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Die Auswanderer

B. Wechsler, Landrabbiner, Oldenburg, 20. December 1846, ein Vortrag, gehalten im Verein für Volksbildung zu Oldenburg

Gefunden in den Beständen der "Forschungsstelle Deutsche Auswanderer in den USA" (DAUSA) der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

 

I.

Als die erste und wichtigste Ursache der Auswanderung nenne ich Ihnen die zunehmende Bildung.

Aber - was hat denn die Bildung mit der Auswanderung zu schaffen, wie können sie zusammenhangen, da es doch gewiß keine Zeichen ächter, gediegener Bildung, edler Selbstschätzung ist, wenn ein Volk sich selbst aufgibt, wenn ganze Menschenmassen das Vaterland verlassen?

Und doch hängen sie in gewisser Beziehung zusammen, und doch führt die eine häufig zur andern. Es gibt gewiß, darin irren die Dunkelmänner aller Zeiten und Gattungen nicht, es gibt gewiß keinen treuern Bundesgenossen der starren Ruhe und der blinden Unterwerfung, keinen treuern Verbündeten einer Willkührherrschaft und des trägen Haftenbleibens bei der Scholle, als die Unwissenheit und Rohheit, als den Mangel an selbstbewußter Kraft. Freilich, wir haben's erst vor Kurzem in Gallizien erlebt, daß auch sie zuweilen ungeduldig wird uns losstürmt und an ihrem Joche rüttelt und dann gnade Gott, wenn der Sclave die Ketten bricht. Aber das ist nur die Ausnahme, ist nur das Ergebnis der äußersten Verzweiflung. In der Regel schleppt sie sich stumpfsinnig fort und läßt Alles über sich ergehen ohne Einspruch, bleibt sie regungs- und bewegungslos, denn der Trieb zur Bewegung fehlet. Anders, wo die Bildung taget, wo durch Schulen und sonstige Lehranstalten, wo durch die Organe der Oeffentlichkeit und allerlei sonstige Poren ein gewisses Selbstbewußtsein, eine Masse von Kenntnissen und Fähigkeiten, von Begriffen und Ideen eindringt selbst in die untersten Schichten des Volkes. Da werden die Geister - daß ich mich so ausdrücke - flüssig und beweglich, da bedarfs nicht erst, wie so Manche glauben, der Aufwiegelung zur Unruhe und Unzufriedenheit, da zieht sie von selbst mit ein als ungebetener Gast, da nimmt dann auch die Empfindlichkeit und die Gereiztheit gegen die Mängel und Gebrechen der gegenwärtigen Zustände zu, und was man sich sonst hat gefallen lassen, das erträgt man jetzt mit Murren und lautem Widerspruch, das wird jetzt eine drückende Last, die man sich nicht weiter will aufbürden lassen. Der Schmerz über Ungleichheit, über Rechtlosigkeit, über wirkliche oder vermeintliche Zurücksetzung, über Nichtbeachtung von Ansprüchen u.s.w. steigert sich in dem Maaße, in welchem die Empfänglichkeit für Recht und Gleichheit, für Wahrheit und Menschenwürde zunimmt, in welchem diese Begriffe und Ideen Gemeingut werden und in Folge der Bildung immer mehr werden müssen, und es ist daher nicht nöthig, daß das Maaß des Widerwärtigen, Unvollkommenen an sich größer werde - es wäre gewiß unbillig zu sagen, daß es im Allgemeinen größer geworden ist in den letzten Jahren - es kömmt nur darauf an, daß es als solches erkannt werde, daß in den Menschen der Gedanke immer lebendiger werde, es sollte nicht so sein. So wird ja auch der Kranke in dem Maaße ungeduldiger, aufgeregter, in welchem er ein Bewußtsein dessen bekömmt, was Gesundheit heißt. Es irren daher gewiß auch diejenigen, welche da oben die Zügel des Staatswagens führen, wenn sie Vergleichungen anstellen zwischen dem Sonst und Jetzt, und behaupten, die Unzufriedenheit habe keinen Grund, denn der Wagen laufe ja jetzt besser, sanfter. Ja, das mag wohl sein. Aber die da gezogen werden, haben jetzt in Folge des geistigen Umschwungs eine empfindlichere Haut gegen die noch immer nicht fehlenden Rippenstöße, denn sie wissen, daß man noch besser, noch sanfter fahren kann, während man sich sonst auch die Karre mit ihrem Gepolter gefallen ließ! Ich will, um die Behauptung, daß die Bildung auf diese Weise häufig zur Auswanderung führe, durch ein Beispiel zu erläutern, ein mir bekanntes, naheliegendes anführen. Unter den Auswanderern aus Deutschland in den letzten fünf und zehn Jahren befinden sich viele, ja tausende meiner Glaubensgenossen, besonders aus Baiern und den angrenzenden sächsischen Landen, und besonders ist es in der Regel das jüngere Geschlechts, das auswandert, also gerade dasjenige, welches an der Bildung der Zeit Theil genommen hat, welches in Gewerben, Künsten und Wissenschaften erkräftigt ist und leistungsfähig. Frägt man nach den Bewegegründen, so hört man meistens die Antwort: wir mögen den Druck und die Zurücksetzung (Leider tragen auch die gesetzlichen Bestimmungen über die Verhältnisse der Juden im Herzogthum Oldenburg noch den Charakter der Ausschließung und kränkenden Zurücksetzung.
Ich sage die g e s e t z l i c h e n . Denn im bürgerlichen Leben und Verkehr ist diese Zurücksetzung schon ziemlich geschwunden und schwindet täglich mehr, ist das nichtchristliche Bekenntniß kaum ein Hinderniß mehr für die Theilnahme an Allem, was die Zeit bewegt, und am wenigsten hat Schreiber dieses Grund, über solche Zurücksetzung zu klagen. Aber der gesetzliche Buchstabe bannet die Juden noch immer in ein Ghetto von Ausnahmen, schließt sie aus von allen Gemeindeämtern, ja selbst von den niedrigsten Kommunaldiensten, hat für ihre Niederlassung einen besonderen Modus, ein Schutz- und Concessionswesen, das noch ganz die alte, vergilbte Farbe trägt. Schritte zur Aufhebung dieser Bestimmungen sind sowohl vom Verfasser als auch von mehreren jüdischen Gemeinden des Landes gethan worden; bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Denn es hinkt auch bei uns der gesetzliche Fortschritt dem allgemeinen nur langsam nach. Hoffen wir jedoch, daß er nicht lange mehr auf sich wird warten lassen.) und die Schmach der Isolirung nicht länger ertragen, wir können's nicht mehr da aushalten, wo man die Konfession und die Abstammung und das Vorurtheil der Masse und Gott weiß was Alles noch auf die Wagschale legt, wenn man uns den Schutz und das Recht des Bürgers ertheilen soll; wo man uns selbst das Recht, ein Nachtwächter, ober ein Dorfvogt, oder ein Feldhüter zu werden um den Preis eines Religionswechsels erkaufen lassen will. Nun sind die Zustände und die gesetzlichen Verhältnisse der Juden auch in diesen Ländern gerade nicht schlimmer geworden, aber der Schmerz hat sich bei ihnen gesteigert, der Staat, indem er sie herangezogen und sogar genöthigt hat zur Theilnahme an der Entwicklung und Bildung, hat selbst die Unzufriedenheit entfesselt und so den Entschluß hervorgerufen.

