Trauerfeier für Ignatz Bubis
Auf der offizielle Gedenkfeier nahmen auch führende
Vertreter der Bundesrepublik aus der Politik Abschied von Bubis. Über seine
Nachfolge soll im Januar entschieden werden, Charlotte Knobloch gab
mittlerweile ihre Kandidatur für die Nachfolge von Bubis bekannt.
Am Dienstag fand in der Frankfurter Westend-Synagoge die
offizielle Trauerfeier für Ignatz Bubis statt. An der gemeinsamen
Veranstaltung des Zentralrates der Juden in Deutschland, der Frankfurter
Jüdischen Gemeinde, der Bundesregierung, des Landes Hessen und der Stadt
Frankfurt a.M. nahmen unter anderem Bundespräsident Rau, Bundeskanzler
Schröder, Außenminister Fischer und Bundestagspräsident Thierse teil.
Die Trauergemeinde wurde vom Frankfurter
Gemeinde-Vorstandsmitglied Salomon Korn begrüßt. Nach ihm hielten unter
anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Frankfurter Oberbürgermeisterin
Petra Roth, der Generalsekrtär des Jüdischen Weltkongresses Israel Singer
und die Vizepräsidenten des Zentralrates Charlotte Knobloch und Paul SPiegel
ihre Trauerreden.
Bundeskanzler Schröder rief dazu auf, mit einem entschiedenen
Eintreten für Toleranz, das Vermächtnis des Verstorbenen zu wahren. Schröder
bezeichnete Bubis als "moralische Instanz", dessen Tod ein schmerzhafter
Verlust für die gesamte Gesellschaft sei. "Ignatz Bubis hat sehr viel
erreicht, ich verneige mich vor seinem Andenken", schloss der Kanzler seine
Ausführungen. Auch der hessische Ministerpräsident Koch nannte dessen
Aussage "einen Stachel im Fleisch". Bubis habe als Brücke gewirkt, von der
aus es leichter falle, Gräben zuzuschütten.
Der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses, Israel Singer,
beklagte, den Juden in Deutschland, Europa und der Welt sei ihr Sprecher
verloren gegangen. Bubis habe mehr von Gerechtigkeit verstanden als alle
Rechtsanwälte. Michel Friedman vom Zentralrat der Juden nannte Bubis einen
überzeugten Humanisten, der die Menschen trotz allem geliebt habe, weil er
wusste, dass niemand als Rassist oder Antisemit geboren werde. Auch die
Vizepräsidenten des Zentralrats, Charlotte Knobloch und Paul Spiegel,
würdigten ihren langjährigen Mentor. Knobloch wies darauf hin, daß Bubis in
seinem unermüdlichen Einsatz mit einer halben Million Menschen gesprochen
habe, darunter viele Schüler. Spiegel hob hervor, daß Bubis für das Recht
aller Juden eingetreten sei zu leben, wo sie es wollten. Mit seiner
Liberalität habe er auch die Integration neu eingewanderter Juden aus
Osteuropa erleichtert.
Alle Trauerredner widersprachen der bekannten Aussage in einem
Interview kurz vor seinem Tode, bei dem Bubis gesagt hatte, er hätte mit
seiner Arbeit fast nichts bewirkt. Paul Spiegel versprach: "Wir werden
versuchen, unsere Arbeit in seinem Sinne fortzuführen."
haGalil 09-99