Europa: Neue Wege gegen die
Arbeitslosigkeit
Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit ist nicht
aussichtslos. Mit unkonventionellen Methoden und phantasievoller Politik
gehen europäische Länder gegen Arbeitslosigkeit vor. Die Nachbarstaaten
liefern den Beweis: Ein Jobwunder ist möglich, ohne den Sozialstaat zu
zerschlagen.
Entlassen und doch nicht verloren:
Österreich
Entlassungen sind manchmal
unvermeidlich: wenn bestimmte Produkte (Kohle, Stahl) oder
Produktionsverfahren durch andere ersetzt werden oder Waren in anderen
Ländern viel billiger hergestellt werden können. Dann kommt es darauf an,
Entlassungen so sozialverträglich wie möglich durchzuführen: die
Beschäftigten sollten möglichst gar nicht erst arbeitslos werden.
Zu diesem Zweck stehen in Österreich
Arbeitsstiftungen zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe sollen Arbeitnehmer den
Zeitraum zwischen dem alten und einem möglichen neuen Arbeitsverhältnis
sozial abgesichert und »gewinnbringend« überbrücken. Diese Stiftungen werden
zum größten Teil vom Staat und von der Privatwirtschaft finanziert. Die
Arbeitnehmer, die vorübergehend in diesen Stiftungen beschäftigt werden,
erhalten für maximal vier Jahre Arbeitslosenunterstützung und ein
sogenanntes Stiftungsstipendium von umgerechnet etwa 200 Mark pro Monat.
Während ihrer »Tätigkeit« in diesen Stiftungen können die Arbeitnehmer eine
breite Palette von Dienstleistungen in Anspruch nehmen: Berufsberatung,
Arbeitsvermittlung, Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung bei der
Gründung eines eigenen Unternehmens.
Die rund 50 Arbeitsstiftungen, die es
derzeit gibt, arbeiten äußerst effektiv. Eine Untersuchung ermittelte, daß
im Durchschnitt 75 Prozent aller Beschäftigten in diesen Stiftungen nach
sechs Monaten eine neue Stelle gefunden hatten. Dabei gelang es 60 Prozent
der Teilnehmer, ihr früheres Arbeitseinkommen wieder zu erzielen oder zu
erhöhen.
hagalil.com 1998
|