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Die gute Stimmung verdorben:
O Deutschland, Deine Dichter!

von Miriam Magall, 21-11-2005

Im Deutschen besagt ein geflügeltes Sprichwort: "Gute Vorsätze pflastern den Weg zur Hölle." Wie wahr, wird der hoffentlich geneigte Leser der Verfasserin dieser Zeilen zustimmen.

Wer erinnert sich nicht an seine guten Vorsätze, geduldiger zu werden, sparsamer, aufmerksamer oder aber mehr Sport zu treiben, etwas für die Gesundheit zu tun und viele gute Dinge mehr?
Solche guten Vorsätze standen sicher auch den Personen vor Augen, als sie im März 2004 im Literaturhaus in München den Verein "Aktion Patenschaften für verbrannte Bücher" ins Leben riefen. Genau wie die Aktivisten, die im Herbst 2004 ihrerseits die Aktion "Brandloch" gründeten, um diese Aktion aktiv zu unterstützen.

Geschehen sollte dies durch die tatkräftige Teilnahme von Mitgliedern des Verbands deutscher Schriftsteller in ver.di. Es sollte eine lebendige Sache werden. AutorInnen der Vergangenheit sollten nicht nur in Lesungen vorgestellt werden, nein, das wäre das Übliche gewesen. Vielmehr sollten sie ihre Ergänzung finden durch die Antworten heute lebender Autoren, die auf die Worte der AutorInnen der Vergangenheit reagierten und mit ihnen sozusagen in einen Dialog traten. Selbst begleitender Tanz und Lieder sollten die Lesungen zu einem aktuellen Erlebnis machen.

Hinter beiden Aktionen steht die Salzmann-Sammlung in Gräfelfing. Herr Georg P. Salzmann, nach eigener Aussage Sohn eines überzeugten Nazis, begann vor 40 Jahren, aus eigenen Mitteln über 10.000 Exemplare verbrannter Literatur aus aller Welt zusammenzutragen. Ein gewaltiges Unterfangen! Durchaus! Und ein ebenfalls durchaus lobenswertes Unterfangen.

Herr Salzmann hat angefangen diese Bücher zu sammeln, inspiriert nach eigener Aussage durch das, was er als die "Geschehnisse damals" bezeichnet. Er möchte die Sammlung jetzt verkaufen. Interessenten für die Sammlung gibt es nach Auskunft des von der "Aktion Patenschaften" verteilten Flyers durchaus -- sogar Anfragen aus dem Ausland, aber man möchte "deutsches Kulturgut" in Deutschland behalten. Bezahlen will dafür aber in Deutschland keiner, denn wie wir wissen ist Deutschland ein sehr armes Land. Deshalb sollen "Paten" gewonnen werden.

An der "Brandloch"-Veranstaltung am 6. Oktober 2005 in der Seidl-Villa in München nahm Herr Salzmann höchstpersönlich teil. Nach der Lesung stand er für Auskünfte bereitwillig zur Verfügung. Die Verfasserin dieser Zeilen war die von "Brandloch" veröffentlichte Liste verbrannter Autoren durchgegangen -- "verbrannte Autoren", eine eher unglückliche Formulierung, denn in den meisten Fällen wurden "glücklicherweise nur" ihre Werke, nicht sie selbst verbrannt, wenngleich es auch da einige Ausnahmen gab.

Auf einer ersten Liste stehen 76 Namen, davon 34 von jüdischen Autoren. Also fragte sie Herrn Salzman an jenem 6. Oktober, ob er sich etwas dabei gedacht habe, welche Autoren warum verfolgt, welche Werke welcher Autoren verbrannt wurden. Die enttäuschende Antwort lautete: Nein, ihn, Herrn Salzmann, habe es nicht interessiert, ob der betreffende Autor Jude war oder nicht. Er habe die Bücher einfach so gekauft. Die Verfasserin dieser Zeilen musste schlucken, schwieg aber, um die gute Stimmung an jenem Abend nicht zu verderben.
Denn bei den Lesungen war bis dahin Jüdisches nicht vorgekommen. Die "Brandloch"-Aktivisten vermieden jeden Kontakt mit jüdischen Schriftstellern wie der Teufel das Weihwasser. Falls sie dennoch aus Versehen mit ihnen in Berührung kamen, wurde jede Andeutung, es handele sich dabei um verfolgte Juden, tunlichst vermieden.

