Offener Brief an
den DGB:
Esther Dischereit nicht kündigen!
An
Michael Sommer
DGB Bundesvorsitzender
Henriette Herz Platz 2
10178 Berlin
E-Mail: marion.knappe@dgb.de |
An
Ernst-Dietrich Scholz
DGB Vorsitzender Bezirk Berlin Brandenburg
Keithstrasse 1-3
10787 Berlin
E-Mail: dieter.pienkny@dgb.de |
Liebe Kollegen,
sehr geehrte Herren,
wie wir der Presse entnommen haben, will
der DGB Bezirk Berlin Brandenburg seine Kulturbeauftragte, die international
renommierte deutsch-jüdische Schriftstellerin Esther Dischereit, zum
30.06.2006 kündigen. Ein Gütetermin beim Arbeitsgericht ist erfolglos
geblieben. Die Kündigung ist vom DGB Bundesvorsitzenden unterschrieben
worden.
Esther Dischereit ist im Bezirk Berlin-Brandenburg zuständig für die
Kulturarbeit und die hauptamtliche Betreuung der Antirassismuswebsite (www.respekt.dgb.de).
Wir halten ihre Arbeit im Zusammenhang mit den rechtsradikalen Umtrieben in
Berlin und Brandenburg für unverzichtbar. Wenn der DGB diese Arbeit
einstellt, wäre dies ein völlig falsches Signal.
Die Kulturarbeit von Esther Dischereit, die viele Denkanstöße gab, hat dem
gewerkschaftlichen Dachverband ein hohes Ansehen in Berlin und Brandenburg
weit über den gewerkschaftlichen Rahmen hinaus ermöglicht und damit auch
Menschen erreicht, die mit den Gewerkschaften häufig nicht sympathisieren.
Die Kündigung von Esther Dischereit wirkt sehr unbedacht und kann nicht –
wie dies von DGB Vertretern getan wird - durch den Hinweis auf finanzielle
Engpässe legitimiert werden.
Die Arbeit von Esther Dischereit hat nicht nur dazu beigetragen,
gesellschaftliche Misstände zu skandalisieren (wie z.B. die
Zwangsprostitution:
www.VerantwortlicherFreier.de), sondern auch dazu, dass der DGB
seine politischen Positionen in der Öffentlichkeit präsentieren konnte. Wir
wollen hier – ein Beispiel unter vielen – an den 50. Jahrestag des
Arbeiter- und Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953 im Jahr 2003
erinnern. Esther Dischereit hat für den DGB die Entstehung eines Denkmals
für diese Rebellion in der Karl-Marx-Allee in Berlin mit befördert.
Es gibt heute keine Organisation und Institution mehr, die auf Kulturarbeit
und politische Bildung zur Präsentation ihrer eigenen Anliegen verzichtet.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, Kultur sei in Zeiten der Krise
überflüssiger Luxus. Die öffentliche Darstellung eigener Positionen im
kulturellen Sektor einzustellen, nähme dem DGB die Chance, in der
Gesellschaft für seine Anliegen, die Anliegen der großen Mehrheit der
Arbeitnehmer in der Bundesrepublik, zu werben.
Wahrscheinlich gibt es nicht viele international renommierte
Schriftstellerinnen, die beim DGB und seinen Einzelgewerkschaften angestellt
sind. Die Kündigung von Esther Dischereit und die Einstellung der
gewerkschaftlichen Kulturarbeit in Berlin-Brandenburg schaden dem Ansehen
der Organisation und dem Anliegen der Gewerkschaften. Wir bitten Sie daher
diesen Schritt noch einmal zu überdenken und die Kündigung rückgängig
zu machen.
Berlin, 19.6.2006
Sharon Adler, Herausgeberin von AVIVA-Berlin.de – Online Magazin für Frauen,
Berlin;
Yvonne de
Andrés, YDEA-Consulting, Berlin;
Ramona Ambs, Schriftstellerin, Heidelberg ;
Toby Axelrod, Journalistin, Berlin;
Gunter Begenau, Referatsleiter Publikationen der Hans Böckler Stiftung,
Düsseldorf;
Dr. Christine Berndt, Künstlerin, Berlin;
Prof. Dr. Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an
der Technischen Universität Berlin (TUB);
Chaja Boebel, Historikerin und pädagogische Mitarbeiterin der IG Metall
Bildungsstätte in Berlin;
Aleksandra Brnetic, Redekteurin des Radiomultikulti vom Rundfunk
Berlin-Brandenburg;
Susanne Bressan, Ethnologin und Publizistin, Berlin;
Bernd Braun, Historiker und Judaist, Berlin;
Prof. Dr. Micha Brumlik, Erziehungswissenschaftler an der Johann Wolfgang
Goethe Universität, Frankfurt a. M.;
Dr. Sonja Bründl-Price, Institute of Foreign Languages an der
Friedrich-Schiller-Universität Jena;
Dr. Tom Cheesman, Germanist, Swansea (Great Britain);
Volkmar Deile, Pfr. i. R., Generalsekretär der deutschen Sektion von amnesty
international 1990 – 1999, Berlin;
Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky, Institut für Medienwissenschaft der
Ruhr-Universität Bochum;
Brigitte Disselhoff, Angestellte, Berlin;
Thomas Dittberner, Gewerkschaftssekretär ver.di Bundesverwaltung,
Berlin-Stuttgart;
Moritz Denis, Filmmusikkomponist, Berlin;
Elisabeth Denis, Schauspielerin, Berlin-Kreuzberg;
Eva Ehrlich,
haGalil e.V.;
Chris Eggers, Berlin;
Iain Galbraith, Schriftsteller, Wiesbaden;
David Gall, Andrea Livnat, Redaktion HAGALIL, München Tel Aviv;
Kati Gausmann, Dipl. Designerin und Bildhauerin, Berlin;
Ines Geipel,
Schriftstellerin und Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst
"Ernst Busch", Berlin;
Angelika Gödde, Berlin;
Ronnie Golz, Seminarleiter (Teamer) bei ver.di, Berlin;
Prof.
