DAS DIASPORA-MUSEUM:
Die Geschichte eines Wunders!
Zeitgenössische Skeptiker
des organisierten Judentums argumentieren,
daß man heute noch bei aktuellen Ereignissen
den Fingerzeig Gottes sehen können müsse,
wenn die Religion einen Wahrheitsgehalt
hätte. Warum sehen wir keine brennenden
Büsche, sich teilende Meere?
Auf solche Fragen hört man
gelegentlich die folgende Antwort: "Das größte vorstellbare Wunder ist
vielleicht die Geschichte der jüdischen Diaspora." Worauf der Skeptiker
entgegnen würde, daß es nur darauf ankäme, wie man ein Wunder definiert. Ein
Frommer könnte daraufhin mit dem Hinweis schließen: "Als Moses den
brennenden Busch, dessen Feuer ihn nicht verzehrte, erblickte, war das
Wunderbare, daß Moses ihn überhaupt bemerkte." In diesem Sinne ist dasZiel
des Diasporamuseums in Tel Aviv, uns die Tatsache des Uberlebens des
jüdischen Volkes im Exil ins Bewußtsein zu rufen.
Das 1979 gegründete Diasporamuseum
(Beth haTfuzoth)
ist wie kein anderes Museum angelegt. Hier sind keine kostbaren
Gegenstände oder Kunstwerke ausgestellt, sondern in einer
Multi-Media-Präsentation wird die Geschichte des jüdischen Volkes erzählt.
Die Hauptausstellung ist nach verschiedenen Themen jüdischen Lebens in der
Diaspora geordnet: Familienleben, Leben in der Gemeinde, religiöses Leben,
Kultur, Beziehungen zu Nicht-Juden und die Rückkehr nach Zion.
Das Wort "Diaspora" kommt aus dem
Griechischen und bedeutet Zertreuung oder Vertreibung. Das hebräische Wort
dafür ist Gallut. Man muß sich vor Augen halten, daß die erste Vertreibung
der Juden im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erfolgte, als die
Assyrer Samaria, in dem zehn der zwölf Stämme des israelischen Volkes
lebten, dem Erdboden gleichmachten. Niemand weiß heute genau, was aus den
sogenannten "zehn verlorenen Stämmen" wurde. Man vermutet, daß die Juden von
Äthiopien, Indien und China jeweils einen dieser verlorenen Stämme
repräsentieren. 586 v.Chr. töteten die Babylonier viele Juden, die den
übriggebliebenen zwei Stämmen angehörten. Die Überlebenden wurden ins Exil
nach Babylon verschleppt, andere flohen nach Ägypten. Juden ließen sich
weiterhin im Mittelmeergebiet und Nordafrika nieder. Als der Islam die
Vorherrschaft gewann, wurden anfänglich viele Juden ermordet. Im Laufe der
Zeit jedoch wurde das Judentum unter islamischer Herrschaft toleriert.
Nachdem die Christen die Moslems aus
Spanien vertrieben hatten, wurden die Juden vor die Wahl gestellt, zum
Christentum zu konvertieren oder zu sterben. Diejenigen, die so taten, als
seien sie konvertiert, während sie insgeheim dem Judentum treu blieben,
nannte man Marranos (wörtlich "Schweine") Die spanische Inquisition
verbrannte alle, die sie aufspürte, auf dem Scheiterhaufen. Wer fliehen
konnte, wanderte in die protestantischen Nationen wie Holland, England und
Deutschland aus. Andere wählten Amerika als Ziel.
Die Französische Revolution und die
Aufklärung verschafften den Juden in Westeuropa politische Rechte. Nicht
mehr von Massakem bedroht, begannen viele, sich zu assimilieren; vor allem
die deutschen und russischen Juden, die nach Amerika auswanderten. Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts war jedoch klargeworden, daß die "Emanzipation" nicht
geglückt war. Einige Juden in der Diaspora knüpften wieder an ihre alte
Tradition an und kehrten in das Land Israel zurück. Das Wunder der Diaspora
bestand nicht nur darin, daß die Juden Folterungen und Massaker überlebten,
sondern darin, daß sie Überlieferung und Tradition des israelischen Volkes
bewahrten, das sich seit Übergabe der Thora am Berg Sinai immer wieder auf
Wanderschaft befand.
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