Die eigenen Texte, die die Lesungen bisher begleiteten, sprechen denn auch Bände für sich: Irmgard Keun, keine Jüdin, aber eine Freundin von Josef Roth und eine frühe Feministin -- ihr standen eher banale Texte gegenüber wie "Früher, oder wie Rosa ihren schönen Namen verlor", von Sylvie Bantle, eine der emsigsten Aktivistinnen der "Aktion Brandloch", und auch: "Das Kind" von Alexandra Helmig, einer Schauspielerin und Schriftstellerin. Oder: Der Lesung von Bruno Schulz stand die eher triviale Geschichte "Puppenfee, Memoiren einer Nähmaschine", noch einmal von Sylvie Bantle gegenüber. Und so dürfte es, außer einigen lobenswerten Ausnahmen, die gute Prosa oder Gedichte präsentieren, wohl weitergehen.

Im Kreis der Schriftsteller, die bei "Brandloch" mit Lesungen auftreten, ist die Verfasserin dieser Zeilen die einzige Jüdin. Sie wollte mitmachen, weil sie sich in ihrer Naivität dachte, etwas Jüdisches sollte bei dieser Aktion eigentlich nicht fehlen. So wollte sie selbst mit einer Lesung am 16. Februar 2006 von Egon Erwin Kisch und seinen "Geschichten aus sieben Ghettos" und auch Selbstgebasteltem an der Aktion teilnehmen.
Das Selbstgebastelte sollte u.a. ihre Kurzgeschichte "Frühling in Kischinew" (schon im Mitteilungsblatt des Landesverbands der israelit. Kultusgemeinden in Bayern im Dezember 1999 veröffentlicht) sein, die das berüchtigte Pogrom in Kischinew im Jahr 1905 thematisiert. Sie hatte auch eine hervorragende Interpretin jiddischer und hebräischer Lieder gefunden, die diese jüdischen Impressionen begleiten sollten.

Bei der Vorstellung ihres Programms bei ihren "MitstreiterInnen" verwies die Verfasserin dieser Zeilen darauf hin, dass sie Jüdisches vermisse. Es ist ja durchaus eine Tatsache, dass eine Reihe deutscher Autoren verfolgt und ihre Werke verbrannt wurden -- genau wie die ihrer jüdischen Kollegen. Mit einem Unterschied: Die deutschen Autoren konnten den Mund halten und still weiterleben wie Irmgard Keun, die nach ihrer Rückkehr aus dem Exil -- noch zur Nazi-Zeit -- unbehelligt in Köln lebte. Für einen engagierten Schriftsteller sicher keine leichte Sache. Für einen jüdischen Autor gab es eine solche Möglichkeit jedoch nicht. Ihn ließ man sicher nicht still leben, selbst, wenn er nichts mehr öffentlich produzierte. Er wurde, fasste man ihn, ohne viel Federlesens zu machen, nach Auschwitz, Treblinka oder wie die Hölle sonst heißen mochte, abtransportiert, zu Tode gehetzt und gearbeitet, ausgehungert, vergast und verbrannt -- nicht ohne, dass man ihm vorher noch seine Goldzähne genommen hatte, falls denn welche seinen Mund zierten.

Und genau diesen Aspekt haben die "Brandloch"-Aktivisten ausgeblendet. Sie wollen "verbrannte Autoren", so makaber es klingt, weiterhin präsentieren, keine Juden, um Himmels willen, das ist etwas, worüber man nicht spricht, und sie mit ihren Geschichten aus dem Nähkästchen dekorieren. Also musste die Verfasserin dieser Zeilen auf Egon Erwin Kisch und seine "Geschichten aus sieben Ghettos" und auf ihren "Frühling in Kischinew" verzichten, und auch der Interpretin jiddischer Lieder aus den Ghettos und den Mordlagern wurde der Mund gestopft, bevor sie ihre Botschaft verkünden konnte.