Veruschka Götz, Berlin;
Dr.
Katharina Hall, Lecturer in German, Department of German, Swansea University
(Great Britain);
Dr. Frank Heidenreich, Gewerkschaftssekretär, IG-Metall Bildungsstätte
Berlin-Pichelsee;
Gabriel Heimler, Künstler, Begründer der Künstler- und Intellektuellengruppe
Meshulash, Berlin;
Clemens Heni, Politologe, Berlin;
Peter Heuß, Historiker, Frankfurt a. M.;
Willi Hajek, freier gewerkschaftlicher Bildungsmitarbeiter, ehemals DGB
Bildungswerk Berlin Brandenburg;
Dr. Ralf Hartmann, Künstlerischer Leiter Kunstverein Tiergarten Berlin;
Michael Jaenecke, Politologe, Berlin;
Dr. Martin Jander, Historiker und Journalist, Berlin;
Britta Jürgs, Verlegerin des AVIVA-Verlags und 1. Vorsitzende der
Bücherfrauen e. V., Berlin;
Katharina Karrenberg, Bildende Künstlerin und Dozentin, Berlin;
Magdalena Kemper, Journalistin, Berlin;
Judith Kessler, Redakteurin, Berlin;
Harald Kielmann, Gewerkschaftssekretär (ver.di), Mosbach;
Dr. Martin Kloke, Mitglied des Cornelsen-Betriebsrates, Berlin;
Doris Koch, Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin, Berlin;
Dr. Mona Körte, Wissenschaftliche Assistentin am Zentrum für
Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin (TUB);
Harald Kralik, Gewerkschaftssekretär, Saalfeld (Saale);
Sabine Krusen, für brunnhilde e. V. und frauengeschichtswerkstatt;
Grit
Kümmele, Georgetown University Study Site Director, Berlin;
Prof. Dr. Achim Leschinsky, Erziehungswissenschaftler an der Humboldt
Universität Berlin;
Doris Liebermann, Autorin, Berlin;
Carmen Machwirth-Kolle, Leiterin der ver.di-Bildungsstätte Saalfeld,
Saalfeld (Saale);
Salean A. Maiwald, Autorin und Malerin (Gruppe Meshulash), Berlin;
Dr. Michael Maier-Borst, Berlin;
Prof.
Andrei S. Markovits, Karl Deutsch Collegiate Professor of Comparative
Politics and German Studies, Department of Political Sience, The University
of Michigan, Ann Arbor (USA);
Noel Tovia
Matoff, Fotografin, Berlin;
Urike Mohr, Künstlerin, Berlin;
Vanessa Nebgen, Berlin;
Dr. Ehrhart Neubert, Vorsitzender Bürgerbüro e. V., Erfurt;
Jens Planer Friedrich, Bürgerbüro e. V., Berlin;
Eva Quistorp, MdEP a. D, Frauen für Frieden, langjähriges GEW und
ver.di-Mitglied, Berlin;
Prof. Dr. Birgit Rommelspacher, Alice Salomon Fachhochschule Berlin;
Ernst Rosenberg, Leitender Kriminaldirektor im Ruhestand, Düsseldorf;
Waltraud Schade, für Rat und Tat e.V. (RuT), Berlin;
Irmtraud Schmitz, Berlin;
Katharina Sperber, Redakteurin Frankfurter Rundschau, Frankfurt a. M.;
Prof. Dr. Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte
Deutscher Widerstand in Berlin, Professor für Neuere und Neueste Geschichte
an der Universität Karlsruhe;
Michael Stognienko, Berlin;
Silke Stroh, Literaturwissenschaftlerin, Münster;
Lala Süsskind, Ehrenpräsidentin der Women's International Zionist
Organisation (WIZO) - Deutschland, Berlin;
Miriam Tayeb, Landau
Wolfgang Templin, Publizist und Bürgerrechtler, Berlin;
Susanne Wein, Doktorandin an der Universität Bremen;
Prof.
Rhys W. Williams, Swansea (Great Britain);
Beate Maria Wörz, Bildende Künstlerin, Berlin
hagalil.com 17-06-2006 |