Korn und Friedmann wollen nicht für Bubis-Nachfolge kandidieren:
Friedmann greift Regierung in Berlin scharf an
Frankfurt/Main - Salomon Korn hat seinen Verzicht auf die
Nachfolge von Ignatz Bubis als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in
Deutschland erklärt. Der Architekt und Vorstandsmitglied der jüdischen
Gemeinde in Frankfurt am Main sagte am Freitag im Hessischen Rundfunk: "Es
gibt genug für mich zu tun in den Positionen, in denen ich mich zur Zeit
befinde. Das hat meine Entscheidung entscheidend beeinflusst." Er möchte
weiter Zeit für sich und seine Familie haben, erklärte Korn, der Mitglied im
Zentralrat ist und als einer der engsten Vertrauten von Ignatz Bubis galt.
Die amtierende Vizepräsidentin des Zentralrates Charlotte Knobloch
hatte Mitte letzter Woche ihre Kandidatur angemeldet. Über die Nachfolge von
Bubis soll im Januar nächsten Jahres entschieden werden.
Michel Friedmann griff laut "Tagesspiegel" Charlotte Knobloch an,
ihre Kandidatur zu früh bekannt gegeben zu haben. Friedmann selbst gab den
Verzicht auf seine Kandidatur bekannt. Friedmann, der Wissenschaftsminister
im Saarland werden soll und zwischen 1994-1996 dem Vorstand der CDU
angehörte, griff in einem am Donnerstag in der "WOCHE" erschienen Interview
die rot-grüne Regierung scharf an und monierte zuwenig Sensibilität
gegenüber den Anliegen von ehemaligen Zwangsarbeitern und der moralischen
Verantwortung für die Verbrechen der Nazis. "Diese Bundesregierung
verwechselt Ernsthaftigkeit und Tiefe, die bei der Einordnung der Geschichte
notwendig wären, mit einer oberflächlichen Haltung des Belästigtseins," warf
er der Regierung vor.
Das Nichterscheinen Helmut Kohls bei der Trauerfeier zu Ehren
Ignatz Bubis' in der Frankfurter Westendsynagoge am 14. September
kommentierte der gelernte Anwalt und praktizierende Talkmaster ("Vorsicht
Friedmann" im Hessischen Runfunk) mit den Worten: "Jeder muss wissen, was er
tut oder nicht tut, und er muss seine innere Begründung selbst finden."
Bei der Nachfolgediskussion um den Vorsitzenden des Zentralrates
der Juden scheint sich immer mehr die Position von Andreas Nachama,
Vorsitzender der Gemeinde zu Berlin, durchzusetzen, wonach ein Überlebender
der Shoah die Nachfolge von Bubis antreten sollte. Dies würde auf Charlotte
Knobloch und Paul Spiegel hindeuten. Überraschungen sind jedoch nicht
auszuschliessen.
SLW / haGalil 09-99