Man will unter sich bleiben bei der "Patenschaft für verbrannte Bücher", es soll ganz und gar "judenrein" vor sich gehen.
Umso trauriger ist es, dass die "Aktion verbrannte Bücher" auch einige jüdische Unterstützer hat, darunter so namhafte wie Dr. Salomon Korn, Prof. Dr. Michael Brenner und Ralph Giordano. Wer sie sind, braucht niemandem in jüdischen Kreisen erklärt zu werden. Aber vielleicht wissen sie ja gar nicht, was so im Inneren dieser Aktion vor sich geht. Das ist sogar beinahe sicher. Deshalb sollten und müssten sie eigentlich schnellstens darüber aufgeklärt werden, damit nicht unnötig Gelder in eine Richtung fließen, die dringend für andere jüdische Angelegenheiten benötigt würden.

Fürwahr ein wunderschöner gepflasterter Weg, der direkt in die Hölle des Verdrängens führt!

[ZUR DISKUSSION]

23-12-2005

Stellungnahme des VS Bayern, Region München und Oberbayern, zu dem Artikel von Miriam Magall "Die gute Stimmung verdorben: O Deutschland, Deine Dichter"

Der Vorstand der Region München und Oberbayern des Verbandes deutscher Schriftsteller in ver.di weist die von Frau Magall in ihrem Artikel implizit und explizit erhobenen Vorwürfe und Behauptungen entschieden zurück.

In dem Artikel wird versucht Kolleginnen, die sich gegen ein Verdrängen und Vergessen des Unrechts nationalsozialistischer Gewaltherrschaft engagieren, zu diffamieren und ihrer Arbeit zu schaden.

Der eigentliche und persönliche Hintergrund, der zu diesem Artikel von Fr. Magall geführt hat, wird von ihr - anscheinend wohlweißlich - verschwiegen. Da er persönlich ist, werden wir Fr. Magall nicht die Last abnehmen, ihn selber öffentlich zu machen.

Zu einigen ihrer Vorwürfe und Behauptungen nehmen wir weiter unten Stellung.
 

Zuerst jedoch ein kurzer Überblick über die Idee und Konzeption der Lesereihe, die Fr. Magall anscheinend nicht verstanden hat.

Die Lesereihe "Brandloch" ist ein Projekt des VS – Verband deutscher Schriftsteller in ver.di, Regionalgruppe München-Oberbayern und wird von den Münchner Autorinnen Sylvie Bantle und Ulrike Budde betreut.

Das Projekt entstand aus der Idee, mit inszenierten Lesungen aus Werken von Autorinnen und Autoren, die nach 1933 durch die Politik der Nationalsozialisten verfolgt wurden, die Arbeit des Vereins "Aktion Patenschaften" zu unterstützen. Der Verein "Aktion Patenschaften" hat sich zum Ziel gesetzt, die langfristige Zukunft für die Sammlung bibliophiler Bücher zu fördern, die Georg P. Salzmann in vielen Jahrzehnten zusammengetragen hat und für die er jetzt versucht, eine dauerhafte, betreute Bleibe zu finden.

Damit Interessierte sich ein Bild von "Brandloch" machen können, lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Lesungen, die bisher stattgefunden haben, bzw. für das erste Halbjahr 2006 geplant sind:

BRANDLOCH-PROGRAMM – Seidlvilla

  • 2. Juni 2005:  Pilot-Veranstaltung zur Lesereihe Brandloch - "Die aus der Reihe tanzen…"
    mit folgenden Beiträgen: Dr. Ullrich Dittmann - Bemerkungen eines Literaturhistorikers zum 10.5.
    Barbara Greese / Erna Fröhlich: Else Lasker-Schüler - Heimlich zur Nacht
    Barbara Yurtdas: Irmgard Keun - Eine von uns?
    Sylvie Bantle: Elisabeth Castonier - Noella
    Barbara Greese / Erna Fröhlich: Mascha Kaleko - Ausgesetzt
    Ulrike Budde: Salomo Friedlaender / Mynona - Grotesk!
  • 6. Oktober 2005: Irmgard Keun (Barbara Yurtdas, Sylvie Bantle, Alexandra Helmig)
  • 10. November 2005: Bruno Schulz (Marianne Gradl-Grams, Sylvie Bantle, Bernhard Horwatitsch)

  • 15. Dezember 2005: Gertrud Kolmar (Sylvie Bantle, Katharina Stooß, Christina Bösel)

