Gewerkschaftsbund profitierte von Raub der Nazis:
Österreichs Präsident Klestil will arisierte Villa als
Amtssitz
Wien - Der österreichischen Bundespräsident Thomas Klestil
hat eine neue Residenz auserkoren und sorgt damit für grossen Wirbel in der
Alpenrepublik, da es sich um von den Nazis "arisiertes Eigentum" handelt.
Es geht konkret um eine Villa und "um ein Symbol, das wohl jeder
im Ausland missverstehen würde", schrieb das Wochenmagazin "Format". Das
österreichische Staatsoberhaupt hatte nach der Scheidung von seiner ersten
Frau und der Heirat mit der Karrierediplomatin Margot Löffler im Dezember
1998 über die begrenzten Raumreserven seiner bisherigen Residenz geklagt.
Die vom First Couple als neue Residenz ausgesuchte "Villa Primavesi" im
noblen Hietzing, dem 13. Wiener Gemeindebezirk, war den einstigen jüdischen
Eigentümern Panzer vom SS-Chef Heinrich Himmler persönlich abgepresst
worden, berichtete das Magazin weiter.
Wie damals üblich wurde eine geringe Summe angewiesen, von der
noch die "Reichsfluchtsteuer" abgezogen wurde.
Die Nazis hatten das Gebäude nach 1943 als Schulungszentrum für
die SS genutzt. Nach dem Krieg war es für einen Betrag von nur 50 000
Dollar, der an die beiden Erben des ursprünglichen Hauseigentümers Panzer
gezahlt wurde, an den Österreichischen Gewerkschaftsbund gekommen. Die
Inflation und Unterschiede der Kaufkraft kalkulierend würde dieser Betrag
nur einem Kaufpreis von 6,5 Millionen Schilling (knapp eine Million Mark
oder 800.000 SFR ) entsprechen. Die Republik Österreich wäre 1999 bereit,
den unter Denkmalschutz stehenden Jugendstilbau für immerhin rund 80
Millionen Schilling (rund 11, 4 Millionen Mark oder knapp unter 10 Millionen
Schweizer Franken ) zu erwerben.
Dies würde dem Gegenwert der bisherigen Villa im noblen Döbling
entsprechen, liess die Präsidentschaftskanzlei im Zentralorgan des
Boulevards "NEUE KRONEN ZEITUNG" verlauten.
In einer ersten Stellungnahme verwahrte sich ein Sprecher des ÖGB,
des österreichischen Gewerkschaftsbundes, gegen die Vorwürfe des "FORMAT".
Thomas Klestil hält sich derzeit zu einer heftig kritisierten Staatsvisite
in Teheran auf.
SLW/ haGalil 09-99