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Jüdische Weisheit
 
 

Religion unabhängig von staatlicher Zuwendung:
Leben im laizistischen Staat

Geschichte der Juden in Frankreich

nach Esther Benbassa

Esther Benbassa
Geschichte der Juden in Frankreich

Aus dem Französischen von Lilli Herschhorn
Philo-Verlag / ISBN 3-8257-0144-1 - Oktober 1999

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1808 wurde in Frankreich das Zentralkonsistorium eingerichtet (s. Benbassa pp121). Dieses folgte dem Modell der protestantischen Administration, welches nach Anerkennung des Katholizismus als Staatsreligion eingeführt worden war. Zu Beginn des Jahres 1809 wurden sieben Bezirkskonsistorien gebildet. Die Trennung von Religion und Staat im Jahr 1905 schlug eine Bresche in das Monopol der Konsistorien, das auf einem zerbrechlichen Konsens beruhte. Es fehlte ihnen nunmehr die politische Unterstützung der Regierung und deren finanzielle Zuwendungen. 

In dieser Situation entstanden Kultusvereinigungen, die sich in der Union des associations cultuelles israéli tes de France et d'Algerie zusammenschlossen. Der Begriff Konsistorium wurde beibehalten und bezeichnete nunmehr den Verwaltungsrat beliebiger Kultusvereinigungen. Elsaß-Lothringen, das erst nach dem Ersten Weltkrieg an Frankreich zurückgegeben wurde, war von dieser Veränderung ausgenommen. Der Kultus wurde hier auch weiterhin von Bezirkskonsistorien organisiert, die einschließlich der Gehälter der Rabbiner vom Staat finanziert wurden.

In Folge dieser Umwälzungen vervielfachten sich die institutionalisierten Aktivitäten. Zugleich entfaltete sich ein religiöser Pluralismus, dessen Entstehung bisher von den omnipräsenten Konsistorien unterdrückt worden war, ohne dass sie ihn ganz hätten verhindern können.

Schon im 19.Jh. hatte es Versuche gegeben, das Prinzip der Gemeindeautonomie durchzusetzen und sei es mit der Gründung orthodoxer Gemeinden. 1907 wurde die Union liberale israélite de tendance réformée als religiöse Organisation gesetzlich anerkannt. Zur gleichen Zeit eröffnete sie in Paris die Synagoge rue Copernic, die seither von der jüdischen Elite besucht wird. Die seit den letzten Jahrzehnten des 19.Jhs. massenhaft nach Frankreich strömenden jüdischen Immigranten wiederum, die weitgehend proletarisiert waren und ihrer neuen Umgebung noch fremd gegenüberstanden, schlossen sich den konsistorialen Strukturen nicht an. Sie nutzten die neuen Möglichkeiten, um Kongregationen zu gründen, die ihren wirklichen Bedürfnissen entsprachen und wählten ihre Rabbiner, ohne die Zustimmung eines Konsistoriums einzuholen.

Die Säkularisierung des Staates führte zu einer verstärkten Abwendung von den Konsistorien. Dem Zentralkonsistorium von Paris gehörten 1907 lediglich 5,5 % der Juden der Hauptstadt an. Trotz der daraus resultierenden finanziellen Schwierigkeiten unterhielt es seine vier Grundschulen, seine Berufsschulen und Ausbildungsstätten, seine Volkshochschule, deren Bildungsangebot an die Immigranten gerichtet war, sowie seine Wohltätigkeitswerke. Obwohl es einen Großteil seiner Befugnisse eingebüßt hatte, repräsentierte es auch weiterhin das französische Judentum als Religionsgemeinschaft gegenüber dem Staat.

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haGalil onLine 14-12-2000


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