  • 26. Januar 2006: Friedländer/Serner (Ulrike Budde, Sylvie Bantle, Bernhard Miller)

  • (ursprünglich geplant für 16. Februar 2006: Alfred Kerr / Egon Erwin Kisch – entfällt, da M. Magall aus eigener Entscheidung ausgestiegen ist)

  • 15. März 2006: Gustav Regler (Bernhard Horwatitsch)

  • 27. April 2006: Franz Theodor Csokor (Robert Stauffer)

  • 3. Mai 2006: Brandloch-Special zum Jahrestag der 1. Bücherverbrennung in München am 3. Mai 1933

  • 22. Juni 2006: Mascha Kaleko (Alma Larsen, Barbara Yurtdas)

  • voraussichtl. 6. Juli 2006: Alfred Kerr / N.N. (Hans Boeters, N.N.)

Das Konzept der Reihe sieht vor, dass jede Lesung ihre eigene gestalterische Form finden soll. Es geht nicht um eine literaturwissenschaftliche Aufbereitung von Faktenwissen um Personen und Werke, sondern vor allem darum, Leselust für die Bücher derjenigen zu machen, von denen man heute oft nur noch wenig oder nichts mehr weiß – obwohl viele von ihnen bis 1933 bekannt und im literarischen Leben Deutschlands verankert waren. AutorInnen des VS schlagen nach eigenem Interesse vor, wen sie in einer Veranstaltung vorstellen möchten und in welcher Form dies geschehen soll. Mit ihren eigenen Texten nehmen sie einen Dialog auf mit denen, die weitgehend aus der Wahrnehmung im literarischen Kontext verdrängt wurden – die Politik der Nationalsozialisten erweist sich darin in vielen Schriftstellerbiographien bis heute auf schreckliche Weise erfolgreich. Die Lesereihe "Brandloch" möchte die damals gewaltsam unterbrochene Rezeption wieder aufnehmen und zeigen, dass viele der damals verfolgten Kolleginnen und Kollegen Werke verfasst haben, die auch heute noch interessant und lesenswert sind.

Die Auswahl der vorgestellten Autorinnen und Autoren folgt keiner Quotierung. Weder Religion noch Geschlecht noch persönliche Vorlieben oder andere Eigenschaften gehören zu den Kriterien, nach denen sich das Programm von "Brandloch" zusammensetzt.


Frau Magall war dies eigentlich alles bekannt, als sie sich – selbst Mitglied im VS – im Sommer 2005 dafür interessierte, Egon Erwin Kisch in der Lesereihe vorzustellen. Mit einem fest vereinbarten Termin und einem zweiten Autor, der Alfred Kerr präsentieren wollte, wurde sie in das Programm aufgenommen.

In welcher Weise sich ihr Verhältnis zu der Lesereihe "Brandloch" im Laufe der Zeit geändert haben mag: Ob sie der Meinung ist, dass zuwenig Autor/innen jüdischen Glaubens berücksichtigt werden oder mit der Darstellungsweise nicht einverstanden ist, all das mag ihr Standpunkt sein und kann Gegenstand einer interessanten, substantiellen Diskussion werden.

Fr Magall schreibt jedoch:

Denn bei den Lesungen war bis dahin Jüdisches nicht vorgekommen. Die  "Brandloch"-Aktivisten vermieden jeden Kontakt mit jüdischen Schriftstellern wie der Teufel das Weihwasser.

Die Behauptung ist falsch (siehe unten, siehe Programm). Zudem weisen wir den Vergleich von "Brandloch"-Aktivisten mit dem Teufel und jüdischen Schriftstellern mit Weihwasser sowohl aus sprachlichen als auch inhaltlichen Gründen zurück.

Falls sie dennoch aus Versehen mit ihnen in Berührung kamen, wurde jede Andeutung, es handele sich dabei um verfolgte Juden, tunlichst vermieden ... Und genau diesen Aspekt haben die "Brandloch"-Aktivisten ausgeblendet.  Sie wollen "verbrannte Autoren", so makaber es klingt, weiterhin präsentieren, keine Juden, um Himmels willen, das ist etwas, worüber man nicht spricht...

