'Visionen aus dem Inferno' Stimmen und
Meinungen
Prof. Dr. Walter Huder
Prof. Dr. Willibald Sauerländer
Bundespräsident Roman Herzog
UN-High Commissioner for Human Rights
"Blumenbild mit Fratzen"
Ein mit Adolf Frankl befreundeter Arzt, Prof. Dr. F.
Mlczoch, empfahl ihm, Blumenbilder zu malen. Das biete doch vom Thema her
eine Möglichkeit der Harmonie und des Friedens. Doch die Blüten, die Frankl
malte, zeigten Fratzen, hatten von Haß und panischer Angst verzerrte
Geschichtszüge.
Eines Nachts, wieder einmal aufgeschreckt aus einem seiner
Angsträume, entschloß er sich selbst zur Arbeit jenes Oeuvres, das zugleich
die Wahrheit und Tatsächlichkeit seines "Infernos" in Form von "Visionen"
wiedergibt, zur malenden Befreiung seiner erschütterten Seele und zugleich
zur bildhaften Konfrontation nicht nur der Erben und Nachfahren des
nationalsozialistischen Deutschlands mit den unmenschlichen Jahren deutscher
Geschichte.
Frankl lieferte als einst Beteiligter und beteiligt gebliebener
ein Porträt jenes "Infernos" in vielen Bildern mit grellen Farben und
bizarren Strichen. Es ist zugleich sein "Inferno" und das von Millionen
Betroffener, doch auch der Handlanger, der Stationen des "Grauens",
eklatante Chiffren eines Panoramas jener ebenso rasenden wie erstarrten
Geschichte des sogenannten Dritten Reiches und seiner Unmenschlichkeit, die
man heute mit einer verstellten Kritik der faschistioden Nostalgie zu
betrachen beginnt. Das Antlitz der Qual und das Ungesicht der Quäler blickt
aus Frankls Bildern. Es verfährt synthetisch, konkretisiert in der
Abstraktion, konzentriert mit einzelnen, um alles zu vermitteln.
Prof. Dr. Walter Huder
Unter den Physiognomien, die man auf
Adolf Frankls Bildern sieht, gibt es ein einziges Betongesicht, eine einzige
Visage scheinbar heroischer Entschlossenheit. Es ist das Antlitz Adolf
Eichmanns. Aber die einzelnen Teile dieses Antlizes werden in einer an den
Rudolfinischen Maler Arcimboldo erinnernden Weise von den abgemagerten
Leichen aus den Lagern gebildet - Mund, Augen, Ohren, Nase. Unter
Schirmmütze mit dem Hoheitsadler und der Silberkordel starrt die
Physiognomie der Endlösung hervor.
Betrachtet man die Maltechnik und die Farben der Bilder von Adolf
Frankl, so sind Anregungen durch den Wiener Expressionismus, die führeren
Werke Oskar Kokoschkas unverkennbar. In diesen Wiener Bildern der Zeit um
1910 gärt eine ungeheuere Nervosität, ein antinaturalistisches Verlangen
nach hypertrophem oder abgründigen Ausdruck. Aber bei Kokoschka und selbst
bei dem noch exzessiven Schiele blieb das alles an ästhetische Absichten
gebunden. Auf Frankls Bildern ändern diese expressiven Techniken ihren Sinn.
Die Malweise, das Arbeiten mit Pinsel und Spachtel, wirkt scheinbar
unkohärent, ja chaotisch, aber gerade dadurch vermag sie es, das
Unvorstellbare, die Auflösung aller Humanität und Sitte in der Welt des
Lagers in Erinnerung zu rufen.
Prof. Dr. Willibald Sauerländer
Mir geht es darum, daß das, was in
den Jahren des Nationalsozialismus geschehen ist, nicht vergessen wird, daß
unsere junge Generation merkt, wie schnell man in ein solches Mördersystem
hineingeraten kann und im Grunde daß es deswegen notwendig ist, schon den
allerersten Anfängen zu wehren, die allerersten Anfäge zu spüren, wir Alten
haben es erlebt, wir wissen davon, aber der jungen Generation muß es
vermittelt werden und das ist äußerst schwierig.
Das Beste ist das Gespräch der Jungen mit Ihnen (Zeitzeugen) die
es selber noch erlebt haben. Es ist auch ganz wichtig, hier das
nachdenkliche Betrachten solcher Ausstellungen, denn es sind ja die
Seelenqualen, die Frankl sich hier von der Seele gemalt hat.
Es ist wichtig eine Pädagogik zu schaffen, den Menschen der jungen
Generation- die an diesen Dingen ja nicht beteiligt waren, die 30/40 Jahre
nach dem Ende des Nationalsozialismus geboren sind und keine eigene Schuld
verspüren können, trotzdem klar zu machen was geschehen ist und daß alles
daran gesetzt werden muß, eine Wiederholung, die immer möglich ist, nicht
nur in Deutschland, eine Wiederholung zu verhindern.
Bundespräsident Roman Herzog
Die Gemälde von Adolf Frankl verleihen
diesem Protest gegen die Übel der Intoleranz, des Hasses und der Verleugnung
grundlegender Menschenrechte besondere Schärfe. Sie erinnern uns alle daran,
daß der Weg von menschlichen Fehlern zu Menschenrechten kein leichter ist;
daß wir unsere Kinder und Jugendlichen lehren müssen, wie wichtig es ist,
die Menschenrechte zu schützen und zu fördern, Gewalt abzulehnen und nach
friedlichen Mittlen zur Lösung von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten
zu suchen.
Menschenrechtserziehung ist eines der Hauptziele des
Hochkommissariats für Menschenrechte. In diesem Zusammenhang ist "Visonen
aus dem Inferno" ein bedeutender Beitrag zu dem von den Vereinten Nationen
ausgerufenen Internationalen Jahrzehnt der Menschen-rechtserziehung
(1995-20005). Die Ausstellung wird auch dazu beitragen, den Stellenwert der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu unterstreichen, eines
Meilensteins in der Geschichte der Menschheit, dessen fünfzigsten Jahrestag
die Weltgemeinschaft im Jahr 1998 feiern wird.
UN-High
Commissioner for Human Rights
Lebenslauf -
Der Schwere Weg
THE EXHIBITION
Einladung zur feierlichen Enthüllung
der Gedenktafel |