[Die
Wahlen zur 17. Kneseth am 28. März 2006 - 28. Adar 5766]
Wahlkampf:
Chef der Nationalen Front verlangt Tötung von Uri Avnery
JERUSALEM
(inn) - Der Vorsitzende der rechtsextremen Partei "Jüdisch-Nationale
Front", Baruch Marsel, hat die "gezielte Tötung" des
Friedensaktivisten Uri Avnery gefordert. Marsel, der als Kandidat
für die Knesset-Wahl in der kommenden Woche aufgestellt ist, griff
zudem die israelische Regierung und die Grundordnung scharf an.
Laut einem Bericht des israelischen Rundfunks rief Marsel am Montag
die israelische Armee dazu auf, Avnery zu töten. Er spielte damit
auf die Praxis der "gezielten Tötung" von Terroristen durch die
israelischen Sicherheitskräfte an. Avnery sei "eine Schlange, die
das Land gefährlich weit nach links" ziehe, so Marsel.
Die Kadima-Partei von Premier Ariel Scharon
nannte er eine "Gruppe von Verrätern und Verbrechern". "Sie haben
ihre eigenen Ziele verraten, nämlich Judentum und Zionismus." Die
linksgerichteten Aktivisten gefährdeten den Staat "kaum weniger als
die äußeren Feinde" Israels.
Marsel
griff auch die rechtliche Grundordnung des Staates an: "Israel wird
von einer Junta regiert. Es gibt ein gleichgeschaltetes Denken,
einheitliches Abstimmen und die gleichen Entscheidungen in der
Armee, in den Gerichten und in der Regierung." Der Oberste
Gerichtshof treffe Entscheidungen, die "jüdisches Blutvergießen" mit
sich brächten.
Marsel war Mitglied der inzwischen verbotenen rechtsradikalen
"Kach"-Partei. Er lebt in Hebron. Umfragen zeigen, dass seine Partei
wahrscheinlich keinen Sitz in der Knesset erhalten wird.
Der Vorsitzende der Friedensorganisation "Schalom Achschaw"
("Frieden Jetzt"), Jariv Oppenheimer, verlangte von Oberstaatsanwalt
Menachem Masus, gegen Marsel zu ermitteln. "Marsel hat vergessen,
dass er nur Immunität genießt, wenn er in die Knesset gewählt wurde
- und nicht vorher", erklärte "Schalom Achschaw" am Montagabend.
"Marsel unternimmt alles, um Schlagzeilen zu machen und Menschen zu
erschrecken."
Avnery ist der Gründer der Friedensbewegung "Gusch Schalom"
(Friedensblock). Er wurde 1923 in Beckum im Münsterland geboren und
ging 1933 ins damalige Palästina. Er war in drei Amtsperioden
Knesset-Abgeordneter. (js) |