antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com
Search haGalil


Newsletter abonnieren
Bücher / Morascha
Koscher leben...
Jüdische Weisheit
 
 

haGalil onLine

[60kb-sound/weiss-1.ra] - [70kb-sound/weiss-2.ra] - [80kb-sound/weiss-3.ra]

Eine Swing-Legende:
Coco Schumann

Freitag, 21.Mai 99 Festival Jüdischer Künstler in Darmstadt Klangstation/Saal
20.30h - VVK 45 - 38 - 34 - 28DM AK 51 - 44 - 39 - 33DM

Coco Schumann ist einer der wenigen Jazzmusiker in Deutschland, der bereits in den dreißiger Jahren musikalische Erfahrung sammeln konnte und bis heute dem Swing treu geblieben ist. Als Überlebender der Konzentrationslager von Theresienstadt und Auschwitz ist er aber auch - und vor allem - eine Hauptfigur der Zeitgeschichte

Einerseits muß die Musik Coco Schumanns getrennt von seinem Schicksal betrachtet werden, auf der anderen Seite ist sie jedoch untrennbar mit diesem verbunden. Coco Schumann beschreibt diesen Zwiespalt in seinem Lebensbericht ''Der Ghetto-Swinger'' so: ''Ich bin ein Musiker, der im KZ gesessen hat, kein KZler, der auch ein bißchen Musik macht.''

1924 wird Coco (Heinz) Schumann in Berlin geboren. Da seine Eltern berufstätig sind, wächst er mit dem Schlüsselbund in der Hosentasche auf. Doch Coco weiß, diese Freiheit zu nutzen, nachmittags sitzt er stundenlang vor dem Grammophon der Eltern und hört sich deren Schellackplatten an. Mit zwei Kochlöffeln trommelt er auf einem Stuhl den Rhythmus mit. Es ist 1936, Olympiade in Berlin, und die Nationalsozialisten geben sich liberal. Gemeinsam mit seinen Freunden treibt sich der Halbwüchsige abends in den Berliner Musikkneipen herum und lernt dabei den amerikanischen Swing kennen.

Die Musik, schreibt Coco Schumann in seiner Autobiographie, ''wirkte wie eine Droge'', „bestimmte mein Leben, der Rest war mir egal.'' Begierig hört der junge Fan all die Big Bands jener Zeit, die im Delphie-Palast, dem ''Mekka aller Swingfans'', oder anderswo gastieren. Wie besessen übt er auf seiner Gitarre, und hat alsbald ''eine Art Mischung aus der Melancholie Django Reinhardts und der rhythmischen Akkordspielweise Freddie Greens'' intus. So tingelt er durch die Clubs um Berlins Kurfürstendamm, bis er 1943 aufgrund seiner jüdischen Herkunft denunziert, verhaftet und nach Theresienstadt gebracht wird.

Hier ist es die Musik, die ihm hilft zu überleben. Ob als Mitglied der Ghetto-Swingers, beim erzwungenen Aufspielen von ''La Paloma'' in Auschwitz oder beim Abgesang auf das Regime in Dachau: Musik ist ''fester Bestandteil dieser makabren Welt''. Als Musiker bekommt er heimlich Sonderrationen zugeschoben, wird ihm ein winziges Einzelzimmer zugewiesen, bleibt er vom üblichen Arbeitseinsatz verschont. Auch als er nach Auschwitz verlegt wird, erhält er durch seine Mitgliedschaft in der Kapelle des Lagers einige, wenn auch minimale, für ihn jedoch lebenswichtige Vergünstigungen.

Nach der Befreiung durch die Amerikaner kehrt Coco Schumann zunächst nach Berlin zurück. Doch der deutsche Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit veranlaßt ihn schon bald, das Land zu verlassen. Zusammen mit seiner Frau geht er nach Australien, aber auch hier wird er nicht heimisch. Wie ein Getriebener reist er in den folgenden Jahren durch die Welt, auch nach Deutschland zieht es ihn immer wieder: "Ich bin nirgendwo mehr zu Hause. Ich wollte zurück, doch es gab keine Heimat mehr.''

Wer den Swing in sich hat, kann nicht im Gleichschritt marschieren

Die Musik Coco Schumanns ist Swing. Swing in Perfektion. "Wer den Swing in sich hat, kann nicht im Gleichschritt marschieren'' ist sein Lebensmotto. Nach seinen großen Erfolgen als Jazzer im Nachkriegsdeutschland - er ist der erste deutsche Jazzer, der elektronisch verstärkt spielte - und späterem Broterwerb mit leichter Tanzmusik, hat sich Coco Schumann vor zehn Jahren wieder ganz dem Jazz verschrieben und fasziniert nach wie vor mit ungebrochener Spielfreude.

Wenn seine Gitarre, eine große Gibson L7, ihren ganz typischen wunderbar swingenden Sound entfaltet und dabei sanft, gefühlvoll und trotzdem tonangebend klingt, fühlt man sich zurückversetzt in in die akustische Welt des Flüsterkneipen-Jazz der dreißiger und vierziger Jahre. Seine Musik ist eine Mischung aus Sinti-Swing und Barmusik und ganz und gar mit Seele erfüllt.(jb)

Centralstation, Darmstadt:
Festival Jüdischer Künstler

Vom 16. bis 22. Mai 1999 veranstaltet die Centralstation ein Festival Jüdischer Künstler. Sieben ganz unterschiedliche Musikformationen werden in der Centralstation zu Gast sein und die vielfältigen Ausdrucksformen jüdischer Musik vorstellen.

haGalil onLine - Mittwoch 19-05-99

  • Wenn Sie Ihre Meinung äußern möchten:
    Bitte melden Sie sich im Offenen Forum zu Wort!

Israel & NahOst Meldungen aus Israel
Europa Meldungen aus den weiteren Ländern Europas
Bundesrepublik Meldungen aus der Bundesrepublik Deutschland
Österreich Meldungen aus der Republik Österreich
Schweiz Meldungen aus der Schweizer Eidgenossenschaft

 


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2014 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved