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... "Die Menschen rennen aneinander vorbei und verstehen sich nicht. Das liegt nicht daran, dass sie mehr als sechzig verschiedene Sprachen sprechen. Ihre Einstellung ist eine verschiedene. Und doch gibt es einen Ton, den sie alle verstehen. Irgend etwas, was nicht in der Erde wurzelt, mit der sie verwachsen sind, etwas, was schwingt, gewiss nicht tief und wertvoll ist, aber sich doch irgendwie jedem mitteilt. Es ist nichts Gedankliches und auch nichts Gefühlsmäßiges, es sind auch nicht die berühmten 'Les petits riens' des täglichen Lebens; es ist Atmosphäre, Melodie, die unhörbar mit allem Geschehen mitschwingt und in jeder Menschheitsepoche eine andere ist...
...Das ist etwas Unbewusstes, feiner noch als Instinkt. Der Engländer hat's und vor allem der Jude! Die Melodie derzeit schwingt in ihm. Er fängt sie ein und gibt dem Wesenlosen Form und Ausdruck...
...Er hat die Melodie der Zeit im Ohr. Er liest sie ab wie der Musikant die Noten. Das internationale Orchester wird von ihm dirigiert" ...

(Arthur Landsberger: Berlin ohne Juden, 1925)

Volkstümliche jüdische Kunst:
München, Hamburg, Stuttgart

Chaim Frank

Einen ganz besonderen Stellenwert in der regionalen deutschsprachigen Unterhaltungsszene nehmen neben Martin Bendix Künstler wie Julius Thannhauser, Josef Plaut, die Gebrüder Wolf, Alfred Auerbach, oder Paule Graetz ein. Ihr Medium war der Dialekt. Sie wurden zum Innbegriff typisch berlinerischer, münchnerischer, lippischer, hamburgerischer oder schwäbischer Lebensart.

Der legendäre Julius Thannhauser, zum Beispiel, wurde berühmt mit ur-bayrischer Mundart und »Münchner Geschichten«. 1860 in München geboren war er, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, Freizeit-Humorist. Im Brotberuf betrieb er eine gut florierende Hutmacherfabrikation mit Laden am Rindermarkt. Sein Repertoire, das vorwiegend aus Scherzgedichten, Parodien und humoristischen 'Krügel-Reden' bestand, schrieb er selbst. Speziell während der Faschingszeit gab es in München nur wenige Veranstaltungen, bei denen Thannhauser nicht mitwirkte. Ab 1914 führten ihn Gastspiele sogar nach Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig und Nürnberg, wo man den Münchner als 'Urviech' (Eugen Roth) überaus Willkommen hieß. Als er 1921 verstarb, schrieben die 'Münchner Neuesten Nachrichten': man schätzte seinen »mit tiefen Lebensernst gepaarten, aus Herzenstiefe gekommenen Humor«.

Aber auch Hamburg wäre nicht Hamburg ohne seine 'Originale', insbesondere ohne die berühmten 'Gebrüder Wolf'. Das waren die drei Söhne des Schächters Isaac Joseph Isaac aus der Hamburger Neustadt, Ludwig (1867-1955), Leopold (1869-1926) und James (1870-1943), die nicht in die Fußstapfen ihres Vaters treten wollten, sondern als Gesangstrio auftraten, als »Bestes deutsches humoristisches Herren-Gesangs-Terzett«, wie es seinerzeit die Presse formulierte. Auf Grund des allgegenwärtigen Antisemitismus wählten sie statt "Die Gebrüder Isaac" den Künstlernamen "Die Gebrüder Wolf". Ludwig und Leopold benennen sich 1924 auch mit bürgerlichem Namen von Isaac in Wolf um. Als »Wolf-Trio« wurden sie vor allem mit ihrem Repertoire von volkstümlichen Couplets bekannt, die sie im Stile der im angelsächsischen Sprachraum so beliebten 'Comic Songs' vortrugen.