Aber auch in einem andern Sinne und Betrachte entzieht die zunehmende Bildung dem Vaterlande gar manche rüstige Hand. Es ist Thatsache, daß die Bildung auch das materielle Leben mit seinen Bedürfnissen und Einrichtungen erreicht und beherrscht, daß sie, wie einerseits die Ansprüche, so auch andererseits die nothwendigen Bedürfnisse steigert. Haben sonst dürftige, kärgliche Mittel ausgereicht, die dürftige, einfache Existenz einer Familie zu decken, so reichen sie da nicht mehr aus, wo der Bildungsprozeß allerlei neue Bedürfnisse geschaffen hat. Man sagt, das seien nur eingebildete Bedürfnisse, das sei Luxus, die derjenige entbehren müsse, der sie nicht erschwingen könne. Ja, man hat gut reden. Aber wenn nun Alles die Luft darnach anregt, wenn Umgebung und Beispiel, wenn Sitte und Gewohnheit die Nachahmung reizt, wenn der Geist immer mehr Nahrung verlangt und seine Anforderungen ans Leben stellt - wer will da die Grenzlinie ziehen zwischen dem, was nothwendig und dem was Luxus heißt? Wir haben nun einmal den Naturstand überschritten, wir sind keine Kinder der Wildniß mehr, und da bleibt das Bedürfnis ein relativer, naturwüchsiger Begriff, der Steigerung unterworfen. Wenn es nun auch im Allgemeinen wahr ist und gewiß wahr ist, daß mit der Bildung eines Volkes auch seine Kraft, auch seine Fähigkeit des Erwerbs zunimmt, so ist es doch nicht wahr in Bezug auf den Einzelnen oder in Bezug auf eine einzelne Zeit, so kann doch hier zuweilen eine Kluft, eine weite Kluft entstehen zwischen dem Bildungs- und dem Erwerbszustande, und die Erfahrung lehrt leider, daß sie entstanden ist, das Gespenst des Proletariats spukt aus allen Ecken und Enden hervor. Wer hat es geweckt? Meines Erachtens nichts anderes als dieses, daß von der einen Seite der Fortschritt in der Entwicklung die Lebensbedürfnisse, die nöthigen Mittel der Erhaltung erweitert und gesteigert hat, während von der anderen derselbe Fortschritt, dieselbe Bildung die bisherigen Nahrungszweige bedeutend verengt und verkürzt hat, während durch die Erfindung der Maschinen u.s.w. manche Hand brodlos geworden ist. Daß dies - denn weiter will ich diesen Gegenstand hier nicht verfolgen, als in wiefern er hierher gehört - daß dies ein starker Hebel der Auswanderung ist, wird nicht zu leugnen sein. Man denke sich einen Familienvater mit kärglichem Auskommen, mit wenigen Gütern, er kann für seine Kinder nur wenig thun, er denkt mit Schreck daran, was aus ihnen werden soll, denn er kann ihnen nicht diejenige Bildung geben lassen, die ihre künftige Existenz sichert, er weiß, wie viel dazu gehört, um fortzukommen in der Welt, und ihm winkt die Hoffnung, daß sie dort drüben ihr Fortkommen finden - was Wunder, wenn er sich, wenn auch mit schwerem Herzen entschließt, sie dahin zu senden oder vielleicht selbst überzusiedeln? In der That sind mir der Beispiele die Menge bekannt, wo dies die Ursache der Auswanderung war. Diese Uebel aber, es wurzelt tief in unserer Zeit und fordert gründliche, umfassende Heilmittel. Kann man den Bildungstrieb nicht hemmen und nicht ins Stocken bringen - und das kann man gottlob nicht, wenn's auch manchmal an dem Willen dazu nicht fehlet - so wird man mehr und mehr darauf bedacht sein müssen, den Folgen desselben zu begegnen, den schreienden Widerspruch zwischen dem geistigen und materiellen Leben zu heben, auf daß nicht der böse Geist der Unzufriedenheit noch mehr geweckt werde.

