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Bücher / Morascha
Koscher leben...
Jüdische Weisheit
 
 
 
Eine Lehrstunde in Amman:
Könige kommen und gehen - die Karte bleibt

"Möchten Sie Jordanien verstehen?", fragte mich der Beamte. "Ich werde Ihnen alles, was Sie brauchen, in fuenf Minuten beibringen!" Und tatsaechlich, in den naechsten fuenf Minuten lernte ich mehr als aus einem Dutzend Buecher und Hunderten von Artikeln, auch Artikel von einigen unserer "Experten", zivile wie militaerische, die so viel wissen und so wenig verstehen.

Das geschah vor 13 Jahren. Ich war der erste, der in Jordanien als Israeli registriert wurde. Der Hintergrund: Ein europaeischer Diplomat berichtete mir, dass der Kopf des Koeniglichen Hofes, mich nach Amman eingeladen habe. Premierminister Shimon Peres garantierte mir eine offizielle Sondergenehmingung, die in meinen Pass gedruckt wurde. Ich kam ueber Kairo nach Amman, und auf dem Flug hatte ich die Gelegenheit mit Abu-Jihad zu sprechen, der im selben Flugzeug war. Die naechste Woche verbrachte ich in der Lobby eines zentralen Hotels in Amman, traf verschiedene Regierungsangehoerige und gab mehrere Interviews mit lokalen und internationalen Zeitungen, waehrend ich auf eine Einladung fuer ein Treffen mit dem Koenig oder seinem Bruder, dem Kronprinzen, wartete.

Die Einladung kam nicht, und der höchste Regierungsbeamte lud mich zum Essen ein, offensichtlich als Trostpreis. (In der Zwischenzeit waren Geruechte aufgekommen, dass ich als unoffizieller Gesandter des israelischen Premierministers gekommen war, und so beschloss der Koenig, dass meine Anwesenheit in Amman zu Schwierigkeiten führen koennte und daher wurde ich nach einer Woche hoeflich aufgefordert, das Koenigreich zum ehest moeglichen Zeitpunkt zu verlassen - also SOFORT.)

Um auf das Gespraech zurueckzukommen: Wir sassen in einem eleganten franzoesischen Restaurant im Zentrum Ammans. Mein Begleiter- ein Beduine, wie alle Fuehrungsbeamten in der jordanischen Regierung- nahm eine Papierserviette und zeichnete eine Karte von Jordanien darauf.

"Sehen Sie sich unsere Grenzen an", erklaerte er und strich den Finger ueber die Serviette. "Im Norden haben wir eine Grenze mit Syrien, ein saekularer, nationalistischer und panarabischer Staat. Im Sueden ist es Saudiarabien, ein konservatives und religioeses Koenigreich wie aus dem Mittelalter. Dem gegenueber die Golfemirate, von rueckstaendigen Scheichs gefuehrt. Im Osten ist Irak, eine aggressive, nationalistische Diktatur. Im Westen grenzen wir an Aegypten, ein grosses, aber armes Land mit einer westlichen Orientierung und dem Ziel, die arabische Welt anzufuehren. Wir haben eine lange Grenze mit Israel, das, wenn Sie mir verzeihen, ein fremder Koerper in dieser Region ist, ein moderner, westlicher Staat mit expansorischen Absichten. In der Westbank ist das palaestinensische Volk, das mit radikalen Elementen fuer die Unabhaengigkeit kaempft. Im Nordwesten, nicht weit von unserer Grenze, ist der konfliktzerrissene, unstabile Libanon mit vielen gefaehrlichen Elementen."

Und zusammengefaßt: "Einfluesse von allen diesen Nachbarn – Ideologien, Fluechtlinge, Agenten dringen in unser winziges Land ein. Alle laufen in unserem Land zusammen. Wir versuchen sie abzumildern und zu absorbieren. Tatsaechlich besteht unsere Existenz auf der Balance dieser Nachbarn. Alle stellen fuer uns Gefahr dar. Wir koennen uns keine feindlichen Beziehungen zu ihnen leisten."

Er blickte auf das Portrait des Koenigs, das an der Wand hing. "Hussein ist ein Meister in diesem Spiel." Wenn er heute den Irak, der mit Iran Krieg fuehrt, unterstuetzt, weiss er, dass er morgen dessen Feind Syrien beschwichtigen muss. Wenn er Beziehungen zu Syrien aufbaut, muss er daran eine Geste gegenueber Israel folgen lassen. Diese Geste gegenueber Israel muss mit einer Erklaerung fuer die Palaestinenser ausgeglichen werden. Vergessen Sie nicht, dass die Haelfte unserer Bevoelkerung Palaestinenser sind. Als naechstes muss er saudische Befuerchtungen vor dem Irak und den Palaestinensern beschwichtigen. Und alles das, ohne den Zorn von Saddam zu erwecken."

Und das, mein Freund, ist die ganze Analyse, die auf einem Bein steht. Napoleon sagte einmal: "Wenn Du die Politik eines Staates verstehen willst, dann schau auf seine Karte." Er dachte dabei sicherlich nicht an eine Karte, auf einer Papierserviette einem franzoesischen Restaurant. Und doch: Koenig Hussein lebte in dieser Karte. Er mochte Israel niemals wirklich, genauso wenig wie er den Irak oder Syrien mochte. Er war immer ein vollendeter Überlebenskünstler, ein geopolitischer Taenzer.

Wenn er Rabin kuesste, dachte er an Arafat und wenn er Saddam umarmte, schielte er mit einem Auge zu Assad und mit dem anderen zu Fahd von Saudiarabien. Darum schloss der Koenig erst mit uns Frieden, nachdem Arafat das Olso-Abkommen unterzeichnet hatte und damit diesen Schritt ermoeglichte. Sadat und Arafat wagten es und trugen das Risiko, Hussein folgte ihnen behutsam.

Jetzt versuchen wir abzuschaetzen: Wird der naechste Koenig ein "Liebhaber Israels" sein, wie sein Vater? Wird er Netanjahu umarmen? Wird er die herzlichen Beziehungen fortfuehren? Geheimdienstberichte werden erstellt, Persoenlichkeiten, die ihn an verschiedenen Gelegenheiten trafen, werden interviewed, wissenschaftliche Untersuchungen werden erstellt. Mit allem gehörigen Respekt – was fuer ein Bloedsinn.

Der naechste Koenig wird genau das tun, was alle seine Vorgaenger auch taten, wie sein Urgrossvater Abdallah, sein Vater Hussein, nicht mehr und nicht weniger. Seine eigentlichen Gefuehle haben absolut keinen Einfluss auf sein Verhalten. Wenn er auch heimlich Ariel Sharon, den Mann hinter den Massakern von Kibyeh und Shatilla, verachtet, wird er ihn dessen ungeachtet herzlich auf beide Wangen kuessen und an seine palaestinensische Frau denken. Wenn er auch Saddam verachtet, wird er innige Erklaerungen zum Leiden des irakischen Volkes abgeben. So laueft das Spiel, das Jordanien heisst.

Koenige kommen und gehen. Aber die Karte bleibt.

Uri Avnery, Maariv

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