hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 
[Unterwegs zum 14. Mai 1948]

Ein Breira:
Wir hatten 1948 keine andre Wahl

Eli Lasch

Wenn ich heute versuche mich in die Zeit des ersten Krieges, an dem ich persönlich teilgenommen habe, zurückzuversetzen, fällt mir als erstes der völlige Mangel an persönlicher Angst auf. Wir waren damals unserer Aufgabe und ihrer Notwendigkeit so sicher, dass so etwas wie Angst garnicht zur Sprache kam. Zwar wusste keiner von uns, ob er persönlich überleben würde, aber über den Ausgang des Krieges hatten wir keine Zweifel. Wir wussten, dass wir siegen würden, weil wir wussten, dass wir siegen müssen.

Wir kannten die Lebensphilosophie und die Gewohnheiten der irregulären arabischen Guerillabanden und wir sahen die Verstümmelung derjenigen von unseren Kameraden, die das Unglück hatten ihnen lebendig in die Hände zu fallen. Deswegen drückten wir bei einem Rückzug denen, die wir zurücklassen mussten, eine entsicherte Granate in die Hand. Das war für uns die Wirklichkeit. Wir waren uns klar darüber, dass keiner von uns oder von unseren Familien am Leben bleiben würde, wenn die Araber siegten, und so hieß unsere Geheimwaffe "Ein Breira": Wir haben keine Wahl, für uns gibt es keinen anderen Weg. Dahinter standen natürlich auch die Bilder von Auschwitz und den anderen Lagern.

Was mich anbetrifft, so steckte ich am Anfang des Krieges in der Uniform der englischen Polizei. Das kam folgendermaßen zustande: Als wir im Sommer 1947 die Schule beendeten und uns zum "inoffiziellen Militärdienst" meldeten, ging ich, wie der Rest meiner Gruppe, zum Palmach, den jüdischen Kommandotruppen, um dort meine Ausbildung als Offizier zu beenden. Stattdessen schickte man mich zur Polizei, um in diesem Rahmen die Dressur von Kampfhunden zu lernen. Das passte mir ganz gut, denn ich liebte Hunde sehr, und obwohl ich nie einen eigenen gehabt hatte, verstand ich mich wunderbar mit ihnen. Ich dachte sogar an die Möglichkeit, Tierarzt zu werden. Außerdem glaubte niemand daran, dass alles so schnell gehen würde. Als der Krieg nun doch ausbrach, war ich in dieser Position gestrandet, denn noch beherrschten die Engländer das Land, und ich hatte mich für ein ganzes Jahr verpflichtet. Hinzu kam noch, dass wir englische Vorgesetzte hatten, die sehr scharf auf uns aufpassten, damit wir nicht etwa ihre Waffen "missbrauchen" würden, was ihnen natürlich nicht viel geholfen hat.

Abb.: "Als Soldat mit Schaitan, 1948"

Während des Tages war ich "sehr brav" und erfüllte alle meine Pflichten, aber in den Nächten, in denen ich frei hatte, war ich immer zur Stelle, wo ein Kampfhund und ein zusätzliches und noch dazu legales Gewehr gebraucht wurden. Legal war das, was ich tat, zwar auch nicht, aber gerade an der Naht zwischen den jüdischen und den arabischen Vierteln Haifas erwies sich die Verbindung aus einem Gewehr und einem schwarzen Boxer, den die Araber als eine Inkarnation des Teufels betrachteten und der deshalb auch Schaitan hieß, als sehr effektiv. Wir hatten viel interessante Erlebnisse zusammen. Da ich sehr blond war, fließend Englisch sprach und eine englische Uniform trug, trat ich oft als englischer Offizier auf und konnte deshalb ungeschoren in arabische Viertel eindringen, um Informationen zu sammeln. Eine genauere Untersuchung seitens der Araber wurde gewöhnlich von Schaitan verhindert.

Einmal landete ich doch im englischen Gefängnis, und zwar ergab ich mich den Engländern, um einen höheren Offizier der Haganah entkommen zu lassen. Den Engländern erzählte ich dann, dass ich mich auf dem Weg nach Hause verirrt hätte, aber ich bin nicht sicher, dass sie mir glaubten. Am Ende rettete mich wieder Schaitan. Der machte nämlich im Gefängnis so einen Radau und verängstigte dermaßen die anderen Häftlinge, dass man mich am nächsten Morgen laufen ließ...


Dieser Beitrag ist Teil unserer Reihe mit Berichten deutschsprachiger Zeitzeugen zur Entstehung des Staates Israel. Hier die Berichte des damals in Haifa lebenden Eli Erich Lasch, der, 1929 in Hamburg geboren, schon 1936 mit seinen Eltern nach "Eretz Israel / Palästina" kam. Bekannt wurde er vor allem als israelischer Leiter beim Aufbau einer modernen medizinischen Versorgung in Gaza. Hierüber erfahren Sie mehr in seinem Buch "Das Wunder von Gaza".

[Bestellen?]

hagalil.com 27-03-2008


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Theodor Herzls Altneuland 18.80Euro!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2010 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
Ehem. IDPS - Kirjath haJowel, Jerusalem.