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Meldungen aus den Jahren 1995 - 1999 |
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Die letzten Schergen werden noch immer gesucht:
Eine Warnung an die Mörder von Morgen
Heute Abend im ZDF (Donnerstag, 10. Juni 1999, 22.30 Uhr)
Die ZDF-Dokumentation - Der Nazijäger
ZDF-Reporter Jens Monath hat den "Nazijäger" Efraim Zuroff ein paar
Wochen lang mit der Kamera begleitet. Sein Film zeigt mühsame - und oft auch
erfolglose - Kleinarbeit bei der Suche und Überführung von Schergen.
Manchmal möchte der Nazijäger Efraim Zuroff alles hinschmeissen. Da hat
er jahrelang einen Verbrecher verfolgt - und dann machen Richter,
Staatsanwälte oder Ärzte seine Arbeit zunichte: der Angeklagte sei zu
alt, zu krank, oder seine Schuld sei nicht eindeutig nachweisbar. Doch
der kleinste Erfolg macht Zuroff neuen Mut. Seit Jahren jagt er in aller
Welt Nazis und deren Kollaborateure, Leute, die am Holocaust aktiv
beteiligt waren.
Der
ZDF-Reporter Jens Monath hat den "Nazijäger" Efraim Zuroff ein paar
Wochen lang mit der Kamera begleitet. Sein Film, der am 10.6. um 23:00
Uhr in ZDF läuft und den haGalil im Rahmen eines Vortrags von Efraim
Zuroff in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vorführt, zeigt mühsame und
oft auch erfolglose Kleinarbeit bei der Suche und Überführung von
Schergen.
Man könne die Täter, so Zuroff, nicht einfach schonen, weil sie heute
alte Männer sind und manchmal im Rollstuhl in den Gerichtssaal kommen.
"Zeit darf kein Schutzschild sein. Diese Leute kannten kein Pardon, als
sie Kinder, Frauen und Greise umbrachten. Man muß ihnen auch heute noch
den Prozeß machen - als Warnung an all jene in der Welt, die
Kriegsverbrechen begehen."
Zuroff ist wohl der einzige noch aktive Nazijäger. In Litauen erreichte
er in jahrelanger Kleinarbeit, daß zwei Nazi-Kollaborateure vor Gericht
gestellt wurden. Dank seiner Ermittlungen wurde der KZ-Kommandant Dino
Sakic gefaßt und in Kroatien vor Gericht gestellt. In einem Flugblatt
riefen dessen Sympathisanten auf, es Zuroff heimzuzahlen. Der Nazijäger
lebt gefährlich. Ausgerechnet in den Ostländern, die nach der Wende 1990
einen neuen Weg einschlugen, fehlt der Wille, mit der Vergangenheit
abzurechnen.
In Kroatien und Litauen ist Zuroff gleichsam "persona non grata". Denn
er beklagt immer wieder, was viele einfach nicht hören wollen: der
Holocaust habe eine europäische Dimension, und gerade in Kroatien und
Litauen lebten noch immer zahlreiche Kollaborateure. Nur wenige sind
verurteilt worden. Doch auch in Deutschland gibt es noch immer
Nazi-Schergen, die unbehelligt geblieben sind. Zum Beispiel der einstige
Gestapo-Chef von Kattowitz, Johannes Thämmler. Er wird des vielfachen
Mordes beschuldigt. Ein Ermittlungsverfahren ist eingeleitet, doch die
Verurteilung scheint fraglich, obwohl polnische Stellen viele Beweise
gegen Thämmler vorgelegt haben. Der Nachweis einer einzelnen Mordtat ist
nach so vielen Jahrzehnten fast unmöglich.
Am Jisrael chaj:
Wege in die Zukunft
Der immer tiefer werdende Riss in der
israelischen Gesellschaft zwischen religiösen und säkularen
Juden macht dem im Sinne der Bnai Akiva moderat erzogenen Zuroff
sehr zu schaffen. Auch das Wiedererstarken nazistischer
Bewegungen und die immer umfangreichere und agressivere Verbreitung
antisemitischer Propaganda - nicht zuletzt mit Hilfe neuer
Technologien und modernster Medien - in immer mehr Ländern der Welt,
ist ein weiterer Bereich, der Zuroff Sorgen bereitet. Am schlimmsten
aber ist die Gleichgültigkeit, mit der die Mehrheit diesen
Entwicklungen begegnet. |
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Kreative Initiativen:
haGalil onLine steht für mich weltweit an der Spitze
"Ich habe vor kurzem 'haGalil onLine' entdeckt. Es ist kaum zu
glauben, mit welch hohem persönlichen Einsatz - und welch
vergleichsweise geringen Finanzmitteln, hier eine hervorragende Antwort
auf viele der angesprochenen Probleme geschaffen wurde. Was das Internet
angeht steht haGalil onLine für mich weltweit an der Spitze. Selbst im
viel umfangreicheren englischsprachigen Angebot habe ich nichts
vergleichbares gefunden", so Zuroff im Gespräch mit SLW. "Es werden
immer Einzelne sein, die eine notwendige Arbeit erkennen - und tun - und
es werden immer viele sein, die versuchen werden diese Arbeit zu
verhindern, zu boykottieren und verächtlich zu machen".
Hinter der Fassade des manisch die Untersuchungen treibenden
Erforschers von Kriegsverbrechern des 2.Weltkrieges, zeigt sich also ein
gegenwärtigen Entwicklungen durchaus zugewandter Integrator. Die Worte
Wiesenthals, der seine Tätigkeit als "eine Warnung an die Mörder von
morgen" verstanden wissen will, scheint in einer Welt, in der ethnische
Säuberungen und Mord die Nachrichten beherrschen, aktueller denn je.
Zuroff scheint ein Garant, daß diese Botschaft weitergetragen wird.
SLW, haGalil onLine

haGalil onLine -
Mittwoch 09-06-99 |
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auch zu Dokumentationszwecken. |
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