Die Behauptung ist falsch. Es ist eine Unterstellung wider besseres Wissen, dass die Kolleginnen der Lesereihe glaubten, dass Juden etwas seien, worüber man nicht spräche. Schließlich hat man Fr. Magall die Gestaltung eines eigenen Abends angeboten.

Also musste die Verfasserin dieser Zeilen auf Egon Erwin Kisch und seine "Geschichten aus sieben Ghettos" und auf ihren  "Frühling in Kischinew" verzichten, und auch der Interpretin jiddischer Lieder aus den Ghettos und den Mordlagern wurde der Mund gestopft, bevor sie ihre Botschaft verkünden konnte.

Versucht Fr. Magall mit diesen Behauptungen zu suggerieren, sie sei herausgeschmissen worden? Wir weisen das schlicht als falsch zurück. Sie musste nicht verzichten, sie hat selbst verzichtet, da sie nicht akzeptieren wollte, dass auch nichtjüdische Autor/Innen bei Brandloch vorgestellt werden. Die Formulierung "wurde der Mund gestopft" sieht auf den ersten Blick brillant aus, ist aber nichts weiter als eine durchschaubare sprachliche Entgleisung. Jeder, der den Verursacher einer Tat nicht nennen kann oder will, bedient sich einer Passiv-Konstruktion. Wir erwarten von Fr. Magall eine Erklärung, wer der Interpretin jiddischer Lieder "den Mund gestopft" hat.

Man will unter sich bleiben bei der "Aktion Brandloch", es soll ganz  und gar "judenrein" vor sich gehen...

Diese Unterstellung weisen wir zurück. Was sie mit "judenrein" meint, verstehen wir in diesem Zusammenhang nicht, und verweisen auf das Programm der Lesereihe, das wir an den Anfang gestellt haben. Wir verstehen auch nicht, wie jemand einen Ausdruck faschistischer Tätersprache derart unreflektiert verwenden kann.

Umso trauriger ist es, dass die "Aktion verbrannte Bücher" auch einige jüdische Unterstützer hat, darunter so namhafte wie Dr. Salomon Korn, Prof. Dr. Michael Brenner und Ralph Giordano ...

Wir stellen dazu fest, dass die erwähnten Intellektuellen und Förderer der "Aktion Patenschaften" sicher wissen, was sie tun.

Soweit zu einigen Vorwürfen und falschen Behauptungen aus dem Artikel von Fr. Magall, dessen Inhalt und sprachliche Gestaltung den Vorstand des VS München und Oberbayern sehr bestürzt haben.

"Brandloch" will Literaturarbeit im kreativen Sinne leisten. Der Arbeitskreis sucht nach inspirierenden Werken der verbrannten Literatur, tut dies (bisher) ohne jede finanzielle Förderung und wird dies auch weiterhin tun. Um ohne selektive Wahrnehmung diejenigen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die durch die Politik der Nationalsozialisten aus der literarischen Welt ausgegrenzt, an Leib und Leben bedroht und teilweise ermordet wurden, wieder in unser Gedächtnis zu bringen! Um sie durch Erinnerung in unserem Bewusstsein lebendig werden zu lassen und sie nicht in einem schnelllebigen Literaturbetrieb dem endgültigen Verdrängen und Vergessen zu überlassen.

für den Vorstand der Region München und Oberbayern des Verbands deutscher Schriftsteller in ver.di

Arwed Vogel

[ZUR DISKUSSION]

27-12-2005

Gegendarstellung v. Miriam Magall

Die Brandloch-Lesung, an der ich teilnahm, fand am Donnerstag, 10. November 2005 teil. Anschließend gingen zu einer weiteren Diskussion in ein Restaurant: Frau Bauer (so hat sie sich vorgestellt), ein namenloser deutscher Herr, ein namenloser indischer Herr, Sylvie Bantle, Bernhard Horwatitsch, Barbara Yurtdas und ich. Marianne Gradl-Grams und ihr Mann waren nur ganz kurz anwesend.

Nach ihrem Fortgehen gab es eine Diskussion, in der ich noch einmal wiederholte, der jüdische Aspekt der jüdischen verfolgten Schriftsteller komme zu kurz.

Daraufhin erklärte mir Sylvie Bantle, es störe sie, dass ich immer so das Jüdische betone. Das sei ihr schon an meinen e-mails an sie unangenehm aufgefallen.

