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Welche Ziele verfolgen Burschenschaften?
Rechtextremistische Strukturen an deutschen Hochschulen verharmlost:
Durch jahrelange
Untätigkeit die Rechten gefördert
Bereits 1993 lagen dem
Hamburger Amt für Verfassungsschutz Erkenntnisse über rechtsradikale
Strukturen in 120 Burschenschaften aus Deutschland und Österreich vor.
Verbindungen der rechts-außen
angesiedelten Deutschen Burschenschaften finden sich in den bayerischen
Uni-Städten Bayreuth, Erlangen, München, Passau, Regensburg und
Würzburg. Eine Pressemeldung der Grünen befasste sich 1998
explizit mit rechtsextremen Vorgängen in der Münchner Danubia.
In deren Haus in der Münchner
Möhlstraße 21, wurde der Republikanische Hochschulverband (RHV)
gegründet. Unter den Aktiven und Förderern (Alte Herren) der Danubia
finden sich RHV-Vorstandsmitglieder, Redakteure diverser rechtsradikaler
Zeitschriften wie "Junge Freiheit" oder "Nation & Europa" und sogar ein
Horstführer der inzwischen verbotenen "Wikingjugend".
Die Danubia gilt als Mittelpunkt
der Burschenschaftlichen Gemeinschaft, einem nationalistischen
Zusammenschluß, der ein Drittel der Verbindungen innerhalb der Deutschen
Burschenschaft umfaßt. Auch Rudolf Schlierer, Bundesvorsitzender der
Republikaner, war hier aktiv. Mit Hans-Ulrich Kopp, Vorsitzender des
Altherrenverbandes der Burschenschaft Danubia und Mitglied des
Bundesvorstandes des Witkobundes, stellte die Danubia bis vor kurzem
auch den Sprecher der Deutschen Burschenschaften. Von ihm stammen Zitate
wie: "Wir verstehen unter Deutschland den von Deutschen besiedelten Teil
Europas. Wer die gegenwärtigen Grenzen für sakrosankt hält, ist naiv."
(Spiegel Special 11/1996). Ein
Dossier zur Danubia findet sich im "Informationsdienst gegen
Rechtsextremismus".
Die Tatsache,
dass selbst im Jahre 1997 im bayerischen Verfassungsschutzbericht
rechtsradikale Umtriebe studentischer Verbindungen mit keinem Wort
erwähnt worden waren, empörte die grüne Rechtspolitikerin Sophie Rieger:
"Kein Wort über die von rechtsradikalen Studentenverbindungen dominierte
"Deutsche Burschenschaft", kein Wort über deren Verbindungen zu rechten
Hochschulverbänden und zur rechtsextremen Wochenzeitung Junge Freiheit.
Jede Recherche im Internet ist ergiebiger als das Blättern im
Verfassungsschutzbericht", kritisierte Rieger und wiederholte die grüne
Forderung, das Landesamt für Verfassungsschutz aufzulösen: "Zum
Ausschnippseln von Zeitungsberichten und radikalen Flugblättern braucht
es keine eigene Behörde."
Auf Anfrage der Grünen mußte sich
1998 die Staatsregierung schließlich mit den rechtsradikalen
Burschenschaften in Bayern befassen. Sophie Rieger: "In Bayern sind
rechtsradikale Studentenverbindungen tätig. Für die Verantwortlichen an
den Universitäten sollte dies eine Herausforderung sein, solche Umtriebe
zu beobachten, aufzuklären und bei Bedarf einzuschreiten. Nur zu sagen,
ich habe nichts gewußt, reicht nicht."
Geschehen
ist trotzdem nichts. Erst nachdem am
12.Januar 2001 Blut geflossen ist und der 31-jährige Artemios T.
nur knapp mit dem Leben davon kam, leitete die Staatsanwaltschaft
Ermittlungen gegen "Danubia" und "Teutonia" ein - und inzwischen warnt
sogar der bayerische Innenminister Günther
Beckstein (CSU) vor der zunehmenden Unterwanderung deutscher Hochschulen
durch Rechtsextremisten. Die Danubia habe wiederholt ein Forum für
Auftritte rechtsextremer Verfassungsfeinde gegeben und ähnliches gelte
für die Teutonia in Regensburg.
Dem Innenminister Beckstein
werfen die Grünen scheinheiliges Verhalten vor: „Erst jetzt, wo klar
ist, dass die Danubia einen bundesweit
gesuchten Neonazi versteckt hat, warnt Beckstein vor bestimmten
Burschenschaften - und verschweigt, dass auch CSU-Politiker seit Jahren
in diesen Häusern ein- und ausgehen.“ Es reiche nicht aus, rechte
Burschenschaften jahrelang zu beobachten, ohne Konsequenzen zu ziehen.
Dietrich und Roth: „Wenn Burschenschaften sich an rechtsextremen
Straftaten beteiligen, muss auch geprüft werden, solche Kaderschmieden
einfach dicht zu machen.“
dg / hagalil
20-06-2001 |