Europareise zu den Feiertagen:
Der Duft des jüdischen Lebens
Von
Schimschi Zahubi
Путешествие в Европу в дни праздневств:
Аромат еврейской жизни
Громкие звуки Шофара возвестили об окончании Судного Дня „Жом Кипур“ В
Синагоге Пинкас, рассположенной в центре Праги в окружении восьмидесяти
тысяч имен чешских Жертв Холокоста вместе с датой рождения и днем смерти
отмечали реформистские евреи День Примирения...
Ein sehr kräftiger Schub aus dem Schofar verkündet das
Ende des Yom Kippur. Mitten in Prag, in der
Pinkas Synagoge, umgeben von
achtzigtausend Namen der tschechischen Shoah-Opfer mit Geburtsdatum und
Todestag, feierten die Reformjuden den Tag des Versöhnungsfestes. Rabbiner
Sidon hatte den Liberalen gestattet, die Räume dieser Synagoge zu verwenden.
Eine kleine Einschränkung jedoch hatte er sich erbeten: Frauen sollten nicht
zur Thora aufgerufen werden und die Bima betreten. Auch war ein weißes Seil
zwischen den Sitzen verlegt, um Männer und Frauen zu trennen.
Sollte ein Besucher des Gottesdienstes der Meinung gewesen
sein, er habe im letzten Jahr nicht gesündigt, was zwar unmöglich, aber
dennoch denkbar wäre, so hätte er sich damit beschäftigen können, unter den
Namen an der Wand bekannte oder verwandte Familienmitglieder zu suchen.
Doch zurück zum Anfang der Feiertage. Als Europareisender
sollte man sich um Vielfalt bemühen. Der Besuch der
Münchener Reformgemeinde
zu Rosch haSchanah sollte dort angemeldet sein, wegen der begrenzten
Sitzplätze. Dafür bekommt man den Klang eines beinahe Einmeterfünfzig langen
Schofars zu hören. Der zweite Tag vom Neujahrsfest wird bei den Orthodoxen
begangen, also kann man sich eine der vier Gebetseinrichtungen der
Münchener Gemeinde auswählen.
Um alte Erinnerungen an die dort stattgefundene Barmizwa
im Jahre 1963 aufzufrischen, wurde der Gebetsraum in Neuhausen aufgesucht.
Von den damaligen Teilnehmern lebte kaum noch jemand, dafür belegten die
freundlichen Russen die Holzbänke und gaben ihr Bestes, den Ablauf nicht zu
stören. Kantor Emanuel Rund verstand es, den Schofar zum Brummen zu bringen,
davon abgesehen führte er souverän durch die zahlreichen Gebete. Die
Aufzählung der Variationen an Sünden, gegen die man im vergangenen Jahr
verstoßen hatte, wurde mehrere Male am Tag wiederholt, und alsbald überlegte
man sich, ob man wirklich sicher sein konnte, alle berücksichtigt zu haben.
Als man der Meinung war, dieser Tag würde sich wohl ohne
Ende dahin ziehen, befand man sich bereits in Prag um dem Vorbeter in der
Jerusalem-Synagoge
zuzuhören. Wie in einer normalen Kirche, durfte man von der Größe des
Gebäudes mehr beeindruckt sein, als vom Vortrag des Kantors. Bunte
Glasfenster mit Namengravur des großherzigen Spenders ließen spärliches
Licht ein. Kaum wollte man es wahr haben, schon kam der Aufruf zur Thora -
man schritt die paar Stufen zur Bima hinauf, und hatte Schwierigkeiten sich
auf den Ablauf des Gottesdienstes zu konzentrieren - allzu sehr war diese
Synagoge in der Lage, den Besucher in eine fremde Welt zu erheben.
Trotz des hohen Feiertages war die Synagoge nur sehr sparsam besucht, bis
sich dann die Reihen füllten, weil das Gebet zum Andenken an die Toten
gesprochen wurde. Das gut zur Kühle der Halle passende Kolorit des
Vortragenden wurde alsbald vom schrillen Singsang eines ganz in Weiß
gekleideten Vorbeters abgelöst, so dass es einem recht leicht fiel, das
Gebäude noch vor Ende des gesamten Gebetes zu verlassen.
Die weltweit übliche Auseinandersetzung zwischen den
diversen Richtungen im Judentum führten in Prag dazu, dass Rabbi Karel Sidon
seinen Platz in der Altneuschul verloren hatte, dafür jedoch gegenüber, in
der Hohen Schul, nunmehr den Gottesdienst leiten durfte und gleichzeitig vom
Rabbinatsgericht in Jerusalem dazu bestimmt wurde, als Rabbiner über den
Rabbinern von Prag zu fungieren. Anstatt einen weniger orthodoxen Rabbiner
an seinem Platz zu erhalten, wurde der Ablauf der Gebete ab sofort von einem
Rabbi aus der Chabad-Bewegung geleitet. Es ist wohl abzusehen, dass die
Streitigkeiten zwischen den diversen Richtungen im Prager Judentum damit
noch nicht zu Ende sind.
Mit diesen Kenntnissen versorgt, betrat der Reisende die
Laubhütte auf dem Dach der Hohen Schul, als auch diejenige im Hof der
Jerusalem Synagoge - um im Anschluss an die Zeremonie das eine oder andere
Gespräch zu führen, mit dem Ergebnis, dass die Verwirrung innerhalb der
Gemeinde mindestens derjenigen entsprach, die der Gast verspürte, als er
versuchte, sich ein Bild von den Juden in der Tschechischen Republik zu
machen. Wie eingangs angesprochen ist all dies nur eine völlig normale
Situation, deren Kern in der Feststellung liegen darf, wo zwei Juden
zusammenkommen, entstehen mindestens drei konträre Meinungen. Dennoch wird
man sich früher oder später die Hände reichen, um alsbald zufrieden
weiterzuziehen, mit der irrigen Hoffnung, doch noch irgendwann eine völlig
harmonische jüdische Gemeinde irgendwo auf der Welt vorzufinden.
Im
kroatischen Slavonski Brod stand man ergriffen an einem Gedenkstein mit
Inschrift, die besagte, dass das stattliche Gebäude während der Zeit der
Naziherrschaft zerstört worden war.
Der Besuch der Synagoge in Sarajewo wurde leider verwehrt, weil für den
Grenzübertritt nach Bosnien der Visumeintrag fehlte.
Der Duft der jüdischen Gemeinden liegt auch weiterhin auf dem Wege des
Reisenden.
Путешествие в Европу в дни праздневств:
Аромат еврейской жизни
Громкие звуки Шофара возвестили об окончании Судного Дня „Жом Кипур“ В
Синагоге Пинкас, рассположенной в центре Праги в окружении восьмидесяти
тысяч имен чешских Жертв Холокоста вместе с датой рождения и днем смерти
отмечали реформистские евреи День Примирения...
hagalil.com
18-10-2004 |