II.

Ich gehe, obgleich über diesen Punkt namentlich auch in Beziehung auf unser Land (Nur beiläufig sei bemerkt, daß in unserm Herzogthume die vorbeugenden Maaßregeln gegen dieses Uebel um so nothwendiger scheinen, weil noch vorgebeugt werden kann, weil bei uns gottlob das Uebel noch nicht so weit um sich gegriffen hat. Aber ein Traum wäre es, wollte man sich dem Glauben hingeben, wir seien von diesem Zwiespalte noch gar nicht bedroht. Wer Auge und Ohr offen hat, der werkt auch bei uns den Spuk.) noch gar viel zu sagen wäre, zur zweiten Ursache der Auswanderung über, und die ist der lange Friede mit seinen nächsten, ungenügenden Folgen. Das aber bitte ich so zu verstehen:

Als in dem Jahre 1813 Deutschland sich in heiliger Begeisterung erhob, um das Joch der ausländischen Herrschaft abzuschütteln, als dort Preußen's König den bekannten Aufruf erließ und in die Arme seines Volks sich warf, da flammte das Feuer der Nationalität in deutscher Brust wieder hochlodernd auf, da gab man Gut und Blut willig hin für die Hoffnung, nun wieder eine edle Selbstständigkeit, eine ruhmgekrönte, kräftige und freie Existenz zu erringen, wiederum einzutreten in die Reihe der ersten, ehrfurchtgebietenden Nationen Europas. Als sodann der Friede, der theuer erkaufte, kam und in Wien von der Diplomatie die Loose vertheilt wurden, als die Fürsten wieder zusammentraten und an die Stelle des undeutschen rheinischen Bundes den deutschen gründeten, da glaubte und hoffte man wiederum, nun werde Deutschland der Preis seiner Anstrengung werden, nun werde es einig und frei wieder auferstehen, ein Phönix aus der Asche, zu Ruhm und Ehre, zu Macht und Glück; nun werde es wiederum ein Volk werden, stolz und keck sein Haupt erhebend, an das Werk seiner Regeneration mit frohem Selbstgefühle gehend, Fürsten und Volk sich vertrauungsvoll auch ferner die Hände reichend zu Rath und That. Wir wissen, daß das in gar mancher Beziehung anders gekommen ist, daß die Folgen des Friedens [1813: Vertreibung Napoleons; 1815: Wiener Kongreß: Restauration] nicht die waren, die sie hätten sein können. Zerklüftung, Vereinzelung, Langsamkeit der Entwicklung und Mißtrauen in dieselbe, Verschiedenheit in Gesetz und Recht, Festhalten an alten vergilbten Formen - das waren sie abermals, die nächsten Folgen des Friedens für Deutschland. In den ersten Jahren und Jahrzehnten blieb nun noch wenigstens die gemeinsame Rückerinnerung an den gemeinsamen Kampf als, wenn auch nur ideelles Band der Einheit, als Zündstoff für den nationalen Stolz und das nationale Bewußtsein. Aber nach und nach ist das Geschlecht, das jene Tage erlebt und jene Siege errungen hat, ausgestorben, stirbt immer mehr aus, die alte Erinnerung hat sich abgeschwächt und die Kunst, auch im Frieden neue zu schaffen, neue Embleme der Kraft und der Selbstständigkeit, und so die Kinder des Vaterlandes an dasselbe zu fesseln, und so den Gedanken zu erhalten und zu beleben, daß es eine Schmach sei, sich demselben leichtfertig zu entziehen, daß es ein Ruhm sei, ihm anzugehören, und selbst seine Schmerzen mitzutragen, und selbst in seine Mängel sich zu fügen - diese Kunst haben wir leider noch nicht gelernt, da könnten die Franzosen und die Engländer unsere Lehrmeister sein. Fragen wir nur die Dahinziehenden, fragen wir nur den Baier, den Würtemberger, den Sachsen, den Oldenburger, er wird's uns sagen, daß er von seinem Lande, oft von seinem Duodezländchen Abschied genommen, selten wird er den Blick auf's Ganze werfen. Erst angelangt in der neuen Welt führt ihn der gemeinsame Charakter wieder zusammen mit andern Kindern des Vaterlandes, wird er wieder ein Deutscher, ausgezeichnet durch Gründlichkeit und Ausdauer, durch Ehrlichkeit und Biederkeit. Diese innere Zerrissenheit Deutschlands aber leistet der Lust von ihm sich loszusagen, bedeutenden Vorschub. Denn wo kein höherer allgemeiner Gedanke die Menschen trägt und zusammenhält, da findet der Particularismus und Egoismus ein weites Feld, da rankt die Schlingpflanze des Materialismus hoch auf und saugt alle bessern Kräfte und Säfte aus. Man möchte daher fast eine Gelegenheit herbeiwünschen, die dieser Abschwächung des innern Nationalbewußtseins ein Ende machte, die dazu führte, daß über die oft unnatürlichen Grenzen hinweg der Bruder dem Bruder die Hand reiche. Der Lust zur Auswanderung würde dadurch nach meiner Ueberzeugung mächtig gesteuert. Es hat sich nun zwar in der neuen Zeit und namentlich jüngst bei der Schleswig-Holsteinschen Sache gezeigt, daß der Funke der Theilnahme unter uns noch nicht erloschen, daß das Gefühl der Würde noch nicht erstorben ist. Aber erst die Stunde der Entscheidung muß es lehren, wie weit diese Theilnahme reicht und - reichen darf, wie weit die Friedenspolitik dem drohenden Worte Raum giebt, zur That zu werden, ob man nicht auch da, wie gar oft, eben nur eine Faust in der Tasche gemacht hat.

