AJC-Direktor David Harris erklärte, Deutschland sei nicht nur
der "Schlüssel zu Europas Zukunft", es habe wegen der Zuwanderung aus
Osteuropa auch die am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde. Das AJC
verstehe sich als "Fürsprecher wachsender deutsch-amerikanischer
Freundschaften". Aufsichtsratsmitglied Lawrence Ramer sagte, amerikanische
Juden reagierten oft noch mit "hochgezogenen Augenbrauen", wenn es um
Deutschland gehe. Darüber hätten sie sich zugunsten der Aussöhnung
hinweggesetzt.
Bundespräsident Roman Herzog verwies darauf, daß es mehr als 50
Jahre nach Ende der Nazi-Herrschaft vielen amerikanischen Juden
schwerfalle, Kontakt mit der Bundesrepublik aufzunehmen. Umso wichtiger
sei das Gespräch. Mit dem AJC sei nun eine der wichtigsten
amerikanisch-jüdischen Organisationen präsent. "Darüber freue ich mich und
dafür danke ich Ihnen", sagte Herzog laut vorab verbreiteten Redetext. Er
unterstrich, daß das AJC in Berlin auch einen Beitrag zu den
deutsch-amerikanischen Beziehungen insgesamt leisten könne. "Die Lektion
der Geschichte für das nächste Jahrhundert lautet, die Würde des Menschen,
die Menschenrechte, den Rechtsstaat, die Demokratie weltweit zu sichern."
Gegründet wurde das AJC 1906 von deutsch-jüdischen Einwanderern,
um Antisemitismus im In- und Ausland zu bekämpfen. Nach dem Zweiten
Weltkrieg unterstützte das AJC Programme an deutschen Schulen, die sich
mit dem Verständnis und dem Einsatz für die Demokratie beschäftigten. In
den achtziger Jahren begann das AJC mit deutschen Stiftungen in
Austauschprogrammen zusammenzuarbeiten.
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland,
Ignatz Bubis, sagte, die AJC-Vertretung bereichere das jüdische Leben in
Deutschland. Zudem werde das AJC zu einer Verbesserung des
deutsch-amerikanischen Verhältnisses beitragen, indem es in den USA "sehr
weit verbreitete Vorurteile" gegenüber Deutschland und in der
Bundesrepublik herrschende Vorbehalte gegenüber dem Judentum abbauen
helfe.
Copyright: DIE WELT,
10.2.1998