ULM
liegt rund 100 km südöstlich von Stuttgart oder 150 km westlich von München,
an der Donau, zwischen der A 7 und der A 8.
Dokumente betreffend die Zahlung von Steuern
belegen die Existenz einer jüdischen Gemeinde in Ulm in der Mitte
des 13. Jahrhunderts. Es gibt auch einige Grabsteine mit
Jahreszahlen von 1243 bis 1491 . Die Gemeinde wurde von der Stadtverwaltung
wegen ihrer hohen Beiträge zur Stadtkasse sehr geschätzt und diese bemühte
sich, allerdings vergeblich, sie vor den Verfolgungen während der Zeit der
schwarzen Pest im Jahr 1349 zu schützen. Die jüdische Gemeinde wurde fast
zur Gänze ausgerottet. Die wenigen Überlebenden konnten nach einiger Zeit
zurückkehren und bekamen von der Stadtverwaltung ihre Synagoge,ihren
Friedhof und ihren Festsaal wieder.
Das Ende des 14. ]ahrhunderts brachte für die
jüdische Gemeinde eine kurze Zeit der relativen Sicherheit. Aber schon das
15. Jahrhundert brachte wieder Einschränkungen, Verbote, hohe Steuern und
zum Ende des Jahrhunderts die Vertreibung aus Ulm.
Erst im 19. Jahrhundert gab es wieder eine
jüdische Gemeinde in Ulm (Albert Einstein wurde hier im Jahre 1879
geboren), die allerdings in den Dreissigerjahren als Reaktion auf
den immer stärker werdenden Anti-Semitismus rapide schrumpfte. Wer nicht
weit genug wegwandern konnte wurde schliesslich deportiert. Mehr als
hundert Juden aus Ulm kamen in den deutschen KZ's um.
* Denkmäler * Friedhöfe
* Mahnmal und Dokumentations-Zentrum Festung Oberer Kuhberg
- Das Israel-Fenster, ein grosses Fenster aus
farbigem Glas über dem Eingang des Ulmer Münsters, mit dem Davidstern und
einer Menorah, ist dem Andenken an die deutschen Juden gewidmet.
- Eine Kopie eines jüdischen Grabsteines aus
dem 13. Jahrhundert, der für das Stiftungsrelief des Münsters aus dem Jahr
1377 verwendet wurde, ist beim Brauttor zu sehen. Der Grabstein selbst
steht jetzt im Ulmer Museum, Marktplatz 6.
- Ein anderer alter Grabstein ist in der
Aussenmauer eines alten Hauses in der Rabengasse 7 im zweiten Stockwerk
eingemauert.
- Für die 1873 erbaute und 1938 zerstörte
Synagoge gibt es über einer Garageneinfahrt hinter der Sparkasse in der
Neue Strasse 66 eine kleine Erinnerungstafel.
- Am Judenhof 1 ist vor kurzem die Bemalung
einer Torahschrein-Nische der mittelalterlichen Synagoge von Ulm gefunden
und restauriert worden. Besichtigungen können nach Rücksprache mit dem im
Judenhof 1 befindlichen Institut arrangiert werden.
- Der Friedhof aus dem Jahre 1852 ist heute
ein Park. Nur drei Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert sind noch vorhanden
und stehen am Parkende, nahe der Kirche. Der Park befindet sich in der
Frauenstrasse, gegenüber Nr. 93. Ein zweiter Friedhof, aus dem Jahre 1897,
ist Teil des städtischen Friedhofes. Hier steht ein Denkmal für die im
ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten und viele Gedenksteine für
Juden, die von den Nazis ermordet wurden. Dieser Friedhof liegt in der
Stuttgarterstrasse 164. Beide Friedhöfe sind offen.
Die Festung Oberer Kuhberg, heute ein
Dokumentations-Zentrum, war von 1933 bis 1935 ein KZ. Führungen können über
die Ulmer Volkshochschule am Kornhausplatz 5, oder den DGB Neu-Ulm in der
Paulstrasse 10, oder auch durch Herrn Ernst Rohleder, der selbst Gefangener
in diesem KZ war und Sebastian-Fischer Weg 22 lebt, arrangiert werden.
Sehenswert sind noch: Das bereits erwähnte
gotische Ulmer Münster mit seinen Statuen aus dem 15.Jahrhundert und den
herrlichen Holzschnitzereien am Chorgestühl, sowie die vielen alten Häuser
im Fischer-Viertel, zwischen der Donau und dem Ulmer Münster.
Quelle:
Reiseführer durch das jüdische Deutschland
Peter Hirsch und Billie Lopez, Kovar
Verlag, bestellbar über haGalil onLine
info.order@hagalil.com
Rundreise
BAYRISCH-SCHWABEN
In ULM und um ULM und um ULM herum...
so koennte es bei der Suche nach einem Parkplatz zugegangen sein.