Weiter hat der Friede zur Folge gehabt, daß zwar Gewerbe und Industrie, Künste und Wissenschaften, Bodenkultur und Handel sich gehoben und veredelt haben, aber doch, wie es scheint, nicht im Verhältnis zur zunehmenden Bevölkerung. Wenigstens ist es Thatsache, daß die Klage über Ueberfüllung in allen Zweigen des industriellen und gewerblichen wie des staatlichen Lebens überall zunimmt, daß ein Ueberfluß und Ueberschuß an Concurrenz überall die Unterkunft erschwert. Ob Deutschland wirklich überfüllt ist und Abzugskanäle bedarf - nach Berichten aus Bremen und Bremerhaven, die ich eben gelesen, sind im verflossenen Jahre über diesen Haven allein pl. m. 32,000 ausgewandert - , oder ob es nur mit seiner Bevölkerung nicht Haus zu halten weiß? Ich muß die Beantwortung dieser Frage Andern, besser Unterrichteten überlassen, so wie besonders die, uns zunächst interessirende, ob unser Herzogthum an einem Zuviel der Einwohnerzahl leidet, ob es nicht recht gut die Abziehenden - und auch deren sind nicht wenige, und zwar sind nach der Angabe des Herrn Steenken in neun Jahren 7622 ausgewandert, und zwar meistens aus den Geestgegenden, nämlich aus den Kreisen Delmenhorst, Vechta und Cloppenburg, während noch ferner 3489 in dieser Zeit aus den geannten Kreisen aus- und in die Kreise Oldenburg, Neuenburg und Jever eingewandert sind (s. Neue Blätter Nr. 82, 1846) - zu gebrauchen und zu ernähren vermöchte, wenn nur der Anbau des Landes, wenn nur Industrie und Handel mehr befördert, wenn nur denen, welchen das Glück keine geschlossene Stelle zugeführt hat, es leicht möglich gemacht würde, eine gute Unterkunft zu finden? Ich bin mit diesen Verhältnissen, ich bin mit den Folgen, welche die Untheilbarkeit der Stellen und das Majoratsrecht haben, zu wenig vertraut, um mir darüber ein festes Urtheil zu erlauben. Lasse ich indessen mein Gefühl reden, so sagt es mir, daß ein Land unmöglich überfüllt heißen kann, in welchem noch so weite Strecken brach liegen, ein Land, daß so viele unverwüstliche Quellen der Wohlhabenheit und des Reichthums in sich birgt, das an einem der schönsten Ströme Deutschlands gelegen, von der segnenden Meeresbraut umkost, für seine Produkte den besten Weg der Ausfuhr nach aller Welt hin hat, das zu Handel und Schifffahrt eingeladen ist. Ob hier nicht jeder Eingeborne Gelegenheit finden müßte, für seine Thätigkeit einen lohnenden Boden zu finden, ob hier nicht jeder Auswanderer eine stille Anklage ist, daß man es nicht verstanden hat, die Künste des Friedens fleißig zu üben, den langen Frieden weise zu benützen? Doch, wie gesagt, es möge dieser Zweifel mehr als bescheidenes Fragezeichen, denn als ein anmaßendes Urtheil gelten, und mögen Sachverständigere die kurze Notiz weiter verfolgen, so wie mich denn überhaupt das Gesetz der Kürze zwingt, auch diese Abtheilung hier abzubrechen, und nur noch die flüchtige Bemerkung hinzuwerfen, daß der lange Friede für die Belastung des Bodens in den meisten Ländern Deutschlands wenige Erleichterung gebracht hat - eben weil unser Friede ein bewaffneter, kostspieliger ist - und daß daher kleine Besitzungen nicht leicht ausreichen, die Lasten zu tragen. So wurde mir vor Kurzem eine charakteristische Anekdote mitgetheilt, die hier ihre Stelle finden mag. Ein bairischer Beamte