr. Jürgen Mantell, Leiter des
Bezirksamtes Hamburg Eimsbüttel, wird ein Grußwort sprechen; die Namen der
Opfer werden von der Hamburger Schauspielerin Catrin Striebeck verlesen.
Das 'Paulinenstift' am Laufgraben, 1884 als Waisenhaus für Mädchen eröffnet,
war Ausgangspunkt der Deportation von 8 Kindern nach Lodz und Minsk im
Oktober und November 1941. Danach wurde es jüdisches Alters- und Pflegeheim
bis auch diese Bewohner 1942 und 1943 in Konzentrationslager verschleppt
wurden.
Das Gebäude am früheren Papendamm, 1883 fertig gestellt und 1943 bei den
Bombenangriffen zerstört, diente als Waisenhaus für Knaben. Im Herbst 1941
wurden die noch nicht deportierten Mädchen aus dem Paulinenstift ebenfalls
am Papendamm untergebracht. Zusätzlich wurde zahlreichen älteren Menschen
hier ein neues Quartier zugewiesen. Trotz der bereits herrschenden Enge
musste das Haus im Juni 1942 weitere Personen aufnehmen, da die Schule in
der Karolinenstraße 35 (ehemals Israelitische Töchterschule) auf Antrag der
Schulverwaltung geschlossen wurde. Der Unterricht für 70 Kinder wurde nun an
fünf Vormittagen in der Woche ebenfalls am Papendamm abgehalten.
Bereits von Oktober bis Dezember 1941 war eine Reihe von Kindern aus dem
Papendamm nach Lodz, Minsk und Riga deportiert worden. Gemeinsam mit
Hildegard Cohen, der früheren Leiterin des Paulinenstiftes, und ihren
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erhielten die verbliebenen Waisenkinder
ihren Deportationsbefehl mit unbekanntem Ziel zum 10. Juli 1942. Der
Transport ging am 11 Juli 1942 nach Auschwitz und bedeutete für alle den
Tod. Quelle: Ursula Randt, Die
jüdischen Waisenhäuser in Hamburg, in: Wamser, U., Weinke, W., 'Ehemals in
Hamburg zu Hause: Jüdisches Leben am Grindel', S. 56 ff., VSA Verlag,
Hamburg 1991 (eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage unter dem Titel:
'Eine verschwundene Welt – Jüdisches Leben am Grindel' erscheint Ende 2006)
Am 15. Juni 2006 wird mit der Verlegung
von insgesamt 39 'Stolpersteinen' durch den Kölner Künstler Gunter
Demnig an die Opfer des Nationalsozialismus aus dem Kreise der Kinder,
Betreuerinnen und Erzieher der beiden früheren jüdischen Waisenhäuser in
Hamburg erinnert. Die Enthüllung der Steine findet am
15. Juni 2006, 14:00 Uhr
am Martin-Luther-King-Platz
in Hamburg
statt. Der Martin-Luther-King-Platz ist über die
Grindelallee -zwischen Rentzelstraße und Sedanstraße- zu erreichen. Herr
Dr. Jürgen Mantell, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Eimsbüttel, wird ein
Grußwort sprechen. Die Namen der 39 Opfer werden von der Hamburger
Schauspielerin Catrin Striebeck verlesen. Mit einem Gebet, vorgetragen
von Arieh Gelber, Cantor der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, wird die
Veranstaltung gegen 14:30 Uhr beendet. |
Papendamm 3 und
Laufgraben 37:
Erinnerung an die von den
Nationalsozialisten ermordeten Kinder, Betreuerinnen und Erzieher der
ehemaligen Hamburger Waisenhäuser
hagalil.com 11-06-2006 |