Danach fragte der namenlose deutsche Herr mich: "Was machen Sie überhaupt noch in Deutschland?"

Zeugen dieses Wortwechsels waren die o.a. Anwesenden außer Frau Gradl-Grams und ihrem Mann. Also, außer mir, immerhin 6 (sechs!) Personen.

Es spielte sich also nichts im Dunkeln ab, wie Arwed Vogel meint.

Dass ich Nachdruck auf Jüdisches lege, muss allen VS-Mitgliedern, die im Verlauf der letzten anderthalb Jahre an den Slam-Sitzungen teilnahmen, klar gewesen sein: Die von mir vorgelesenen Texte handelten ausschließlich von Jüdischem oder Israelischem.

Jeder schreibt halt über das und von dem, was er kennt -- oder sollte es zumindest.

Als ich mich dem "Brandloch"-Vorhaben anschloss, habe ich ausdrücklich erklärt, das geschehe aus meinem Wunsch heraus, der ganzen Aktion auch eine "jiddische Neschomme", eine jüdische Seele zu geben. Damals protestierte noch niemand.

Frau Bantle hat mir, s. o., am 10. November klar und deutlich gesagt, mein Nachdruck auf Jüdisches gefalle ihr nicht.

Ja, dann habe ich bei "Brandloch" nichts mehr zu suchen!

Mit meinem Fortgang ist "Brandloch", soweit sich daran VS-Mitglieder aus der Regionalgruppe beteiligen und wie ich es übersehen konnte, tatsächlich "judenrein"! Selbst, wenn dieser Ausdruck nicht gefällt!

Wenn die Religion der verfolgten jüdischen Autoren, die z.T. ihr Judentum als einen wichtigen Bestandteil ihres Schaffens verstehen, s.u., nicht erwähnt wird, werden die 6 Millionen ermordeten Juden noch einmal ermordet.

Denn sie und die jüdischen Schriftsteller wurden verfolgt -- weil sie Juden sind und nicht, weil sie eine dem Nazi-Regime unerwünschte Meinung vertraten wie andere verfolgte Schriftsteller.

Dieser Unterschied sollte erst einmal in die Köpfe all jener eindringen, die meinen, man könne über die Religion der verfolgten jüdischen Schriftsteller hinweggehen.

Dass "Brandloch" auch andere verfolgte Schriftsteller wie Irmgard Keun vorstellt, finde ich durchaus gut.

Nur, wenn von verfolgten jüdischen Schriftstellern die Rede ist, dann sollte man sich auch damit -- und mit ihren entsprechenden Texten erst einmal auseinandersetzen und darauf auch reagieren können.

Denn auf einen Jakob Wasserstein und seinem "Mein Weg als Jude und Deutscher", einer Nelly Sachs und ihren "In den Wohnungen des Todes" oder auch Egon Erwin Kisch und seinen "Geschichten aus sieben Ghettos" kann man nicht mit Geschichten über Schokolade im Supermarkt oder auch der Story einer ausgemusterten Nähmaschine begegnen.

Das ist es, was ich kritisiere.

Dann wirklich lieber die Finger weg von verfolgten jüdischen Autoren, mit deren zutiefst jüdisch empfundenen Aspekten man nichts anfangen kann. Aber dann sollten ihre Namen auch nicht in der Liste sozusagen als Feigenblatt auftauchen.

Ja, ich wurde, praktisch betrachtet, aus "Brandloch" herausgeschmissen! -- von Sylvie Bantle und einen namenlosen deutschen Herrn, der anscheinend ihr Gast und ihr Bekannter ist.

Unbeteiligte wie Barbara Yurtdas und Marianne Gradl-Grams haben sich für die Worte zumindest des namenlosen Herrn entschuldigt und Sylvie Bantles Worte zu relativieren versucht.

Auf eine ähnliche Reaktion von Sylvie Bantle warte ich -- trotz wiederholter Aufforderung an alle Beteiligten -- bis zum heutigen Tag.

Miriam Magall

Publizistin, Konferenzdolmetscherin, Übersetzerin

[ZUR DISKUSSION]

http://www.hagalil.com/archiv/2005/11/brandloch.htm

hagalil.com 21-11-2005

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