hatte gehört, es zirkulire in der Umgegend eine Schrift, welche zur Auswanderung auffordere und aufreize. Er fahete lange darnach, allein vergebens, das denuncirte Buch wollte sich nicht einfangen lassen. Als nun eines Tages ein Bauer bei ihm erschien, der ebenfalls im Begriffe war auszuwandern und bereits Paß und Auswanderungsschein in Händen hatte, da bat ihn der Beamte, doch jetzt, da er nichts mehr zu riskiren habe und es ohne Gefahr thun könne, das aufreizende Buch auszuliefern. Der Bauer sagte: Ja, Herr Landrichter, das will ich gerne thun, zog ein kleines Büchlein aus der Tasche und überreichte es dem Beamten, es war - das Steuerbüchlein!

III.

Und nun noch die dritte wesentliche Ursache der Auswanderung, und die ist der komplete Gegensatz zwischen unsern Verhältnissen und denen in Nordamerika, ein Gegensatz, der in den meisten Hauptpunkten zur Auswanderung anlockt.

Es sei fern von mir, zum unbedingten Lobredner der nordamerikanischen Zustände mich aufzuwerfen und den dortigen ohne Weiters den Vorzug vor den unsrigen geben zu wollen, obgleich der Mann, dessen Buch ich vor mir liegen habe und dem ich in dem Folgenden manche Notiz entnehme, ich meine Friedrich von Raumer "über die vereinigten Staaten von Nordamerika", obzwar ein Preußischer im Rufe der Loyalität stehender Professor, diesen lobrednerischen Ton manchmal anzustimmen sich nicht scheut. Nein, jene Zustände da drüben haben unstreitig ihre vielen Schattenseiten, und es gehört viele Verblendung dazu, diese nicht in Anschlag zu bringen. Der deutsche Auswanderer, er wird dort schmerzlich die Gemüthlichkeit und die Geselligkeit und die Theilnahme vermissen, die uns zu eigen ist; er wird dort den Egoismus und den nur nach Gewinn und Reichthum strebenden Handelsgeist auf dem Throne wie überall das Scepter führend finden, einen Geist, der selbst die Ehrenhaftigkeit der Staaten so weit in die Schranze schlug, daß sie lange Zeit die Schande eines Bankerotts nicht scheueten und die Zahlung der Staatsschulden verweigerten, von welcher groben Verirrung indessen ein und der andere Staat wieder zurückgekommen ist und erklärt hat, er wolle seinen Gläubigern gerecht werden. Er wird dort finden ein zusammengelaufenes, von den Winden aller Weltgegenden zusammengewürfeltes Volk, eine Musterkarte aller Nationen, aller Abstufungen der Gesittung, bis zu der niedrigsten des Strauchdiebes, des aus Europa flüchtigen Verbrechers herab; ein Volk also, dem der Kitt der gemeinsamen Abstammung, der Sprache, der Geschichte noch gänzlich fehlt, und das daher auch kein rechtes Herz für einander haben kann, dessen schlotternde Glieder leicht auseinander fallen, weil die natürliche organische Verbindung es nicht zusammenhält. Er wird sich gefaßt machen müssen auf Scenen der ungestraften Pöbelgewalt, der sogenannten Lynch-Justiz. Ja, noch mehr, er wird dort auch noch die Sklaverei, diesen Schandfleck der Menschheit, diese Morgengabe der Barbarei, in manchen Staaten finden und oft einen Kampf auf Leben und Tod für die Vertheidigung, für die Beibehaltung derselben, während jedoch 13 und zwar die Hauptstaaten sich dieser Schmach entledigt haben. So wird er manche Gelegenheit haben, sich zurückzusehnen nach dem Vaterlande oder doch dessen in Liebe und mit Stolz zu gedenken.