Mitnichten, direkt im Stadtzentrum fand sich ein freier Platz.
Das Münster, ein Meisterwerk der
Steinmetzkunst, erfordert staendige Ausbesserung. Die Verantwortung fuer die
Durchfuehrung dieser Arbeiten liegt seit kurzem in der Hand einer
DombaumeisterIN, Ingrid Rommel. Sicher ein Unikum in der Zunft. "Sechs
Generationen war das Amt des Dombaumeisters in derselben Families." In der
Stimme des Kassiers am Domeingang klingt leichte Resignation mit. Fuer fuenf
Mark bekomme ich ein Stueck Sandstein vom Dom, welcher im Zuge der
Restaurierung entfernt werden musste, mit Echtheitszertifikat.
Wir kommen ein wenig ins "Schwaetze" und der
freundliche Schwabe will wissen, ob es in Wien, am Stephansdom auch sowas
wie einen Dombaumeister gibt. Er hat die Folge von 'Universum' gesehen, in
dem vom vielfaeltigen Leben im Gemaeuer des Stephansdomes berichtet wurde.
"Also, Fledermaeuse im Stephansdom!". Missbilligend erklaert er mir, dass
solches im Ulmer Muenster nicht vorkommt, da ist es sauber.
Sauber, ja sauber ist es bei den Schwaben.
Warum verspuere ich ploetzlich solche Sehnsucht nach Wien, nach dem
SCHOSZTARICH (ein Wirtshaus, in der Naehe des Praters) und nach der
Fledermaus die im Turm des Stepahnsdomes wohnt? Sie hat einen weissen Fleck
auf der Schnauze und heisst,glaube ich, Agathe.
Weiter nach Guenzburg an der
Donau. Sauber gepflegtes, mittelalterliches Stadtbild. Allerorten MENGELE,
denn Guenzburg ist nicht nur Geburtsort des Doktors, sondern auch Sitz des
Landmaschinenherstellers gleichen Namens. (Anm. haGalil: Es ist nicht nur
derselbe Name, es ist eben jene Familie!)
Irgendwo habe ich gelesen, dass Guenzburg im Mittelalter Sitz eines
Rabbinatsgerichtes war. Lange bleibe ich nicht inmitten der gepflegten
Behaebigkeit. Irgendwer wird mir irgendwann sicher sagen koennen, ob es in
Guenzburg noch Juden gibt oder zumindest die Erinnerung daran.
Auf der B16 nach Sueden, in Richtung Krumbach.
Ploetzlich eine Umleitung, ich kurve durch einen,selbstverstaendlich penibel
gepflegten Ort. Ein Markt ist die Ursache fuer die Sperre der
Ortsdurchfahrt. Wir steigen aus, meine Frau findet am Markt genau DAS
Naehgarn, welches sie in Innsbruck nirgends bekommen kann, eine riesige
Plastiktasche um sagenhafte drei Mark, passende Schuhbaender.
Da macht sie mich auf ein Hinweisschild aufmerksam : SYNAGOGE 150 Meter.
Leicht zu finden, abseits der Hauptstrasse ein klassizistischer Bau.
Liebvoll restauriert. Ich frage mich, welchem Umstand es diese kleine
Landsynagoge zu verdanken hat, dass sie die 1000 Jahre von 1933 - 1945
überstehen konnte.
Natuerlich geschlossen. Aus dem Inneren des Gebaeudes Orgelklaenge. Eine
Informationstafel klaert auf. Die ehemalige Synagoge wird von einer Stiftung
verwaltet und dient heute als Begegnungs - und Kulturzentrum. An eben diesem
Sonntagabend soll ein Klavierkonzert stattfinden, bei der Kuenstlerin
duerfte es sich, nach dem Namen zu schliessen, um eine Sefardin handeln.
Führungen jeden 4.Sonntag im Monat. Fuer Fragen wende man sich an Herrn
Simon Schmid. Was ich tun werde, sobald ich die Telefonnummer finde. Dann
bleibt eigentlich nur noch zu klaeren, wie der Ort heisst, in dem wir uns im
Moment befinden: ICHENHAUSEN
- zwischen ULM und AUGSBURG. Meine Frau ist fest entschlossen, dort wieder
hinzufahren.
Und jetzt die Frage:
Wer weiss etwas ueber die Juden von ULM, GUENZBURG, ICHENHAUSEN und
Umgebung??? Gibt es in Ulm eine juediche Gemeinde???
p.kraus - V.S.O.P. A-6020 innsbruck/austria
E-Mail: aon.912012897@aon.at
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