Obwohl sie schon vor der Jahrhundertwende bekannt waren, gelang der eigentliche Durchbruch etwa um 1911 in der Revue 'Rund um die Alster', im vom Wilhelm Bendiner geleiteten Hamburger 'Neuen Operetten Theater'. Hier spielten die 'Gebrüder Wolf', seit 1906 nur noch aus Ludwig und Leopold bestehend, die waschechten Hamburger Hafenarbeiter Fietje und Thetje, die somit in die Geschichte eingingen. Besonders ihr Lied »Snuten un Poten« wurde zum Synonym ihres Erfolgs. Jahre später, nämlich in einem Nachruf zum Tode von Ludwig Wolf im Jahre 1955, erinnerte sich der Journalist Paul Möhring im 'Hamburger Abendblatt': »Jahrzehntelang standen sein Bruder Leopold und er als »Gebrüder Wolf« auf allen bedeutenden Varietebühnen Deutschlands, der nordischen Länder, der Schweiz und Hollands. Wo sie auftraten, waren sie die große Zugnummer. In ihrer Vaterstadt avancierten sie nach der Jahrhundertwende zum populärsten Komikerduo. Mit ihren plattdeutschen Couplets, gesungen und wasserkantenecht getanzt in der Hafenarbeiterkluft, eroberten sie ganz Hamburg. Fietje und Tetje bejubelte man bei Sagebiel, im Eden, im TROCADERO und im HANSA-THEATER. Über ein Jahr lang kalauerten und scherbelten die beiden in der Revue »Rund um die Alster«. Ihre Schlager von den »Snuten un Poten« und vom »Mariechen, dem süßen Viehchen« sang man überall in der Stadt.«

Der dritte große Volkskünstler auf der CD-Sammlung populärer jüdischer Künstler, erschienen im Trikontverlag, ist der berühmte Schwabe Alfred Auerbach. Die Auerbachs waren im Schwarzwald und im Stuttgarter Raum, ja bis in die Würzburger Gegend, weithin bekannt. Berthold Auerbach (1812-1882) zählte zu den bedeutendsten Volksschriftstellern seiner Zeit. Alfred Auerbach, der 1875 in Stuttgart zur Welt kam, wechselte nach seiner Kaufmannslehre ins Künstlerische und ließ sich am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt/Main zum Schauspieler ausbilden, wo er selber ab 1906 als Lehrer tätig wurde. Neben klassischen Rollen, die er am Frankfurter Schauspielhaus verkörperte, gehörten seine Darstellung volkstümlich-schwäbischer Charaktere zu den vielgeliebten Glanzleistungen. Dies waren zumeist Stücke, die er selber verfasste, darunter »Schwobe-Streich« (1904), »Di letscht' Sau« (1906) oder »Auf'm Amt« (1911).

sound/geschichte/auerbach.rm
"Abgefahren!", aus "Schwäbsche Eisenbahn", Text v. Auerbach, Grammophon, aufgenommen 1928

Besprechung zu den CDs: Populäre jüdische Künstler
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Hamburg und die "Gebrüder Wolf":
Return of the Tüdelband

Mit der unsterblichen Zeile "An de Eck steiht´n Jung mit´n Tüdelband" beginnt ein Song, der zu so etwas wie der inoffiziellen Nationalhymne der Hansestadt Hamburg wurde...

Populäre jüdische Künstler:
Lebensgeschichten

Die deutschsprachige Unterhaltungskultur, so wie wir sie kennen und lieben, ist ohne das Wirken jüdischer Künstler undenkbar. Jüdisches Kulturschaffen ist nicht nur ein Bestandteil der hiesigen Kultur, sondern es ist hiesige Kultur...

Populäre Jüdische Künstler:
Musik & Entertainment 1903-1933
Die wahre Domäne jüdischer Unterhaltungskünstler war nicht das Ballhaus, sondern die große Theaterbühne: Operette, Varieté und Revue als populäre Formate, in denen sich Talente zu Stars emporverdienten, ergänzt oft durch Film-, Radio- und Grammofonruhm...

Musik & Entertainment:
1903-1936 Wien

Populäre Jüdische Künstler...

Chaim Frank:
Autor, Journalist, Übersetzer (russischer und jiddischer Texte) lebt seit 1984 in München, wo er sein "Dokumentationsarchiv für jüdische Kultur und Geschichte" aus- und aufgebaut hat. Näheres unter http://www.juedisches-archiv-chfrank.de


Andreas Koll:
Musiker, Komponist, Autor, Volkskundler; Publizist, Töne- und Klangerfinder, Tontechniker, Schauspieler, Pedant. Spezialität: Tief Durchatmen. Tätig seit etlichen Jahren.

hagalil.com 18-03-2004

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