Aber, wo so viele Schatten, da muß auch viel Licht sein, wenn es dennoch Anziehkraft haben soll, und ist auch viel Licht gerade da, wo es bei uns noch dunkel und wirre ist, wo bei uns die Klage und der Unfriede und die Zerwürfnis ihre Quelle hat. Nordamerika hat das Glück gehabt, daß große, weise, patriotische Staatsmänner an der Wiege seiner Geburt gestanden und das Zauberwort gefunden haben, das ihm ein gesundes, kräftiges Leben eingehaucht, das alle die erwähnten Auswüchse nicht verrenken können. Dieses Zauberwort ist vor Allem die volle Berechtigung der Person, die in keiner Zwangsjacke eingeschnürte Freiheit der Bewegung, die Abweisung der Versuchung, auf Kosten des Individuums und seiner natürlichen Ansprüche eine gesellige Ordnung zu gründen oder sich auf die schwindelnde Höhe einer künstlichen, nur mit großen Opfern zu behauptenden Macht schwingen zu wollen. Daher wenig Beamtenthum und Polizeiwesen, ein kaum bemerkbares Regiment, daher nur wenig, kaum der Rede werthes, stehendes Militair und dafür großartige Anlagen von Straßen, Kanälen, Eisenbahnen u.s.w. für die Erleichterung des Verkehrs; daher die Leichtigkeit der An- und Uebersiedlung für Jeden, der dazu Lust hat, keine Aengstlichkeit und ängstliche Voruntersuchung, ob der Ansiedler nicht einst der Armuth und der Unterstützung anheim fallen könne. Die Thore der Aufnahme stehen offen; Jeder, dem's beliebt, gehe ein und sehe dann zu, wie er das liebe Brod sich schaffe. Dabei keine Monopole, kein Gewerbszwang, keine Ueberlastung des Bodens, keine Beschränkung des Umzugs, kein mißtrauisches Auflauschen auf das Woher und Wohin. Weiter ein freies Schalten und Walten des Associationsgeistes, im politischen Leben vollkommene Oeffentlichkeit, unverkürzte Theilnahme des Bürgers an der Gesetzgebung und dem Staate, offene Herrschaft des Gesetzes, Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, überall, Freiheit der Rede, keine Verfolgung wegen politischer Meinungen, ein Minimum der Einmischung des Staates in die Gemeindeverhältnisse, gar keine in die Presse, in die geselligen und politischen Verbindungen. Diese und ähnliche Gegensätze, ich muß an ihnen flüchtig vorübereilen, um noch einen Augenblick Ihre gefällige Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen für einen Hauptnerv des Gemeinwohls, für ein Schlagwort unserer Zeit, ich meine das Verhalten der Staaten Nordamerika's zur Kirche und zur Schule. Ich lasse hier Raumer selbst reden. Sein Bericht lautet: (Th. II. S. 148.)

"Nach ernster und beredter Ueberlegung und Darlegung der Gründe beschloß Virginien im Jahre 1785: kein Mensch soll gezwungen werden, zu besuchen oder zu unterstützen irgend einen religiösen Gottesdienst, Kirche oder Priesterschaft; auch soll man Niemand deshalb an Leib oder Gut beunruhigen, zwingen und belästigen oder ihn wegen religiöser Meinungen oder Glauben irgend Leid anthun. Vielmehr steht es allen Menschen frei, ihre Ansichten über Religion offen zu bekennen und zu vertheidigen, und soll dies in keiner Weise ihre bürgerliche Stellung verändern, verbessern oder verschlechtern. - Ueber diesen Beschluß erhob sich ein gewaltiges Geschrei, von gemüthloser Gleichgültigkeit, unchristlicher Sinnesart, Unglaube und Atheismus, und jede Partei hätte gerne ihre Kirche zu der staatlichen, wohlbegabten Kirche erhoben. Glücklicher Weise - Raumer spricht so - war keine mächtig genug, solch einen Plan durchsetzen zu können, und nachdem Nordamerika obige Grundzüge allgemein angenommen und sich in die neuen Verhältnisse gewöhnt hat, ertönen hauptsächlich nur Stimmen einzelner Europäischer Reisenden gegen diese neue Entwicklungsstufe der Menschheit." So weit Raumer. Und es braucht Ihnen, meine H., nicht erst gesagt zu werden, daß diese Staatsgrundsätze in Nordamerika keine bloß papiernen sind, sondern wirkliche, ins Fleisch und Blut des Ganzen übergegangene, daß dort vollste Duldung jeder Ueberzeugung herrscht, doch, was sage ich Duldung, nein, daß vielmehr dort von gar keiner Duldung die Rede sein kann, weil Staat und Kirche völlig getrennte Glieder sind, so daß Conflicte und Einflüsse des einen auf die andern und umgekehrt gar nicht vorkommen können. Sekten mit den freiesten Grundsätzen, wie die Universalisten, die Unikaner - die, wenn die Angaben Raumers richtig sind, hart an die freie Gemeinde in Halle oder Königsberg streifen - neben der strengsten Orthodoxie, neben Wiedertäufern, Quäkern u.s.w. - Der Staat läßt sie gewähren, und - er besteht, die Amerikaner sind in der Regel sogar kirchlich. Eben so ist in ihm von keiner Emancipation der Juden, in kleinen Dosen und Portionen zugemessen, die Rede, denn er hat sich selbst von vorn herein emancipirt von jeder derartigen Beschränkung seiner Bürger.

