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Judentum und Israel
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Muhammad Anwar al-Sadat
25.12.1918
06.10.1981

Vor genau 20 Jahren, im November 1977, entschied sich der ägyptische Präsident zu einem bedeutenden und damals dramatischen Schritt. Er flog nach Irushalajm um Verhandlungen zu beginnen.


Hören Sie die Rede Präsident Sadat vor der Kneseth, vom 20.11.1977
(ra, 69kb).

Die folgenden und oft schwierigen Verhandlungen gipfelten am 26.03.1979 im Ägyptisch-Israelischen Friedensvertrag.
Der Kompromiss mit Israel, als auch seine westlich orientierte Politik, isolierten Ägypten in der arabischen Welt. In Ägypten selbst formierte sich eine Opposition nationalistisch und religiös-fundamentalistischer Kräfte.

Nach einer Periode der allgemeinen Liberalisierung versuchte Sadat diese Opposition auszuschalten. 1.600 national-religiöse Fundamentalisten wurden im September 1981 verhaftet. Einen Monat später wurde Sadat während einer Militärparade ermordet.

Die Rede Sadats vor der Kneset in Jerusalem,
liegt vor als ra-file ca. 69kB (mind. 14.4er Modem) .

SZ vom 20.11.1997

Vor 20 Jahren reiste Ägyptens Präsident nach Israel:
Sadat als Friedensbote ohne Nachfolger

Damals wuchs die Hoffnung auf ein Ende der Konflikte im Nahen Osten, doch die Versöhnung blieb Stückwerk

Von Heiko Flottau

Kairo, 19. November – Damals standen sich Menachem Begin und Anwar el-Sadat gegenüber, heute sind es Hosni Mubarak und Benjamin Netanjahu. Damals, vor 20 Jahren, reiste Anwar el-Sadat nach Jerusalem, um mit Israel Frieden zu schließen. Sadats Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, vom 20. November wurde weltberühmt. Zwei Jahre später haben Israel und Ägypten tatsächlich Frieden miteinander geschlossen. Trotzdem ist seitdem kein ägyptischer Präsident mehr in Israel gewesen. Und seit Benjamin Netanjahu regiert, ist der „Friedensprozeß“ vorerst am Ende. Dieser Prozeß sollte nämlich nach dem Willen Sadats nicht in einem ägyptisch-israelischen Separatfrieden münden, sondern er sollte die gesamte arabische Welt mit einbeziehen.

Das tut er bis heute nicht. Die Hoffnungen auf einen allgemeinen Nahost-Frieden, welche die Welt damals hegte, haben sich bis heute nicht erfüllt. Nach den Friedensverträgen von Camp David wurde Ägypten aus der Arabischen Liga ausgeschlossen. Und am 6. Oktober 1981 erschoß Khaled el-Islambuli Präsident Sadat in Kairo. „Warum hast du das getan?“, wurde der Attentäter im Verhör gefragt. Drei Gründe nannte Islambuli (nachzulesen in Mohammed Heikals Buch über die Ermordung Sadats): In Ägypten seien die Gesetze nicht mit der islamischen Scharia kompatibel, Muslime müßten also leiden; der Frieden mit den Juden sei abzulehnen, sagte der Attentäter weiter; und schließlich nannte Islambuli die Verhaftung vieler muslimischer Aktivisten (unter denen auch sein Bruder weilte) als Motiv seines Handelns.

Mubaraks Abstinenz

Tatsächlich war Sadats Friedenschluß mit Israel durch und durch unpopulär: „Mit seiner Reise nach Jeruslam gewann Sadat“, schreibt Heikal, „ein weltweites Auditorium. Aber er verlor jenes Auditorium, welches als Präsident Ägyptens sein natürliches war – die arabische Welt. Dieses wurde auf tragische und eindrucksvolle Weise durch sein Begräbnis illustriert. Er wurde von einem höchst imposanten Kreis ausländischer Staatsmänner – drei frühere amerikanische Präsidenten und den Premierminister Israels eingeschlossen – zu Grabe getragen; aber nur eine Handvoll seiner Landsleute erschien als Trauergäste.“

Ägyptens Frieden mit Israel ist bis auf den heutigen Tag im Lande wenig populär. Der Nachfolger Sadats, Hosni Mubarak, lehnt es bis heute ab, nach Israel zu reisen. Das Schicksal, das seinen Vorgänger ereilte, ist sicher ein Grund für diese Abstinenz. Es gibt aber auch politische Ursachen. Schon im Frieden von Camp David wurden Autonomieverhandlungen für die Palästinenser vereinbart. Verhandelt wurde tatsächlich, aber die Gespräche kamen nicht vom Fleck. Palästinenser sind bei ihren arabischen Landsleuten nicht immer sehr beliebt. Doch solange sie von Israel unterdrückt werden, sind sie für andere Araber ein ständiges Symbol für einen sich immer noch ausweitenden politischen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Israel. Das ungelöste Palästinenserproblem erinnert die Araber daran, daß sie es in fünfzig Jahren nicht geschafft haben, das kleine Israel zu einer Lösung zu bewegen.

Kein Austausch, kein Ausbau

Sadat hatte in seiner Rede vor der Knesset ausdrücklich betont, Ägypten strebe keinen Separatfrieden mit dem jüdischen Staat an. Die Führer anderer arabischer Staaten – etwa die Präsidenten Hafis el-Assad und Elias Sarkis (Libanon) – waren ebenfalls nach Jerusalem gebeten worden. Doch Sadat schloß 1979 doch den Separatfrieden, bekam den gesamten Sinai zurück, erreichte das Versprechen großzügiger amerikanischer Wirtschaftshilfe und befriedigte damit viele nationalen Interessen seines Landes. Längst auch ist die arabische Regionalmacht Ägypten wieder führendes Mitglied der Arabischen Liga.

Aber die Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Israel bleibt. Die Kommentatoren des Jahres 1997 loben im Rückblick die Reise Sadats nach Israel und den Frieden von Camp David. Doch diesen Frieden nennt man seit langem einen „Kalten Frieden“. Der große Kulturaustausch, der Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen hat nicht stattgefunden. Auch 20 Jahre nach der Reise Sadats kennen sich beide Völker kaum. Araber leugnen die jüdische Leidensgeschichte des 20. Jahrhunderts, Israelis können nicht verstehen, daß Araber, Palästinenser insbesondere, immer wieder darauf aufmerksam machen, daß der Staat Israel ihrer Meinung nach auf arabischem Territorium errichtet sei. Der letzte Meilenstein auf dem fatalen Weg zurück zur alten Konfrontation ist die Ablehnung Hosni Mubaraks, eine Delegation zur gemeinsamen arabisch-israelischen Wirtschaftskonferenz (MENA) nach Katar zu schicken.

Anwar el-Sadat und Menachem Begin hatten nach langem Ringen Frieden geschlossen. Hosni Mubarak und Benjamin Netanjahu sind soweit auseinander, wie es seit 20 Jahren ägyptische und israelische Führer kaum jemals waren.

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