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09-Nov.'99

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Lieder gegen das Vergessen

Die israelische Sängerin Nizza Thobi
und ihr beeindruckendes Konzert in Stegen

STEGEN – "Des Menschen Kampf gegen die Macht ist der Kampf der Erinnerung gegen das Vergessen." Die israelische Sängerin Nizza Thobi kämpft diesen Kampf, sie hat ihm ihr Leben gewidmet. Geboren direkt am Ölberg in Jerusalem, lebt sie 25 Jahren in München, in jener Stadt also, in der der politische Weg Adolf Hitlers seinen Ausgang nahm; in jener Stadt, in der israelische Sportler während der Olympischen Spiele 1972 Opfer eines arabischen Terrorüberfalls wurden.

Nizza Thobi, die Münchnerin, hat am Samstag abend in der Alten Brauerei ein bewegendes Konzert gegen das Vergessen gegeben. "Mir leben ejbig" lautet der Titel ihrer bereits 1982 erschienenen ersten Platte, einer Auswahl von Liedern, die vom Überlebenskampf des jüdischen Volkes erzählen und an die Shoa erinnern, die systematische Vertreibung und Vernichtung der Juden während des Zweiten Weltkrieges. Die meist jiddischen Lieder und vertonten Gedichte stammen in vielen Fällen von Autoren, die dem Holocaust selbst zum Opfer fielen – etwa im Litauischen Wilna, wo zwischen 1941 bis 1944 rund 75 000 Juden deportiert und ermordet wurden. Im "Yam Lied" singt Nizza Thobi: "Ich hab meine Liebsten zurückgelassen / Ich habe mein eigenes Haus verlassen / Ich gab mich der See hin / Trag mich Meer zu Mutters Schoß".

Dia-Porojektionen im Hintergrund erinnerten beim Stegener Konzert an die Menschen, die diese Zeilen einst geschrieben haben. Und die kraftvolle, dunkle Stimme der Sängerin legte dazu ein beeindruckendes Zeugnis ab – von der Frau, die ein mutterlos gewordenes Kind in den Armen wiegt, von der abgrundtiefen Verzweiflung und Verlassenheit der totgeweihten Menschen, aber auch von der Hoffnung auf den Frühling, der hier zur Metapher des Überlebens gerinnt: "Friling ojf dajne Fligl bloje / O nem majn Harz mit / Un gib es zu majn Glik".

Erinnerung an die Kindheit

Nizza Thobi schlug den Bogen von der Vergangenheit zum heutigen Israel erst im zweiten Teil des Abends. "Ich bin in seidenen Hemd meiner Muttersprachen geboren", sagt und singt sie und strahlt damit unbändige Lebenslust aus. Ihre Heimat Israel findet sie vor allem in vertonten hebräischen Gedichten der Rachel wieder, die im See Genezareth "die Form einer Geige" erblickte. An ihre Kindheit erinnerte sich die 52jährige Sängerin mit einer ladinischen Weise: "Nani, Nani" ist ein Wiegenlied, das im spanischen Jiddisch vorgetragen wird.

Begleitet wurde Nizza Thobi von dem vorzüglichen Akustikgitarristen Andreas Seifinger und dem Geiger Hans Jakob, der allerdings während des gesamten Abends erhebliche Intonations- und Tempoprobleme hatte. Doch darum ging es bei diesem wunderbaren Konzert zu allerletzt.

THOMAS LOCHTE
Montag, 26. April 1999 STA Feuilleton Süddeutsche Zeitung Nr. 95 / Seite 7

Süddeutsche ZeitungDAVID RECORDS

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