Ausgewählte Schriften:
Gustav Landauer
Die "Ausgewählten Schriften" Gustav Landauers (1870-1919)
behandeln seinen Internationalismus, seine Konzeption eines kommunitären
Anarchismus, seinen Antimilitarismus, sein Engagement in der Revolution
1918/19, seine Philosophie, sein Judentum und sein literarischen Schaffen.
Gustav Landauer war eng mit dem Sozialphilosophen Martin Buber und dem
Dichter Erich Mühsam befreundet.
Erstmals wird das Werk des libertären Kulturphilosophen und Initiators
bedeutender libertärer Projekte wie "Der Sozialist" und der "Sozialistische
Bund" in zahlreichen Bänden umfassend vorgestellt.
Eine jedem Band beigefügte biographisch-chronologische Zeittafel, ein
Überblick über Landauers Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur
ermöglichen den ersten raschen Einstieg.
Band 1: Internationalismus. Hrsg., kommentiert, mit einer
Gesamteinleitung, einer Einleitung zu Band 1 und einem Personenregister
versehen von Siegbert Wolf. Lich/Hessen 2008:
Verlag Edition AV.
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Band 2: Anarchismus. Hrsg., kommentiert, mit einer
Einleitung und einem Personenregister versehen von Siegbert Wolf. Lich/Hessen
2009: Verlag Edition AV.
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Soeben erschienen:
Band 3: Antipolitik. Hrsg., kommentiert, mit einer Einleitung und einem
Namenregister versehen von Siegbert Wolf. Lich/Hessen 2010: Verlag Edition AV.
[Bestellen?]
Editionsplan der "Ausgewählten Schriften" Gustav Landauers:
Band 4: Antimilitarismus, Krieg und Revolution (2011)
Band 5: Philosophie und Judentum (2012)
Band 6: Literatur (2013)
Des Weiteren geplant sind mehrbändige Briefeditionen.
"An Stelle des heutigen Staates und an Stelle des Weltstaates und der
Weltherrschaft wollen wir Anarchisten ein freies Gefüge der mannigfachsten,
einander durchdringenden, in tausend Farben spielenden
Interessenvereinigungen und Gruppen setzen. Die Anarchie ist kein fertiges
und totes Gedankensystem: die Anarchie ist das Leben der Menschen, die dem
Joche entronnen sind." (Gustav Landauer, 1895)
Band 1:
Internationalismus
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Gustav Landauers kommunitärer Anarchismus ist ein Aufruf an die gesamte
Menschheit und richtet sich daher nie ausschließlich an eine einzige Klassse,
Ethnie oder ideologische bzw. religiöse Glaubensrichtung. Neben seinen
ausformulierten Ansätzen einer grundlegenden Transformation der
Gesellschaft, in deren Mittelpunkt der Aufbau völlig neuer sozialer
Arrrangements im Verhältnis der Menschen untereinander und zur tierischen
und pflanzlichen Natur steht, hat seine globale Perspektive eine nachhaltige
Bedeutung für das Verständnis von Landauers Anarchismus.
Gustav Landauer war umfassend über soziale, vor allem anarchistische
Bewegungen weltweit informiert, von Russland, Italien, England und
Frankreich über Asien (Japan) bis nach Nord- und Lateinamerika (USA,
Mexico). Seine zahlreichen informativen, bis heute lesbaren Artikel –
Abhandlungen, Rezensionen, Protestschreiben, Vor- und Nachbemerkungen,
Übersetzungen, Gedenkaufsätze – belegen Landauers detaillierte Kenntnisse
über Entwicklungen, Organisationsstruktur und Publikationen innerhalb der
internationalen anarchistischen Bewegung, die ihn in die Lage versetzten,
jederzeit publizistisch zu intervenieren. Die Lektüre der in diesem Band
versammelten Artikel ermöglicht einen umfassenden Einblick in diese
Thematik. Eine biographisch-chronologische Zeittafel, ein Überblick über Landauers
Schrifttum sowie ausgewählte Sekundärliteratur ermöglichen einen ersten
raschen Einstieg. Eine Bibliographie mit den Primärquellen, den
Publikationen Landauers (Erstauflagen), seinen Übersetzungen (Buchausgaben)
und seiner Herausgebertätigkeit sind angefügt.
Band 2: Anarchismus
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"Die Aufgabe, die der Anarchismus vor allem unter den
deutschen Micheln zu erfüllen hat, ist in erster Linie: Individualitäten zu
erwecken, sie zum Bewusstsein ihrer selbst zu bringen, trotzige
Individualität des Geistes, des Charakters, des Temperamentes."
Seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bemühte sich
Gustav Landauer (1870-1919) beharrlich, anarchistisches Gedankengut im
deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Anarchie bedeutete ihm nicht nur
keine Herrschaft von Menschen über den Menschen, sondern auch keine
Herrschaft äußerer Ziele, Zwecke und Sinngebungen über das Leben der
Menschen. Ausgehend von einem grundlegenden
Unbehagen an der sinnentleerten und nivellierenden Moderne, begriff
Landauer, dass Veränderungen allein im politischen und ökonomischen Bereich
ebensowenig ausreichen wie eine Revolution als einmaliger und
abgeschlossener Vorgang, um zu einer grundlegenden Regeneration der
Gesellschaft zu gelangen. Vielmehr bedürfe es einer tiefgreifenden
Revolutionierung der kulturellen, auch alltäglichen und privaten
Lebensbereiche und vor allem einer nachhaltigen Veränderung des Bewusstseins
der Menschen. Die Betonung auf das gesellschaftliche Miteinander aller
Kinder, Frauen und Männer und das Einüben völlig neuer sozialer Arrangements
sah er hierbei als entscheidend an. Konsequent forderte von den Menschen den
Austritt aus dem Staat, aus allen Zwangsgemeinschaften, den radikaler Bruch
mit den Überlieferungen des Privateigentums, der Besitzehe, der
Familienautorität, des Fachmenschentums sowie der nationalen Absonderung und
Überhebung. Die Betonung auf das Kulturrevolutionäre gehörte seitdem für
Landauer zum Grundstock seines föderativ-kommunitären Anarchismus.