Man könnte nun einwenden und sagen, das käme daher, weil die nordamerikanischen Staaten nur Rechtsstaaten seien im Sinne des römischen, weil sie die geistige Entwicklung, die Bildung, die Intelligenz gar nicht in den Kreis der staatlichen Thätigkeit und Einwirkung gezogen haben, weil sie sich um die Belehrung und den Fortschritt des Volkes gar nicht bekümmern wollen, wie die unsrigen. Daß dem nicht so sei, davon giebt das Verhalten der Staaten gegen die Schulanstalten, gegen die Volksschulen namentlich, das beste Zeugniß. Hier begegnet uns abermals das Entgegengesetzte dessen, was in der Regel bei uns Grundsatz und Praxis ist. Ich will auch hier wieder Raumers eigene Worte anführen (S. 38).

"Das Schul- und Erziehungswesen - sagt er - ist besonders in den nördlichen Staaten seit der ersten Ansiedlung eifrigst befördert, und seit der Unabhängigkeit des Bundes Washington's und Jefferson's laut ausgesprochene Ueberzeugung allgemein anerkannt worden: daß je größere Rechte ein Freistaat seinen Bürgern einräume, desto mehr müsse er für ihre Erziehung und Bildung sorgen. Schon in seiner Botschaft an den Congreß sagte Washington: Sie sind gewiß mit mir überzeugt, daß nichts ihren Schutz mehr verdient als die Beförderung von Wissenschaft und Litteratur. In jedem Lande sind sie die höchsten Grundlagen des öffentlichen Wohles; in einem Lande aber, wie das unsrige, wo die Maaßregeln der Regierung so unmittelbar durch die allgemeine Sinnesart bestimmt werden, sind sie doppelt nothwendig. Das Volk muß lernen seine Rechte und ihren Werth erkennen, Unterdrückung unterscheiden von Ausübung gesetzlicher Macht, nothwendige Steuern von willkührlich auferlegten Lasten und den rechten Geist der Freiheit von dem der Zuchtlosigkeit, damit es jenen liebe und diesen verabscheue u.s.w. - Dadurch, daß die Bundesregierung 1/36 aller Staatsländereien für die Schulen bewilligte (Anm. Hiernach würden in den westlichen Staaten etwa 2,160,000 Acker den Schulen gehören, deren Werth man schon vor Jahren auf 4,332,000 Dollars anschlug.), hat sie diesen ein unermeßliches, täglich an Werth steigendes Geschenk gemacht. Die Staatsregierungen hüten sich indessen, diesen Schatz zu vergeuden; sie fordern vielmehr, daß sich die Gemeinden vor aller Bewilligung selbst anstrengen, Schulhäuser bauen, Lehrer anstellen, und das Vierfache oder doch das Doppelte dessen herbeischaffen, was die Behörde giebt. Fast alle Verfassungsurkunden enthalten sehr löbliche Bestimmungen über den Werth der Erziehung, und gewähren Mittel, die damit verbundenen, nothwendigen Ausgaben zu bestreiten" u.s.w.

Diese Angaben, wenn sie richtig sind, woran ich indessen bei einem Geschichtsschreiber von Raumers nicht zweifle, bedürfen keines Kommentars. Ich füge daher bloß, weil Zahlen am besten entscheiden, noch einige solche Zahlen hinzu:

In Pennsylvanien wurden im Jahre 1834 - 460,000 Thlr. aus öffentlichen Kassen für Schulzwecke bewilligt. Es gab 4488 männliche und 2050 weibliche Lehrer, jene erhielten monatlich im Durchschnitte 25, diese 18 Thaler.

