T" Teweth ThRP"S - A" Elul ThShN'T
12.Januar 1927 - 13.August 1999
Zur Jahrzeit:
Was hätte er heute gesagt?
Aus dem Buch
"Juden in Deutschland"
erschienen 1996
... Ich bin kein Träumer. Zur Normalität, ich sagte es bereits, gehört auch der
Antisemitismus einer Minderheit. Zur Normalität gehört, dass die Mehrheit der
deutschen Bevölkerung anerkennt: Ein jüdischer Deutscher ist ein Bürger der
Bundesrepublik Deutschland mit den selben Rechten wie ein christlicher
Deutscher. Zur Normalität gehört, dass die Verletzungen, unter denen die
Überlebenden und ihre Kinder leiden, von den Kindern der Täter wahrgenommen und
in der Kommunikation miteinander berücksichtigt werden. Zur Normalität gehört
aber auch, dass Jüdisch-Sein nicht auf den Holocaust begrenzt, dass jüdische
Kultur wahrgenommen wird in ihrer historischen Dimension und wie sie heute in
Deutschland wieder existiert. Zur Normalität gehört, dass die Mehrheit der
deutschen Bevölkerung bereit ist, geradezustehen für die Existenz dieses Lebens
und einzuschreiten, wenn es bedroht und verletzt wird. Nur wenn das gelingt, ist
ein normales, gleichberechtigtes Zusammenleben von Juden und Nichtjuden möglich.
Ich wünsche mir sehr, dass der Satz "Ich bin ein deutscher Staatsbürger
jüdischen Glaubens" einmal für viele in Deutschland lebende Juden
selbstverständlich wird. Und ich wünsche mir, dass die nichtjüdischen Deutschen
ihn zunehmend akzeptieren. Aber ich weiß, dass es noch Generationen dauern kann,
bis das gelingt. Bis dahin leben meine Familie und ich als Juden in Deutschland.
Lesen Sie auch ein Gespräch
mit Edith Kohn
"Ein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens
und die jüdische Normalität in Deutschland und anderswo"
haGalil onLine Archiv:
Ignatz Bubis
|