Anarchie war für Landauer kein in die Zukunft verschobenes
Menschheitsprojekt, sondern jederzeit und über all dort möglich, wo Menschen
sich anders organisieren, sich anders zu einander verhalten, jenseits von
Staat, Kapitalismus und Großindustrialismus, und so nach den Prinzipien der
Gegenseitigkeit, Solidarität, Kooperation, Selbstbestimmung, freien
Assoziation und Föderation Herrschaft und Hierarchie für immer beseitigen.
"An Stelle des heutigen Staates und an Stelle des Weltstaates und der
Weltherrschaft [...] wollen wir Anarchisten ein freies Gefüge der
mannigfachsten, einander durchdringenden, in tausend Farben spielenden
Interessenvereinigungen und Gruppen setzen [...] Die Anarchie ist kein
fertiges und totes Gedankensystem: Die Anarchie ist das Leben der
Menschen, die dem Joche entronnen sind."
Band 3: Antipolitik
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"Wir finden, dass der Sozialismus keinen
schlimmeren Feind hat, als jegliche politische Macht; dass der Sozialismus
gerade die Aufgabe hat, eine soziale und öffentliche Ordnung herzustellen,
die alle politische Macht ablöst." Was verstand Gustav Landauer unter
Politik bzw. politischem Engagement? Politik bedeutete für ihn, gemäß dem
neuzeitlichen Verständnis, primär staatsbezogenes Handeln. Den Staat
beschrieb er sowohl als ein künstliches, autoritäres Gefüge, das einseitig
die Interessen der (Groß-)Wirtschaft und der Wohlhabenden vertritt, als auch
als "ein Verhältnis, [...] eine Beziehung zwischen den Menschen, [...] eine
Art, wie die Menschen sich zueinander verhalten; und man zerstört ihn, indem
man andere Beziehungen eingeht, indem man sich anders zueinander verhält.
Der absolute Monarch konnte sagen: ich bin der Staat: Wir, die wir im
absoluten Staat uns selbst gefangen gesetzt haben, wir müssen die Wahrheit
erkennen: Wir sind der Staat - und sind es so lange, als wir nichts anderes
sind, als wir die Institutionen nicht geschaffen haben, die eine wirkliche
Gemeinschaft und Gesellschaft der Menschen sind."
Gustav Landauer wollte den Menschen Auswege
aus der Anonymität und Isolation ihrer Lebensverhältnisse jenseits von
Individualismus und Kollektivismus im Verständnis von sozialer
Individualität in Gemeinschaft eröffnen. Hierbei war er nicht gewillt, bei
einer von ihm immer wieder eingeforderten Gesellschaftskritik stehen zu
bleiben. Vielmehr forderte er, aus dem Fundus anarchistischer Theorien
schöpfend, dazu auf, systemoppositionelle Haltung zu verbinden mit
konstruktivem, individuell und sozial verantwortlichem Handeln, um so die
libertäre Lebenswelt zu verwirklichen. Im Zentrum seines Denkens und
Handelns stand die Überzeugung, dass sich die Menschen in ihrem
gesellschaftlichen Engagement wiedererkennen müssen. Das Erstrebte, nämlich
die restrukturierte Gesellschaft, müsse bereits auf dem Weg dorthin deutlich
identifizierbar sein.
Die im vorliegenden Band 3 der "Ausgewählten
Schriften" Gustav Landauers abgedruckten Texte legen den Schwerpunkt auf
Geschichte und Programmatik des "Sozialistischen Bundes" (1908-1915). Sie
versammeln Landauers bedeutende, bis heute aktuelle Aufzeichnungen unter der
Überschrift "Wege in die Gemeinschaft" hin zu einer kommunitären,
föderalistischen Restrukturierung der Gesellschaft.
Zur Person des Herausgebers:
Siegbert Wolf, geb. 1954, Dr. phil., Historiker und Publizist in Frankfurt
am Main. Zahlreiche Bücher u.a. über Gustav Landauer, Martin Buber, Hannah
Arendt, Jean Améry sowie zur Frankfurter Stadtgeschichte: Hrsg.: Jüdisches
Städtebild Frankfurt am Main (1996); zuletzt: Gustav Landauer, Die
Revolution (1907). Hrsg. und mit einem Vorwort von Siegbert Wolf . Münster
2003 (= Klassiker der Sozialrevolte, Bd. 9); Werner Portmann/Siegbert Wolf ,
"Ja, ich kämpfte". Von Revolutionsträumen, 'Luftmenschen' und Kindern des Schtetls. Biographien radikaler Jüdinnen und Juden. Münster 2006; Milly
Witkop, Hertha Barwich, Aimée Köster u.a., Der 'Syndikalistische
Frauenbund'. Hrsg. und mit einer Einleitung von Siegbert Wolf. Münster 2007
(= Klassiker der Sozialrevolte, Bd. 17); Maria Regina Jünemann, Die
Anarchistin. Roman. Neu herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort
versehen von Siegbert Wolf. Lich/Hessen 2008.
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