In dem Stadtbezirke von Philadelphia waren im Jahre 1843 - 214 Schulen mit 489 Lehrern, darunter nur 87 männliche und 412 weibliche. Der Gehalt für einen beträgt durchschnittlich 410 Thlr. Die Gesammtausgaben für die Schulen 280,000 Thlr.

In Neuyork wurden im letzten Jahre aus öffentlichen Kassen den Lehrern ausbezahlt 565,000 Dollars; für Bücher der Bezirksbibliotheken 95,000, von den Einwohnern wurden ferner noch aufgebracht 500,000 Dollars. In Summa 1,079,000 Dollars oder 1,620,000 Thlr. (Allen Freunden des Schulwesens, allen Jenen, die noch in der Ansicht schwanken, ob der Staat Beruf und Pflicht habe, der Volksschule thätig unter die Arme zu greifen, dem Jammer einer kümmerlichen Besoldung der Lehrer durch kräftige Unterstützung aus allgemeinen Mitteln ein Ende zu machen, die noch so häufig vorkommende unerhörte Ueberfüllung der Schulen nicht zu dulden sei es anempfohlen, das angezogene Kapitel in Raumer aufmerksam nachzulesen. Wäre es, bei nur entfernt ähnlichen Grundsätzen, möglich, daß unmittelbar vor den Thoren Oldenburgs eine Schule existiren könnte, mit nahe an 300 Kindern und nur einem, sage einem Hauptlehrer und einem Hülfslehrer? Kann da, bei aller Tüchtigkeit und Thätigkeit der Lehrer, die ich am wenigsten in Abrede stellen will, die Schule ihrer Aufgabe genügen? - Freilich - gewisse Herren vermerken es sehr übel, wenn man solche Blößen entdeckt und aufdeckt und ich könnte davon ein recht pikantes Geschichtchen erzählen. Aber mit dem Unentdecktbleiben solcher Blößen ist es heut zu Tage ein mißlich Ding. Bekanntlich steckt der Vogel Strauß seinen Kopf in die Erde, um nicht gesehen zu werden.)

Es ist beschämend, wenn das Alter von der Jugend lernen soll. Aber hier gäbe es wahrlich Manches von den jungen Staaten zu lernen, hier wäre Manches nachzuahmen, damit man in der Heimat jene Einrichtungen und Anstalten fände, und sie nicht erst in der Ferne zu suchen brauchte, die der physischen und geistigen Existenz eines Volkes die rechten Unterlagen schaffen, die die besten Garantien bieten gegen Erschlaffung und Zerfall.

Doch - meine Stunde ist abgelaufen und so muß ich wohl hier abbrechen, wohl selbst fühlend, wie das, was ich Ihnen geboten, nur ein Fragment ist. So besonders wäre es von Interesse, nun noch die Auswanderer nähe zu klassificiren und wir würden dann etwa finden: 1) Auswanderer aus Armuth; 2) aus Furcht vor Verarmung; 3) aus Mangel an Gelegenheit, ihre Kräfte und Mittel gehörig anzuwenden; 4) aus Nachahmung und Beispiel, 5) aus politischen, 6) aus religiösen Rücksichten; 7) sogenannte Glücksritter und endlich 8) solche, die mit den Gesetzen und der bürgerlichen Ordnung bei uns zerfallen sind, Flüchtlinge aus mancherlei Ursachen.

Und nun zum Schlusse nur noch die Frage: wie soll man sich gegen die Auswanderung verhalten, soll man sie hindern oder befördern? Verhindern (Bekanntlich gestattet Rußland, das die Juden wie eine Landplage behandelt, denselben dennoch nicht, das Land zu verlassen. Sie müssen im Lande bleiben und sich Bärte abschneiden, knuten und russisch erziehen lassen.) keineswegs, denn das wäre ein schreiender Eingriff in die Rechte des Individuums. Der Vogel in der Luft baut sich sein Nest, wo es ihm behagt, zieht weiter, wenn's ihm beliebt. Und dem Menschen dürften wir's wehren? - Aber befördern gewiß noch weniger, am wenigsten in der Weise, wie die Gemeinde Großzimmern im Großherzogthum Hessen letzthin nach Zeitungsberichten gethan haben soll, die nämlich ihre Armen mit Sack und Pack hinüber expedirte, um nur ihrer los zu werden und sie dort dem bittersten Elende aussetzte. Ich dächte, es müßte Ehrensache für uns sein, kein solches Zeugniß des Unvermögens uns selbst auszustellen. Helfe man vielmehr, die Ursachen der Auswanderung mehr und mehr hinwegräumen. Zeige man, daß es uns ernst darum ist, dem Uebel an die Wurzel zu gehen. Und wer dann dennoch ziehen will, der ziehe hin in Frieden, und sage dem Bruder Jonathan, daß diesseits auf deutscher Erde auch ein Volk lebt, daß sich zu schätzen und zu kräftigen weiß.

hagalil.com / 13-08-2006


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